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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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die nach dem Vordruck eines Rezepts oder einer Überweisung aussah. Leon klickte in das Kreuz in der oberen rechten Ecke und machte sich auf die Suche nach dem Programm, mit dem die Krankenakten verwaltet wurden. Nach ein paar entmutigenden Fehlversuchen fand er schließlich einen Ordner, der viel versprechend aussah und den bezeichnenden Namen »History« trug.
    BRADLEY, tippte er in das für den Patientennamen vorgesehene Feld der Suchfunktion.
    Als Ergebnis erhielt er eine Auswahlliste mit Namen:
    BRADLEY, ARCHIBALD.
    BRADLEY, CHARLES S.
    BRADLEY, CHRISTOPHER.
    UND SCHLIESSLICH: BRADLEY ... MIA. Tatsächlich!
    Leon merkte, wie seine Hände vor Aufregung feucht wurden, als er den Cursor mit eiligen Mouseklicks über den Bildschirm jagte. Die Patientenakten waren chronologisch angelegt. Leon wählte das Mordjahr und registrierte das entfernte Summen des Aufzugs, während er die Einträge überflog. RICHARD D. HOPKINS, Facharzt für Klinische Psychologie. Darunter der ebenfalls eingescannte Begleitbrief, beginnend mit: »SEHR GEEHRTER HERR KOLLEGE«. Der Fahrstuhl setzte sich erneut in Bewegung und stoppte kurz darauf im Erdgeschoss, und Leon blieb fast das Herz stehen, als just in diesem Augenblick sein Handy zu klingeln begann.
    Er fuhr in die Tasche seines Jacketts und bekam das Mobiltelefon zu fassen. Ein hastiger Tastendruck, ANRUFANNEHMEN. Dann tönte Kevins sonore Stimme aus dem Gerät.
    »Ich bin da«, verkündete er unsentimental. »Die Frage ist nur, wo ich jetzt hinmuss.«
    »Pass auf«, flüsterte Leon, so leise er konnte. »Ich rufe dich in fünf Minuten zurück, okay?«
    Sein Freund stutzte hörbar. »Hey, wieso sprichst du so leise?«
    »Weil ich verdammt in der Scheiße sitze, wenn man mich hier erwischt«, raunte Leon, ein Ohr noch immer draußen im Treppenhaus. Doch von dort schien alles ruhig.
    Gott sei Dank!
    »Was zur Hölle machst du?« Kevin klang besorgt.
    »Ich sehe mir Mia Bradleys Krankenakte an«, antwortete Leon, während die Buchstaben auf dem Bildschirm wild durcheinander tanzten und sich anschließend zögerlich wieder zu Worten gruppierten. Zu Informationen.
    »Was?«, schnappte Kevin am anderen Ende der Leitung. »Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?«
    »Ja, vermutlich«, räumte Leon mit tiefer innerer Überzeugung ein. »Aber das erzähle ich dir später. Jetzt muss ich erst mal hier raus.«

13
    Laura war bereits halb die Treppe hinauf, als ihr einfiel, dass sich die Bilder aus Mias Fotokiste noch immer in ihrer Handtasche befanden. Nicht, dass es noch etwas ausgemacht hätte, wenn Mia ihren Verlust bemerkte. Aber ausirgendeinem unerfindlichen Grund wollte sie die Fotos nicht bei sich haben.
    Sie machte kehrt und rannte zum Vorratsschrank, wo sie die Aufnahmen kurzerhand in den obersten Karton stopfte. Als sie die Türen wieder schließen wollte, hörte sie Mias Schritte im Hof.
    Etwas in ihr drängte zur Haustür, ins Freie, doch dann musste sie die Tüte mit ihren Beweisen zurücklassen. Und das durfte sie nicht! Die Tüte mit den spärlichen Indizien eines alten Hasses, jener unheimlichen Bedrohung, die ihre Mutter empfunden hatte, war das Einzige, was ihr blieb.
    Also stürzte sie in die Küche anstatt zur Haustür, riss ihre Tasse aus der Spüle und setzte sich auf die Truhenbank. Vielleicht gelang es ihr, Mia irgendwie zu überlisten. Vielleicht verschwand sie gleich wieder.
    Wenn sie allerdings ins Atelier hinüberging ...
    Der Gedanke ließ Laura erschaudern. Wenn Mia ins Atelier hinüberging, konnte sie nur noch eins tun: um ihr Leben rennen.
    Oder war ihre Schwester am Ende schon dort gewesen? Was machte sie eigentlich so sicher, dass die Schritte, die sie gehört hatte, tatsächlich vom Schuppen gekommen waren?
    Sie sprang auf, doch da fiel bereits die Hintertür ins Schloss. Ein leises Knarren in der Diele, dann wurde die Tür aufgestoßen und Mia stand vor ihr.
    Sie schien überrascht zu sein, ihre Schwester in der Küche vorzufinden, sagte aber nichts. Stattdessen ging sie geradewegs auf den Kühlschrank zu und nahm eine Vorratsdose mit Aufschnitt heraus. Dann angelte sie eineTüte Chips vom Küchenschrank, riss sie auf und stopfte sich gierig eine Handvoll in den Mund. Dazu aß sie Wurst. Scheibenweise, gerollt. Alles im Stehen und ohne ein Wort.
    Madame Bresson hat auch so gefressen, dachte Laura. »Und?«, fragte Mia zwischen zwei Bissen. »Wie läuft's?«
    Rede mit ihr! Wiege sie in Sicherheit und warte auf eine Gelegenheit zur Flucht, bevor sie ins

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