Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
Manhattan und war in Brooklyn, um Freunde zu besuchen. Keine beruflichen Verbindungen. Nichts. Sie waren einander vollkommen fremd. «
Anschließend verstummten sie und machten sich wieder an die Arbeit. Man hörte nur, wie Seiten umgeblättert wurden oder gelegentlich jemand aus einem Becher schlürfte oder auf einem Stück Pizza kaute. Schließlich machte Connie den Fernseher an und warf nur hin und wieder eine Bemerkung ein, wenn sie etwas Interessantes hörte.
Mit zunehmender Opferzahl wurden die Verbrechen immer gewalttätiger. Statt Schnittwunden gab es zahllose Stiche, Erwürgen und – später – das Ausweiden. Die Frauen waren vergewaltigt worden – in manchen Fällen wiederholt, wie es schien. Erstaunlicherweise machte sich der Killer nicht immer die Mühe, ein Kondom zu benutzen – bei einigen der Opfer waren brauchbare Samenproben entdeckt worden. Es war möglich, dass der Killer bei manchen Opfern ein Kondom benutzte und bei anderen nicht, allerdings wurden keine Spuren von Spermiziden oder Gleitmitteln gefunden.
» Was nichts zu bedeuten hat « , sagte Hughes, » weil es Kondome ohne Spermizid oder Gleitmittel gibt. Das verrät uns also nichts. «
» Keine übereinstimmende DNA im System? « , fragte Jazz. Die Bundesregierung unterhielt eine Datenbank mit Straftäter- DNA , auf die lokale Behörden zugreifen konnten, um Verdächtige zu überprüfen. Jazz kannte die Antwort natürlich bereits – wenn es eine Übereinstimmung gäbe, hätte der Killer schon einen Namen –, aber er wollte sehen, wie Hughes reagierte.
Der Detective zuckte mit den Achseln. » Nein, aber das ist keine Überraschung. Dieser Bursche ist vorsichtig. Er wurde bisher nicht erfasst. «
Hughes reagierte pragmatisch. Nicht aufbrausend oder niedergeschlagen. Okay, das war gut.
» Sind wir uns sicher, dass es nur ›dieser Bursche‹ ist? Zwei eingeritzte Zeichen, zwei Täter? «
» Nein. Mit diesem Gedanken haben wir zuerst auch gespielt. Ein Nachahmungstäter vielleicht, dachten wir. Aber beim zweiten Mord gab es Charakteristika des ersten, die wir nie an die Presse gegeben hatten. Und die DNA -Spuren weisen ebenfalls nicht darauf hin. «
Jazz überflog den Bildschirm. » Sie haben nicht von allen Tatorten DNA . « Anders als es Filme und Fernsehen glauben machten – und trotz Locards Austauschprinzip –, war nicht jeder Tatort eine riesige Fundgrube für Verbrecher- DNA . Manchmal war unmöglich etwas zu finden. Oder von anderen Spuren zu trennen.
» Stimmt « , räumte Hughes ein, » aber wir haben von einer ganzen Reihe DNA -Spuren, und es sind sowohl welche von Hund- als auch von Hut-Morden. Und die Proben sind immer identisch, egal, was eingeritzt wurde. Kein Zweierteam, kein Nachahmungstäter. Es ist nur ein Typ. «
Jazz runzelte die Stirn und studierte die Akte vor sich. » Falls Sie jedenfalls irgendwann einen Verdächtigen finden, können Sie die DNA vergleichen. Ich sehe hier, dass er nicht in alle Opfer ejakuliert hat … «
» Das ist ja widerlich « , sagte Connie wie zu sich selbst und machte den Ton am Fernsehgerät etwas lauter.
Jazz konnte förmlich hören, wie es ihr den Magen umdrehte. » Mhm « , stimmte er zu. Es war widerlich. Die Fotos, die Berichte, alles. Ohne Frage. Aber anders als Connie verstand Jazz diese Abscheu lediglich; er fühlte sie nicht. Natürlich war das Bild eines Menschen mit aufgeschlitztem Bauch und herausgezogenen Gedärmen definitiv widerlich. Aber es erzeugte keine körperliche Reaktion bei ihm. Nichts ließ den Wunsch in ihm entstehen, die Bilder nicht weiter zu studieren. Es waren Bilder von toten Menschen in grauenhafter Stellung und fertig. Ende der Geschichte für Billy Dents Jungen.
» Es gibt auch Videomaterial von den Tatorten « , sagte Hughes und wischte sich die fettigen Hände an einem Handtuch ab. » Soll ich es auf den Laptop laden? «
Polizisten ließen sich auch nicht von Tatorten aus der Ruhe bringen, rief sich Jazz in Erinnerung, und sie waren trotzdem keine Soziopathen. Andererseits hatte sie jahrelange Erfahrung immun gemacht gegen die Schrecken eines geschändeten menschlichen Körpers. Bei Jazz kamen Veranlagung und Erziehung zusammen.
» Was denkst du? « , fragte Connie. » Musst du das Videomaterial sehen? «
Er konnte ihr nicht sagen, was er wirklich gedacht hatte, deshalb zuckte er mit den Achseln und wedelte mit einem der Fotos in der Luft. Es war vom zehnten Opfer, einer Frau namens Monica Allgood, die man in der Nähe einer Kirche in
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