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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Protokoll zur Hand nahm, das Leon noch in der Nacht unterzeichnet hatte. »Die Frau war Ihnen vollkommen unbekannt?«
    »Ja.«
    Der PPU-Mann zögerte. Dann sagte er: »Ihr Name war Conchita Perreira.«
    Leon stutzte. »War das nicht ...«
    »Dasselbe Zimmermädchen, das vor fünfzehn Jahren die Leichen von Nicholas Bradley und Jacqueline Bresson entdeckt hat«, ergänzte Hearing, wobei er seinen Zeugen aufmerksam beobachtete. »Sie hat bis vor sieben Jahren im Beau Rivage gearbeitet und dann gekündigt, um sich um ihrekranke Mutter zu kümmern, bei der sie auch wohnte. Die Mutter ist zwar alt, aber hellwach hier oben«, er tippte sich an die Stirn. »Sie konnte wegen des Sturms nicht schlafen und behauptet, dass ihre Tochter einen Anruf erhalten habe, gestern Abend. Kurz darauf habe sie das Haus verlassen.«
    Leon starrte ihn an. »Sie meinen, Miss Perreira hatte eine Verabredung?«
    »Sieht zumindest so aus, oder?« Hearing zog ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. »Sie hatte nur ihren Hausschlüssel bei sich. Kein Bargeld, keine Handtasche. Und ich sehe keinen Grund, warum eine sechsundachtzigjährige Frau bei so was lügen sollte.«
    Gütiger Gott, dachte Leon mit wild klopfendem Herzen. Die Schlinge um Lauras Hals zieht sich immer enger! Wenn sie herausfinden, dass sie tatsächlich im Park war, werden sie ihr niemals glauben, dass sie unschuldig ist. Aber genau das ist sie. Sie muss unschuldig sein. Zu einer solchen Brutalität wäre sie nie und nimmer fähig.
    Bist du sicher?, stichelte Kevin. Wie gut kennst du sie wirklich?
    »Sie haben die Wunde, die der Täter Miss Perreira beigebracht hat, ja selbst gesehen«, fuhr Hearing in diesem Augenblick mit unbeteiligter Miene fort. »Wer auch immer das getan hat, ist mit äußerster Brutalität vorgegangen. Halsschlagader und Eingeweidestrang waren vollständig durchtrennt, aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem Fleischermesser.«
    Dieses Mal ist der Täter auf Nummer sicher gegangen, dachte Leon. Die Zeit der Probeschläge ist ein für alle Mal vorbei ...
    »Miss Perreira hat sich nicht gewehrt und hegte offenbarauch keinerlei Argwohn gegen denjenigen, der sie angegriffen hat.« Hearing stemmte in einer trotzigen Geste die Hände gegen die Kante seines Schreibtischs. »Was ebenfalls dafür sprechen würde, dass sie mit der betreffenden Person verabredet war.«
    »Glauben Sie, dass die Tat mit dem Doppelmord im Herrenhaus zusammenhängt?«, fragte Leon, weil er das Gefühl hatte, dass Hearing genau das von ihm erwartete. Und dass er alles nur noch schlimmer machen würde, wenn er das Thema aussparte.
    Der PPU-Mann lächelte sein freudloses Lächeln. »Na ja«, sagte er, »es ist verdammt schwer, da nicht auf gewisse Parallelen zu kommen, oder?«
    »Aber die Sache ist fünfzehn Jahre her«, wandte Leon ein. »Wenn Miss Perreira etwas gewusst hätte, hätte sie es doch längst gesagt, oder?«
    »Natürlich besteht immer die Möglichkeit, dass eine Zeugin absichtlich oder unabsichtlich Informationen zurückhält«, entgegnete Hearing in gleichgültigem Ton. »Andererseits war der Umstand, ihren Chef mit eingeschlagenem Schädel auf dem Küchenboden zu finden, offenbar das mit Abstand Spektakulärste, was Miss Perreira in den fünfundfünfzig Jahren ihres Lebens widerfahren ist. Und sie hat die Story seit fünfzehn Jahren jedem aufgetischt, der sie hören wollte.«
    »Dann ist es aber doch eher unwahrscheinlich, dass der Mörder von damals es für nötig gehalten haben sollte, sich nach all diesen Jahren einer potentiellen Mitwisserin zu entledigen«, schloss Leon hoffnungsfroh.
    »Grundsätzlich ja«, entgegnete Hearing. »Es sei denn, er hätte sich gerade erst wieder daran erinnert.«

3
    Mia war im Atelier. Schon wieder ...
    Die Tür zur Scheune stand einen Spaltbreit offen, dahinter brannte Licht.
    Laura blickte durch die vergilbte Scheibengardine und dachte wieder an den Tag, an dem Madame Bresson ins Herrenhaus eingezogen war. Wut und Stress schienen ihre Schwester zu künstlerischen Ausbrüchen zu treiben, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass sie sich heute schon in aller Herrgottsfrühe in ihr Atelier zurückgezogen hatte. Dort saß sie nun wie eine Spinne in ihrem Netz, und Laura wurde von Minute zu Minute nervöser. Sie hatte sich eine Tasse Milch gewärmt und ein paar Teelöffel Zucker hineingerührt. Josh hatte in den vergangenen Stunden schon genug mitgemacht, da brachte sie es einfach nicht fertig, ihm auch noch eine Portion Koffein

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