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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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»Hat Laura je mit dir über diese Sache gesprochen?«
    »Nein.«
    »Und das findest du nicht seltsam?«
    »Nicht unbedingt. Es gibt in jedem Leben Dinge, mit denen man irgendwann abschließen möchte. Und eine solche Vergangenheit gehört mit Sicherheit dazu.«
    Kevins Miene drückte Zweifel aus, aber er hielt sich zurück. »Und was jetzt?«, fragte er stattdessen. »Wirst du Laura auf die Sache ansprechen?«
    Leons Finger strichen über die Tischkante. »Das würde ich gern. Aber sie ist seit heute früh verschwunden.«
    Sein Freund, der sich noch einmal den Artikel vorgenommen hatte, sah hoch. »Was soll das heißen, sie ist verschwunden?«
    »Weg. Verreist. Was weiß ich«, entgegnete Leon mit einer Mischung aus Wut und Hilflosigkeit. »In der Agentur hat sie gesagt, dass sie ein paar Tage frei nimmt. Aber sie geht nicht an ihr Handy und ruft auch nicht zurück.«
    Kevin betrachtete ihn eine Weile mit prüfend zusammengekniffenen Augen. »Okay«, sagte er schließlich, »was, in drei Teufels Namen, hast du vor?«
    »Wie kommst du darauf, dass ich etwas vorhabe?«
    »Das sehe ich dir an.«
    Leon lächelte gequält. »Dann weißt du mehr als ich.«
    »Quatsch nicht. Wirst du hinfahren?«
    »Du meinst nach Jersey?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass Laura jemals spontan Urlaub genommen hätte«, sagte Kevin anstelle einer Antwort. »Und nächste Woche werden es genau fünfzehn Jahre, dass ihr Vater ermordet wurde. Sag nur, du hältst das für einen Zufall.«
    So oft er sich schon im Stillen darüber geärgert hatte, in diesem speziellen Augenblick war Leon heilfroh, dass Kevin war, wie er nun einmal war: direkt, ehrlich und absolut schnörkellos. »Nein«, sagte er. »Das halte ich durchaus nicht für einen Zufall.«
    Kevin nickte. »Und auf die vage Möglichkeit hin, dass deine abtrünnige Geliebte in ihre alte Heimat zurückgekehrt ist, hast du beschlossen, als edler Ritter quer durch den Ärmelkanal zu reiten, um eine Frau zu beschützen, die deine Hilfe vermutlich sowieso nicht will.«
    »Bis vor ein paar Minuten war ich, ehrlich gesagt, zu gar nichts entschlossen«, entgegnete Leon wahrheitsgemäß.
    Kevin hob abwehrend die Hände. »Untersteh dich, mir jetzt auch noch die Schuld an allem zuzuschieben.« Leon grinste. »Nicht an allem«, sagte er. »Also fliegst du hin?«
    »Ich denke schon.«
    Sein Freund bedachte ihn mit einem Blick, der Besorgnis und Nachsicht gleichermaßen spiegelte. »Das ist Wahnsinn, und das weißt du.«
    »Ja«, sagte Leon. »Vermutlich ist es das ...«

12
    »Ich habe dir das Bett in deinem alten Zimmer gerichtet.« Mias Blick war schwarz und unergründlich. Dabei hatte sie immer blaue Augen gehabt. Tiefdunkelblaue Augen mit einem Hauch von Gold in der Mitte. »Aber wenn du lieber ...«
    »Nein, nein«, beeilte sich Laura zu versichern. Sie wollte nur noch weg. An einen Ort, an dem sie ihre Ruhe hatte. Wenigstens für ein paar Stunden. »Genauso hatte ich's mir vorgestellt.«
    Ihre Schwester nickte und wollte nach ihrem Trolley greifen, doch Laura war schneller. »Lass gut sein, ich schaff das schon allein.«
    »Bist du sicher?« Und wieder dieser Sezierblick. »Du siehst eigentlich nicht aus, als ob du besonders fit wärst.«
    Aber du!, dachte Laura. »Ich komme schon klar.«
    »Wie du meinst.« Pause. »Es sei denn ...«
    »Nein, wirklich, es ist alles bestens.« Laura umfasste den Trolleygriff noch fester und nahm die ersten Stufen in Angriff. Sie sah sich nicht um, aber sie konnte deutlich spüren, dass Mias Röntgenaugen ihr folgten.
    Genauso hatte ich's mir vorgestellt . ..
    Sie wusste selbst nicht genau, was sie erwartet hatte,aber in ihrem alten Kinderzimmer schlafen zu müssen hatte sie definitiv nicht erwartet. Warum hatte Mia sie nicht einfach im Hotel untergebracht?
    Was hast du erwartet, höhnte die Stimme ihrer Schwester hinter ihrer Stirn. Du bist fünfzehn Jahre fort gewesen. Was hast du erwartet?
    Sie hat recht, dachte Laura resigniert. Es war ein Fehler, herzukommen. Ich werde nichts finden, was meine Alpträume zum Schweigen bringt. Nichts, was mir auch nur den Hauch einer Chance eröffnet, über das Leben des Kindes, das ich nicht haben will, anders zu entscheiden, als ich es bereits getan habe. Es gibt keine Aussicht auf ein normales Leben für mich. Es gibt nur Alpträume und Partys und einen neuen neunundzwanzigsten August. Einen neuen Schlachttag.
    Sie war jetzt im ersten Stock angelangt, wo ihr Vater und Madame Bresson geschlafen hatten. Neben dem

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