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Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Farce.
    Als Blutsaugerin war man anderen Regeln unterworfen. Die musste Marsha akzeptieren.
    Das Menschliche war nicht ganz verschwunden. Zwar brauchte sie nicht mehr zu atmen wie ein normaler Mensch, aber bei ihr kehrte das Erinnerungsvermögen zurück. Und das wiederum drehte sich um eine bestimmte Person.
    Sie dachte daran, dass sie Florence Turner in der Garderobe allein getroffen hatte. Trotz des ausdrücklichen Wunsches, den Raum nicht zu betreten, war sie hineingegangen, und da war diese schicksalhafte Begegnung nicht ausgeblieben.
    Sie erinnerte sich an die Umarmung der schönen Florence und auch daran, wie sie ihre Zähne in die linke Halsseite geschlagen hatte. Von da an war alles anders gewesen. Da hatte Marsha ihr Menschsein intervallweise verloren.
    Jetzt handelte sie nur nach den uralten Gesetzen der Vampire. Sie fand all das positiv, was dazu gehörte. So wollte sie nicht unbedingt in der Helligkeit stehen. Das Licht störte sie schon, auch wenn es nicht von der Sonne abgestrahlt wurde. Marsha liebte die Dunkelheit. Die Nacht war ihre Freundin, ebenso wie sie vom kalten Licht des Mondes beflügelt wurde.
    Marsha drehte sich vom Spiegel weg und ging die ersten Schritte. Zwar nicht so locker und sicher wie in ihrer ersten Existenz, aber sie kam damit zurecht. Das war es letztendlich, was zählte, und so fand sie ihren Weg zur Tür.
    Bei jedem Auftreten hörte sie das leise Echo. Den Mund hielt sie nicht geschlossen, weil sie die Spannung spürte, die sich der oberen Zahnreihe bemächtigt hatte. Die Zähne wuchsen weiter. Sie würden länger werden und auch noch spitzer.
    An der Tür blieb sie nicht stehen. Noch in der Bewegung zog Marsha sie, auf und ging sofort über die Schwelle hinweg hinein in den Gang, der in trübes Licht getaucht vor ihr lag.
    Sie wollte Blut. Sie wollte Menschen. Aber sie wollte auch nicht auffallen.
    In ihrem Kopf befand sich ein Raster. Marsha arbeitete lange genug mit der Truppe zusammen und auch in diesem Theater, um sich bestens auszukennen. Sie wusste auch, dass es nicht gut war, wenn sie die Bühne betrat, denn dort hielten sich die Schauspieler auf. Das Stück lief noch, aber es würde bald Pause sein. Dann kamen sie in die Garderoben, um sich auszuruhen.
    Es gab noch einen Weg. Allerdings war der etwas unbequem und führte in die Höhe. Hinauf in den Schnürboden. Er war der Arbeitsplatz für die Beleuchter und Bühnenarbeiter. Sie blieben auch während der Pause dort.
    Marsha lächelte und drehte sich nach rechts. Jetzt war ihr Ziel fest und klar…
    ***
    Der Schrei war echt gewesen. Der gehörte nicht zum Grusical. Das wussten Sarah, Jane und ich, auch ohne dass wir uns extra verständigen mussten.
    Lady Sarah starrte auf den geschlossenen Vorhang und flüsterte uns zu: »Allmählich glaube ich auch, dass ihr recht habt. Mit dieser Florence stimmt was nicht.«
    »Es muss nicht sein«, wiegelte ich ab, »aber…«
    Jane ließ mich nicht ausreden. »Was soll das Aber, John? Es ist am besten, wenn wir nachschauen.«
    »Finde ich auch!« stimmte Sarah zu.
    »Ohne dich!«
    »Nein, Jane, ich gehe mit. Drauf bestehe ich sogar. Ihr seid den Leuten dort fremd. Mich aber kennt man. Deshalb kann ich euch einige Brücken bauen.«
    Wir kannten die Horror-Oma. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie nicht davon abzubringen. Ich dachte noch einmal an den Schrei. Er war von einer Frau abgegeben worden.
    Vielleicht von der Hexe? Oder den beiden Tänzerinnen?
    Es brachte nichts, wenn wir zu lange warteten. So übernahm ich die Führung. Die Beretta mit den geweihten Silberkugeln im Magazin trug ich ebenso bei mir wie das Kreuz. Beides waren Waffen, die Vampire und auch andere Schwarzblütler für immer vernichten konnten. Noch war es nicht sicher, ob wir es mit einer Blutsaugerin zu tun bekamen. Ausschließen wollte ich es jedoch nicht.
    Ich übernahm die Führung. Von den Seiten her war die Bühne zu betreten. Über kleine Treppen mit nur wenigen Stufen. Ein Geländer gab es auch. An dem hielt sich Lady Sarah fest. Ich hörte auch das Auftacken ihrer Stockspitze gegen das Holz.
    Der Vorhang war dicht wie eine weiche Wand und auch bis zu den Seiten hin zugezogen. Ich schob mich über den dunklen Bühnenboden daran entlang und roch sogar den Staub, der sich im Stoff eingenistet hatte. Dann lag das Ende vor mir. Ich umfasste es mit der linken Hand und schob den schweren Stoff etwas zurück.
    Mir war der erste Blick auf die Bühne gegönnt. Sie war menschenleer, aber

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