Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Kenneth mit seiner ersten Frau, Nicholas mit seiner vierten. Miteinander haben sie elf Kinder und achtzehn Enkel.«
Ich rechnete schnell nach. Wenn Xander Lapasa neunundzwanzig war, als er 1968 verschwand, dann bedeutete das, dass er 1939 geboren wurde.
Offensichtlich hatte Danny meine Gedanken gelesen.
»Die überlebenden Geschwister sind alle in den Sechzigern.«
»Erzähl mir von Daddy.« Ich war mir nicht sicher, warum diese ganze Familiengeschichte von Bedeutung war, aber Danny schien mir unbedingt mitteilen zu wollen, was er herausgefunden hatte.
»Alex Lapasa kam 1956 nach Oahu und bekam einen Job in einer Tankstelle in Osthonolulu. Zwei Jahre später starb der Tankstellenbesitzer. Unfall mit Fahrerflucht. Ein handgeschriebenes Testament vermachte Lapasa die Tankstelle.«
»Klingt merkwürdig.«
»Die Polizei konnte nichts finden, was Lapasa mit dem Unfall in Verbindung brachte. Das Opfer hatte keine Familie, die nach Gerechtigkeit schrie, also wer weiß, wie gründlich die Ermittlungen waren.«
Ich sagte nichts darauf.
»Ein Hurrikan fegte die Tankstelle neun Monate, nachdem Lapasa sie übernommen hatte, von der Landkarte. Da Lapasa nun keine Einkommensquelle mehr und offensichtlich auch keine dauerhafte Liebe zum Benzin hatte, verlegte er sich auf den Verkauf von Immobilien. Und sah Potenzial darin. Er erkannte, dass viele Baby-Boomer-Eltern viele billige Häuser brauchen würden, und gründete eine Firma, die preisgünstige Häuser baute. Er errichtete einen Bungalow, verkauft ihn, baute zwei weitere.
Als Hawaii 1959 Bundesstaat wurde, explodierte die Bauindustrie. Lapasa beschaffte sich Kredite, expandierte, verdiente Millionen. Von den Sechzigern bis zu den Neunzigern diversifizierte er. Heute hat das Lapasa-Imperium mehr Tentakel als eine Seeanemone.«
»Klingt, als wäre der alte Alex ein ziemlich helles Kerlchen gewesen.«
»Ja.«
Ich hörte ein Stocken in Dannys Atmung. »Was ist«, fragte ich.
»Lapasa war immer, sagen wir mal, kontrovers. Einige sagten, er wäre ein moderner Midas. Andere meinten, er hätte einfach nur Glück gehabt. Aber alle waren der Meinung, dass er verdammt skrupellos war.«
»Wann starb er?«
»2002.«
»Wer führt heute die Geschäfte?«
»Der zweite Sohn, Nicholas.«
In meinem Kopf machte es gong. Ich hatte den Namen schon viele Male im Honolulu Advertiser gesehen, manchmal versehen mit den Adjektiven aalglatt oder tricky. Ja, wie Nixon.
»Der Nickie Lapasa?«
»Der Nickie Lapasa.«
Ich konnte mich noch an Berichte über Alex Lapasas Tod während einer meiner Besuche beim CIL erinnern. Das Begräbnis war ein riesiges Medienereignis gewesen.
»Wurde gegen Lapasa zum Zeitpunkt seines Todes nicht wegen RICO-Vergehen ermittelt?« Ich meinte damit den vom Kongress 1970 erlassenen Racketeer Influenced and Corrupt Organisations Act, das Gesetz gegen Korruption und organisiertes Verbrechen.
»Ja. Und das war nicht das erste Mal. Gerüchten nach hatte Alex Verbindungen zur Mafia. Man konnte ihm nie etwas nachweisen.«
Ich überlegte einen Augenblick.
»Ist Kenny Lapasa nicht Mitglied des Stadtrats von Honolulu?«
»Ist er.«
Xander war verschwunden. Marvin war gestorben. Nickie und Kenny lebten und ließen es sich gut gehen. Ich dachte über die Schwestern nach.
»Haben Mamie und Hesta auch mit dem Familienimperium zu tun?«
Danny schnaubte. »Das ist eindeutig nicht der Lapasa-Stil.«
»Soll heißen?«
»Keine Mädchen gestattet.«
»Und doch war es Theresa-Sophia, die wegen Xanders Verschwinden mit der Army korrespondierte.«
»Der alte Mann betrachtete Briefschreiben wahrscheinlich als unter seiner Würde.«
»Was denkst du, warum ging Xander nach Vietnam?«
»Es gab Gerüchte über Lapasas Verwicklung in den Drogenhandel. Vielleicht schickte er seinen Jungen nach Südostasien, um die Nachkriegsmöglichkeiten zu erkunden. Du weißt schon, Drogenquellen, Transportalternativen.«
»Mit wem hast du gesprochen?«
»Tricky Nickie. Es war, als wollte ich mich zu Obama durchstellen lassen.«
»Wie reagierte er?«
»Anfangs war er skeptisch. Ich sagte ihm, die Zahnidentifikation sei zwar noch inoffiziell, aber ziemlich solide, und fragte, ob Xander sich je irgendwelche Knochen gebrochen hätte. Er sagte, Xander hätte sich bei einem Autounfall im Sommer nach seinem ersten Jahr in der Highschool Kiefer und Schlüsselbein gebrochen. Ich beschrieb ihm die verheilten Brüche, die wir auf den Knochen und den Röntgenaufnahmen entdeckt
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