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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gelassen, lächelte beinahe. Sie rollte sich auf dem Sofa zusammen und sagte keinen Ton.
    Ich schaute zu Ryan hinüber. Er hob fragend die Augenbrauen.
    Ich nickte in Lilys Richtung.
    Ryan schnitt beinahe eine Grimasse.
    Ich nickte noch einmal, nachdrücklicher.
    »War das deine Mom?«, fragte Ryan seine Tochter so beiläufig wie möglich.
    »Nein.«
    Ich tat so, als sei ich völlig in mein Buch versunken.
    Sekunden vergingen. Eine ganze Minute.
    »Anderson Cooper hat wirklich tolle Haare.« Lilys Blick blieb starr auf den Fernseher gerichtet. »Aber ich habe gehört, er ist ziemlich klein.«
     
    Am Montag versprach Ryan Lily, mit ihr zur Nordküste zu fahren. Sie wollte das Turtle Bay Resort besuchen, wo Szenen aus Me wieder Sex mit der Ex gedreht worden waren. Er wollte einige Zeit alleine mit seiner Tochter verbringen.
    Katy blieb zu Hause, um an ihrem Blog zu arbeiten.
    Der Verkehr in der Stadt war ein einziges Gewühl. Es war schon fast acht, als ich Hickam erreichte.
    Kein Problem. Danny fuhr zwei Autos vor mir auf den JPAC-Parkplatz. Er wartete, während ich einparkte und aus meinem Cobalt stieg.
    »Aloha.«
    »Aloha.«
    »Klasse Karre«, stichelte er. »Sehr lustig.«
    »Du könntest Avis anrufen, versuchen, was Größeres zu kriegen.«
    »Rentiert sich nicht. Ich habe in North Carolina einen Fall, also bin ich in ein oder zwei Tagen schon wieder hier weg.«
    »Du bist doch eben erst angekommen.«
    »Ich bin seit zehn Tagen hier.«
    »Was ist mit dem Fall, den du mit Perry bearbeitest?«
    »Fälle.«
    Im Gehen erzählte ich ihm von dem zweiten Haiopfer, dem Loch von dem Streckverbandsnagel und dem Fragment des Knöcheltattoos.
    »Bei dem einen oder dem anderen sollte Perry einen Treffer landen«, sagte Danny.
    »Das glaube ich auch. Und da es nicht mehr Überreste gibt, kann ich auch nicht mehr tun.«
    »Deine Arbeit hier ist getan.«
    »Meine Arbeit hier ist getan. Nachdem wir uns die Fotos von Luis Alvarez angeschaut haben.«
    Mir fiel auf, dass Danny sich einen dieser bleistiftdünnen Backenbärte wachsen ließ, die unergründlicherweise bei Männern zurzeit so beliebt sind.
    »Lässt du dir einen Bart wachsen?«, fragte ich. »Ich versuch's mal.« Er hob das Kinn und drehte es von einer Seite zur anderen. »Was hältst du davon?«
    »Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.« Das Kinn senkte sich wieder.
    Wir waren im Korridor, der zum CIL-Flügel führte, als Lyndon Mulcahy mit einem Pappkarton vor der Brust in der Lobby auf der anderen Seite des Glases auftauchte. Eine Topfpalme ragte auf der einen Seite heraus, irgendeine Trophäe auf der anderen.
    Mulcahy runzelte die Stirn. Was für ein Schock. Danny öffnete die Tür und hielt sie weit auf. Mulcahy hob den Kopf. Aus dem Stirnrunzeln wurde eine richtig böse Miene.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte Danny.
    »Sie haben schon genug getan.«
    »Hören Sie, das muss doch nicht persönlich -«
    »Wirklich? Muss es nicht?«
    Was für ein Arschloch, dachte ich, hatte aber sofort ein schlechtes Gewissen. Schließlich hatte der Kerl eben etwas verloren, das er bis jetzt als Karrierejob betrachtet hatte.
    »Wenn Sie noch mehr Kartons haben, helfen wir Ihnen sehr ge-«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Mulcahy schnitt mir das Wort ab.
    Ich schaute ihm in die Augen.
    Und sah darin nackten Hass in meine Richtung blitzen. Wortlos traten Danny und ich beiseite. Als Mulcahy durch die Tür trat, streckte er einen Ellbogen aus und stieß mich in die Brust. Überrumpelt taumelte ich zurück.
    »Arschloch«, sagte Danny zu Mulcahys Rücken. Zu mir: »Alles okay?«
    »Mir geht's gut.«
    »Der Wichser hat das absichtlich getan.«
    »Er macht nur seinem Ärger Luft«, sagte ich. »Ich bin ein leichtes Ziel.«
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    »Der Mann hat eben seinen Job verloren.«
    »Er verliert seine Eier, wenn er so was noch mal probiert.« Sir Danny, Rächer der busengeboxten Dame.
    Während Danny Kaffee holen ging, machte ich es mir in seinem Büro mit der Alvarez-Akte bequem.
    Die alten Schwarz-Weiß-Bilder waren genau so wie in meiner Erinnerung.
    Ich schaute nur kurz auf das Kopf-und-Schulter-Porträt des Soldaten Alvarez in Uniform. Kein Lächeln. Das brachte uns nichts.
    Ich nahm das Foto der neun verschwitzten Soldaten in Armeedrillich mit aufgekrempelten Ärmeln zur Hand und betrachtete den Mann, auf dessen Brust mit Tinte Alvarez geschrieben war.
    Aufregung durchzuckte mich.
    Alvarez' Gesicht war von der Kamera abgewandt, als wäre er in dem Augenblick

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