Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

diesem einzigen, kaum wahrnehmbaren Augenblick hatte sich etwas – und alles – verändert.
    Es dauerte nur einen weiteren Augenblick, bis er begriff, was und warum. In diesem neuen Moment erreichte ihn der Schmerz. Der Schmerz und das Nässegefühl seines eigenen Bluts, das durch die Kleidung sickerte.
    Sie hat auf mich geschossen, dachte er. Morales hat auf mich geschossen.

56
    Connies Taxifahrer sagte nichts, bis sie den Expressway erreichten.
    » Gut, dass nicht kälter « , begann er plötzlich. » Sonst das alles Schnee. « Er gestikulierte zur Windschutzscheibe.
    Connie nickte. Es wäre beschissen, wenn sie hier draußen am Flughafen festsäßen und auf einen Schneepflug warten müssten.
    Sie erinnerte sich vage, dass die Fahrt mit Hughes nach Brooklyn fast eine Stunde gedauert hatte, also hatte sie ein wenig Zeit. Sie holte das Bild mit Kevin Costner aus der Tasche und betrachtete es. Costner trug einen dreiteiligen Anzug und richtete eine Waffe auf sie. War das der Hinweis? Eine Waffe in der Tasche und noch eine auf einem Bild …? Beide natürlich nicht echt … War das Foto von Costner dabei, weil der unbekannte Besitzer der Stimme wusste, dass Connie Schauspielerin werden wollte? Und wenn ja, worin bestand die Botschaft? Diese ganze Schnitzeljagd schien auf ihre Person zugeschnitten zu sein … Was also bedeuteten zwei nicht echte Waffen und das Bild eines Schauspielers?
    Zwei Waffen …
    Im Zweifelsfall zog man das Internet zurate. Sie gab zwei Waffen als Suchbegriff in Google ein, erhielt aber keine nützlichen Treffer. Eine Art Band, eine Art Westernstadt in Arizona und eine Comicfigur namens » The Two-Gun Kid « . Sehr hilfreich.
    Dann gab sie Costner ein. Sie ging auf einige der Links und überflog seinen Wikipedia-Eintrag. Schließlich probierte sie einfach so Costner Serienkiller.
    Ein Film namens Mr. Brooks – Der Mörder in Dir tauchte auf. Connie bekam große Augen, als sie die Beschreibung las. In dem Film spielte Costner einen Soziopathen. Einen Billy-Dent-Typen, der mordend durchs Land zog und sogar einen Möchtegern-Serienkiller als Schützling hatte.
    Das ergibt irgendwie Sinn. Ist Mr. Auto-Tune der Hut & Hund-Killer? Ist er Billys neuer Schützling?
    Aber Jazz hatte immer gesagt, dass Billy ihn selbst als seinen Schützling und Lehrling sah.
    Moment. Vielleicht geht es nicht um Costner. Vielleicht geht es um die Rolle, die er in diesem Film spielt. Sie verglich das Bild aus Mr. Brooks – Der Mörder in Dir auf ihrem Handy mit dem Zeitschriftenausschnitt. Costner sah auf dem Ausschnitt wesentlicher jünger aus, mindestens zehn bis zwanzig Jahre, deshalb ging sie zu Wikipedia zurück und fing an, sich ältere Filme anzusehen.
    » Okay, wenn ich die Atlantic nehme? « , fragte der Taxifahrer plötzlich.
    Connie blickte auf. Sie steckten im Verkehr fest und waren kaum vom Fleck gekommen, seit sie mit ihrer Internetrecherche angefangen hatte. Wenn es in diesem Tempo weiterging, würde sie irgendwann morgen früh bei Jazz’ Hotel eintreffen.
    » Ja, ja natürlich « , sagte Connie und wandte sich wieder ihrem Smartphone zu. Der Ausschnitt von Costner stammte aus dem Plakat zu dem Film Die Unbestechlichen.
    Kevin Costner hatte einen FBI -Agenten gespielt. Elliot Ness.
    Das war es. Das musste es sein. Es war ein Hinweis mit mehreren Ebenen, der Connie zu diesem Augenblick, zu diesem Namen führen sollte. Elliot Ness. Erst führte sie das Bild von Costner zu Mr. Brooks – Der Mörder in Dir und bestätigte ihr, dass sie auf dem richtigen Weg war. Dann zu Elliot Ness. Gab es einen weiteren Schritt? Etwas in Ness’ Geschichte? Oder war Ness selbst der Hinweis?
    Sie ging auf Google Maps und gab Ness ein. Vielleicht war es ein Straßenname in New York oder …
    Eine Markierung auf der Karte zeigte auf eine Kreuzung in Brooklyn. Ness Paper Manufacturing stand da.
    Sie verschob die Karte und stellte fest, dass ihre eigene Position im Augenblick nicht weit von Ness Paper entfernt war. » Hey! « , sagte sie zu dem Taxifahrer. » Können Sie mich … « Sie blickte auf die Karte und las den Namen der Kreuzung ab, zu der er sie bringen sollte.
    Der Fahrer zuckte mit den Schultern und sprudelte etwas in Hindi heraus. Wahrscheinlich gab er per Funk an irgendwen durch, dass es sich die verrückte Kleine anders überlegt hatte.
    Bald darauf fuhr das Taxi in die Kreuzung ein. » Wo? « , fragte der Fahrer, und Connie verstand, dass er wissen wollte, an welcher Ecke er sie absetzen sollte. » Egal. Hier