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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Bereitwilligkeit an den Tag legte, schien ihn ernsthaft zu irritieren. »Hab ich irgendwas Falsches gesagt?«
    Ginny antwortete nicht, während ihrem Bruder allmählich bewusst zu werden schien, dass seine Rückfragen ein gewisses Gefahrenpotential in sich bargen. Und dass es unter den gegebenen Umständen nicht besonders klug war, sich auf irgendwelche unerfreulichen Grundsatzdebatten mit seiner kleinen Schwester einzulassen. Zumindest nicht, bis er bekommen hatte, was er wollte.
    »Tut mir leid, wenn ich dich in einer ungünstigen Situation erwische«, ruderte er eilig ein Stück zurück, wobei er wieder jenen kumpelhaft-jovialen Ton anschlug, mit dem er Ginny schon als Kind dazu gebracht hatte, jede erdenkliche Kastanie für ihn aus dem Feuer zu holen. »Ich wollte eigentlich nur fragen, ob du vielleicht ein Geschenk für mich besorgen könntest.«
    Na, klar! »Und an was hast du dabei gedacht?«
    »Keine Ahnung, von solchen Dingen verstehst du doch viel mehr als ich. Kauf ihr einfach irgendwas, das ihr Freude macht, okay?«
    »Meinst du nicht, dass du besser selbst ...«, setzte Ginny an, doch er unterbrach sie umgehend.
    »Was schenkst du ihr denn?«
    »Ich habe ihr einen passenden Hocker zu ihrem Ohrensesselbesorgt«, antwortete Ginny und hätte sich im selben Augenblick am liebsten geohrfeigt dafür, dass ihr auf die Schnelle keine passende Ausrede eingefallen war. Mal wieder nicht. »Du weißt schon, den mit dem Rosenmuster, in dem sie so gern sitzt.«
    »Großartig«, frohlockte Bill. »Dann beteilige ich mich.«
    »Das halte ich für keine gute Idee.«
    »Herrgott noch mal, Gin!«, rief er, unüberhörbar verärgert. »Da bittet man dich einmal um einen Gefallen ...«
    Einmal, echote Ginny bissig. Du bittest mich seit zweiundvierzig Jahren um sogenannte Gefallen. Und als ich noch dachte, ich könnte damit irgendwie aufsteigen in deiner Gunst, habe ich dir auch nur allzu bereitwillig jeden einzelnen deiner Wünsche erfüllt. Meist lange bevor du auch nur auf den Gedanken gekommen bist, ihn laut auszusprechen. Aber damit ist es jetzt ein für alle Mal vorbei. Ich habe es satt, mir ein Bein auszureißen für etwas, das ich sowieso nicht erreiche. Ich habe es ganz einfach satt!
    »Also, wie wollen wir es nun machen?«, versuchte es ihr Bruder unterdessen weiter, allerdings ein wenig sanfter als zuvor.
    »Was?«
    »Sag mir einfach, was dieses verdammte Hockerding gekostet hat, und ich schicke dir einen Scheck, einverstanden?«
    »Wann?«, fragte Ginny. »Wie bitte?«
    »Wann schickst du mir einen Scheck?«
    Ihr Bruder stöhnte. »Hör zu, Gin, du weißt genau, dass du dein Geld kriegst. Aber wenn du so unbedingt kleinlich sein willst, stelle ich dir vorab einen Schuldschein aus undfaxe ihn dir unterschrieben ins Hotel, wie findest du das? Auf diese Weise haben auch deine Angestellten was davon.«
    Es sind nicht meine Angestellten, dachte Ginny. Sie tanzen mir genauso auf der Nase rum wie du und Ryan und alle anderen. Und du hast, verdammt noch mal, kein Recht, derart sarkastisch zu werden!
    »Wo ist mein Kugelschreiber?« Sein Ton bekam einen gefährlichen Beiklang. »Ah, hier. Also, ich schreibe: Ich, William Boyd Dempsey, bestätige hiermit, dass meine geliebte Schwester, Mrs. Ginerva Marquette, geborene Dempsey, mir den folgenden Betrag in Form eines zinslosen Darlehens ...«
    »Du, entschuldige, aber ich kann jetzt nicht weiter reden«, fiel Ginny ihm ins Wort, indem sie über die Köpfe zweier Bäuerinnen hinweg Richtung Ausgang blickte. »Da hinten ist Mum.«
    »Mum?« Jetzt war endgültig jede Geduld aus seiner Stimme gewichen. »Wieso Mum? Wo bist du überhaupt?«
    »In St. Helier. Einkaufen.«
    »Herrgott noch mal, Gin, das ist doch bloß wieder irgendein blöder Trick«, echauffierte sich ihr Bruder, doch Ginny hatte bereits auf die Taste mit dem roten Hörer gedrückt.
    Dann ging sie hinter einem Stand mit frischen Kräutern in Deckung und sah nach ihrer Mutter in der Hoffnung, dass wenigstens dieses Verhängnis an ihr vorübergehen möge.

3
    Dem Geräusch, das Laura gehört hatte, waren keine Schritte gefolgt, kein Rauschen von Wasser und auch sonst nichts, das auf die Anwesenheit einer zweiten Person im Herrenhaus hingedeutet hätte. Also hatte sie sich einen Kaffee gemacht, ein paar tiefgefrorene Brötchen aufgebacken und den Küchentisch für zwei Personen gedeckt. Doch Mia war nicht aufgetaucht.
    Irgendwann hatte Laura einfach angefangen. Es wunderte sie, dass sie hier, am Ort ihrer Alpträume,

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