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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Probe für einen DNS-Test abgeben wollen?«
    »Nein. Dürfen Sie nicht.«
    Durch ein Fenster sah ich auf der anderen Straßenseite eine Statue von Sun Yatsen. Er sah so unbeugsam aus, wie Plato klang.
    »Die Prozedur ist nicht schmerzhaft«, sagte ich.
    »Schmerzhaft? Ich sage Ihnen, was schmerzhaft ist. Dass einem jemand sagt, dass der eigene Junge nicht der eigene Junge ist. Das ist schmerzhaft. Das ist verdammt schmerzhaft.«
    »Sir, das ist nicht —«
    »Sie alle haben doch keine Vorstellung, welches Leid Sie verursachen können.«
    Lowery wurde mit jedem Wort schärfer.
    »Die ganzen Jahre lang habe ich mir gesagt, dass die Vergangenheit vergangen ist. Diese Arzte und Schwestern mit ihren Nadeln und Sonden und Fantasiewörtern. Es war verrückt. Sie waren verrückt. Diese Trottel und ihre Tests haben mich beinahe meine Familie gekostet.«
    Die Stimme des alten Mannes zischte aus dem Handy an meinem Ohr.
    »Und das Beschissenste daran? Sie sind trotzdem alle gestorben. Spider. Tom. Harriet. Letztendlich haben die Arzte und diese ganze Wissenschaft rein gar nichts gebracht.«
    Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Ryan mein Gesicht betrachtete.
    »Und jetzt kommt die Army daher und will dieses ganze Kuddelmuddel noch mal aufwühlen. Ich glaubte damals schon nichts, und ich glaube auch jetzt nichts. Es ist vorbei. Spider war mein Junge. Er starb im Krieg. Das ist alles. Verstanden?«
    Ich lauschte einer toten Leitung.
    »Er klang ein bisschen überreizt.« Ryan legte mir einen Kloß auf den Teller.
    »Ein bisschen. Das war die größte Anzahl von Wörtern, die ich ihn je verbinden gehört habe.«
    »Warum ist er so beunruhigt?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher.« Ich legte Ryans Handy auf den Tisch. »Die Hälfte von dem, was er sagte, ergab keinen Sinn.«
    »Zum Beispiel?«
    Ich versuchte, Piatos Ausbruch in Gedanken zu rekonstruieren.
    »Im Wesentlichen geht es darum, dass er Ärzten und der Wissenschaft nicht traut.«
    »Soweit ich verstanden habe, lässt er keinen Abstrich machen.«
    »Eindeutig nicht.«
    »Und jetzt?«
    Ich hob frustriert die Hände. »Wir arbeiten mit dem, was wir haben.«
    Danny rief an, als Ryan die Rechnung bezahlte.
    Er hatte viel mehr Erfolg gehabt als ich.
    Nickie Lapasa wollte Antworten in Bezug auf seinen Bruder. Er und sein Anwalt würden ein überzeugendes Szenario ausarbeiten. Der Anwalt würde sich mit AI Lapasa in Verbindung setzten. Nickie würde anrufen, wenn er Neuigkeiten hatte.
    Ich freute mich. War aber auch verblüfft.
    Ryan ebenfalls. Hatte Nickie andere Gründe als den Wunsch nach Klarheit über Xander?
     
    An diesem Abend ging der Nebel, und der Regen kam. Rinnsale liefen die Glastür zum Balkon hinab. Hin und wieder ließ eine Windbö den Rahmen klappern.
    Um neun rief Danny an.
    »AI Lapasa hat angebissen.«
    »Im Ernst?«
    »Er kommt morgen Nachmittag in Honolulu an.«
    »Wahnsinn.«
    »Habgier ist was Wunderbares.«
    »Denkst du, es geht nur darum?«
    »Wer weiß«, sagte Danny.
    Ich sagte es Ryan und rief dann Lang an.
    Er reagierte so wie ich, wenn auch in einer etwas farbenfroheren Prosa. Er würde mit Ding reden und mir Bescheid sagen, sobald sie einen Plan hatten.
    Schließlich brachte ich auch Hadley Perry auf den neuesten Stand.
    Sie drückte ihre Überraschung so facettenreich aus wie Lang. Während wir redeten, entdeckte ich bei ihr auch eine gewisse Verärgerung. Weil ich an ihrem Fall mit von der Partie war und sie nicht an meinem? Weil ich mit Ryan zusammen war und sie nicht? Weil die Zeugenvernehmung, an der sie teilnehmen musste, noch nicht abgeschlossen war und sie an der Seitenlinie warten musste? Als ich Perrys Fragen beantwortete, empfand ich eine gewisse überhebliche Befriedigung. Jämmerlich, aber so ist es eben.
    In dieser Nacht wollte der Schlaf einfach nicht kommen. Meine Gedanken waren noch immer mit den beiden Schockern der letzten Stunden beschäftigt.
    Harriet Lowerys DNS entsprach nicht der der Wasserleiche aus Hemmingford.
    Xander Lapasa könnte noch am Leben sein.
    Hatten Danny und ich einen zu großen Sprung gemacht, als wir die antemortalen und die postmortalen Röntgenaufnahmen der Zähne verglichen? Das Füllungsfragment? Die Unterkieferbrüche?
    Warum spielte Nickie Lapasa bei meinem Plan mit? Was hoffte er durch AI Lapasas Anwesenheit in Honolulu zu gewinnen? Glaubte er tatsächlich, dass der Mann sein Bruder war?
    Xander Lapasa verschwand 1968 in Vietnam. Hatte er überlebt? Diese ganzen Jahre als AI Lapasa gelebt? Falls ja,

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