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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Hand an seine Stirn und sah Leon aus halb geschlossenen Augen prüfend an – »... nachgedacht?«
    »Über alles Mögliche.«
    »Das klingt einigermaßen global.«
    »So fühlt es sich auch an.« Leon rollte ein Stück vom Schreibtisch weg. »Und wie läuft's bei dir?«
    Doch sein Freund wischte den Ausweichversuch mit einer entschiedenen Geste beiseite. »Es hat mit Laura zu tun, stimmt's?«
    »Wie kommst du darauf?«
    Kevin sah an ihm vorbei, aus dem Fenster. Offenbar hielt er eine Antwort auf diese Frage für reine Zeitverschwendung. »Die Frau tut dir nicht gut«, befand er stattdessen in vollkommen wertfreiem Ton.
    »Du hast sie noch nie leiden können«, stellte Leon ebenso sachlich fest.
    Kevin schien einen Augenblick ernsthaft über dieses Argument nachzudenken. »Nein«, erklärte er dann. »Das würde ich so nicht sagen.«
    »Nicht?«
    »Ich fand sie immer ziemlich ... undurchsichtig. Ja, ich glaube, das ist das richtige Wort.«
    »Vielleicht hat sie einen guten Grund dafür.«
    »Wofür? Undurchsichtig zu sein?«
    »Vielleicht muss sie sich selbst schützen.«
    Müssen wir das nicht alle?, sagte Kevins Blick. Doch er sprach den Gedanken nicht aus, sondern ging, ganz wie es seiner Art entsprach, ohne Zögern zum Angriff über: »Ich habe dir von Anfang an gesagt, was ich von ihrem Ruf halte.«
    »Ja, das hast du«, entgegnete Leon halb bitter, halb amüsiert.
    »Laura ist definitiv kein Kind von Traurigkeit gewesen, bevor ihr euch kennengelernt habt«, fuhr Kevin unbeirrt fort. »Und nach allem, was man sich erzählt, hat sich daran auch nicht nennenswert was geändert.«
    »Mich interessiert nicht, was die Leute sagen.«
    »Warum nicht?« Kevins Ton wurde scharf wie immer, wenn er sich im Recht und zugleich hilflos fühlte. »Verdammt, Leon, vielleicht kann ich nicht verhindern, dassdu dich an jemanden hängst, der in keiner Weise zu dir passt. Aber ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass du dir irgendwelche Illusionen über eine Frau machst, die dir derart nahegeht. Ob dir das nun passt oder nicht. Und dass das mit Laura mehr als eine flüchtige Affäre für dich ist, wirst du ja wohl kaum leugnen wollen.«
    »Nein«, sagte Leon, indem er das charismatische, wenn auch ein wenig verlebt wirkende Gesicht seines Freundes betrachtete. Sie waren unzertrennlich, seit sie vierzehn waren, und schon damals hatte Kevin nirgendwo etwas anbrennen lassen. So loyal und anhänglich er als Freund war, so unzuverlässig und egoistisch benahm er sich als Partner. Etwas, das Leon bei aller Zuneigung zu Kevin nie restlos verstanden hatte. Er hatte die Frauen an der Seite seines Freundes kommen und gehen sehen. Er hatte Phasen überschwänglicher Verliebtheit ebenso mitbekommen wie schlimmste Abstürze, und immer wieder hatte er staunend beobachtet, wie Kevin, das Stehaufmännchen, nach überstandener Krise gestärkt und noch ein Stück rücksichtsloser auf den Markt der Eitelkeiten zurückgekehrt war, um neue Eroberungen zu machen. Er neigte ohnehin dazu, Frauen, in die er nicht gerade verliebt war oder die er – was weitaus seltener vorkam – nicht aus irgendeinem Grund achtete, wie Dreck zu behandeln. Ihr Pech, wenn diese blöde Kuh so an mir hängt, pflegte er zu sagen, wenn sich eine der frischgebackenen Ex-Freundinnen seinetwegen die Seele aus dem Leib heulte. Ich habe ihr von Anfang an gesagt, dass ich von was Festem erst mal die Schnauze voll habe. In diesem Punkt habe ich ihr nie irgendwas vorgemacht ...
    Was das betrifft, ist er genau wie Laura, dachte Leon mit einer Mischung aus Ernüchterung und nackter Angst.
    Auch sie hat mich von Anfang an deutlich spüren lassen, dass sie mich eigentlich gar nicht will ...
    »Warum vergisst du sie nicht einfach?«, fragte Kevin in diesem Augenblick, und sein Ton war ungewohnt vorsichtig, fast sanft. »Ich meine, ich will da nichts bagatellisieren oder so. Und ich werde den Teufel tun, dir weiszumachen, dass es leicht werden wird. Aber Laura und du ... Ihr passt wirklich nicht zusammen.«
    Leon sah hoch. »Das hast du mir noch nie in dieser Klarheit gesagt.«
    »Hättest du es denn hören wollen?«
    Treffer! Leon lächelte matt.
    »Möchtest du es jetzt hören?«
    Leon rollte ein Stück vom Schreibtisch weg. »Lässt du dich davon abhalten, es mir unter die Nase zu reiben, wenn ich Nein sage?«
    Sein Freund verzog die Lippen zu jenem entwaffnenden Lächeln, dem die Frauen reihenweise zum Opfer fielen. »Ja, zugegeben, Laura ist eine faszinierende Persönlichkeit. Und

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