Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
los.
Meine nächtlichen Fantasien sind normalerweise keine freudschen Rätsel.
Ohne Sattel auf einem Pferd. Okay, den Traum kennen die meisten von uns.
Katy? Okay. Ich machte mir Sorgen um sie.
Die goldene Blesse? Der Riementang? Der Hai?
Um acht gab ich es auf und ging nach unten in die Küche.
Ryan hatte die Espressomaschine bereits angeworfen. Gut. Das Ding jagte mir eine Heidenangst ein.
»Perry hat diesen Strand gesperrt.« Ryan deutete auf den Lokalteil des Honolulu Advertiser. »Eins muss man der Dame lassen. Sie ist schon was Besonderes. Und sieht ziemlich gut aus.«
Nur wenn man sie über einen Penis hinweg anvisiert. Diesmal sagte ich es nicht.
Ich überflog den Artikel. Er berichtete, dass Halona Cove bis auf Weiteres für Schwimmer gesperrt war, nannte aber keinen Grund dafür.
Bei Kaffee und Toast arbeiteten Ryan und ich einen Plan aus.
Zuerst würden wir die Punchbowl besuchen. Auch wenn die Mädchen vielleicht nicht begeistert sein würden. Pech. Es war Ryans Idee. Und eine gute. Ich war schon mal dort.
Die Punchbowl ist der Tuffkegel eines erloschenen Vulkans mitten in der Stadt Honolulu. Der Krater entstand, als heiße Lava durch Risse in den Korallenriffen drang, die bis zum Fuß der Koolau-Bergkette reichen.
Heiße Lava?
Ganz ruhig. Die Eruption geschah vor 100 000 Jahren.
Es gibt verschiedene Erklärungen für den hawaiianischen Namen der Punchbowl, Puowaina. Die meisten übersetzen ihn in etwa mit »Hügel des Opfers«. Angeblich benutzten die hawaiianischen Eingeborenen den Ort für Menschenopfer an ihre Götter. Der Legende nach wurden hier auch Tabubrecher hingerichtet. Später ließ Kamehameha Kanonen am Kraterrand aufstellen, um berühmte Ankömmlinge mit Salutschüssen zu begrüßen und wichtige Feierlichkeiten zu eröffnen.
In den 1930er Jahren benutzte die Hawaii National Guard die Punchbowl als Schießstand. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Tunnel durch den Kraterrand gegraben, um dort Geschützbatterien zum Schutz der Häfen der Insel, Honolulu und Pearl, aufzustellen.
Da man Ende der Vierziger eine letzte Ruhestätte für Opfer des Kriegs brauchte, die in provisorischen Gräbern in Guam lagen, genehmigte der US-Kongress Gelder, um dort einen nationalen Friedhof zu erreichten. Achthundert Unbekannte aus dem Koreakrieg folgten. Mitte der Siebziger kamen auch noch Vietnamopfer dazu.
Ernie Pyle ist in der Punchbowl beerdigt. Und auch der erste hawaiianische Astronaut, Ellison Onizuka, der in der Challenger ums Leben kam.
Nach der Punchbowl wollten wir an die Nordküste fahren, uns in den Sand legen und das berühmte geschabte Eis Hawaiis probieren.
Nach so vielen Stunden der Kameradschaft würden Lily und Katy zu Hause bleiben, und die Erwachsenen würden einen Abend in der Stadt genießen. Wir hatten ihn dringend nötig.
Obwohl man unsere kleine Truppe wohl kaum für die Waltons gehalten hätte, verlief der Tag einigermaßen gut.
Der Ausgehabend der Erwachsenen sollte sich als ein Wendepunkt erweisen.
22
Ryan suchte das Restaurant aus. Seine Kriterien? Die Nähe zum Waikiki Beach war der einzige Grund, den ich mir vorstellen konnte.
Wir aßen im Ha'aha'a Seafood and Steakhouse, dem hawaiianischen Wal-Mart der Speise-Etablissements. Meine Zweifel begannen schon mit dem Tisch.
Wir bekamen einen Platz in einer dunklen Ecke, nur Zentimeter von einer Band entfernt, deren Repertoire vermutlich noch in der Moanalua Highschool beschlossen worden war. Ich schätzte das Abschlussjahr auf etwa 1965.
Die Zweifel wuchsen mit der Karte. Sechs der neun Seiten waren Drinks gewidmet, die meisten mit Namen, die unglaublich schlechten Wortspielen entstammten. Son of a Beach Daiquiri. I Lava Party Bacardi. O'Lei Margaritas.
Ryan bestellte ein Kona-Bier und gegrillten Mahi-Mahi-Fisch. Ich entschied mich für eine Virgin Colada und Cilantro Shrimp.
Der Drink war nicht schlecht. Beim Mischen von Ananassaft und Kokosmilch kann man kaum etwas falsch machen.
Ryan und ich unterhielten uns, während wir auf das Essen warteten. Schrien uns an, um genau zu sein. Über Unvergesslichkeiten wie My Waikiki Mermaid und Pearly Shells hinweg.
Ryan entschuldigte sich für Lily. Ich entschuldigte mich für Katy. Er bot an, vom Haus in ein Hotel umzuziehen. Ich sagte ihm, das sei nicht nötig.
Eine Discokugel über unseren Köpfen schickte Lichtsplitter durch den Raum. Groovy.
»Nicht unbedingt der Weg ins Herz eines Mädchens.« Ryans Gesicht wurde saphirblau, als ein farbiger Spot, der
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