Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
drückend schwül gewesen, mit häufigen, unvermittelt einsetzenden Regengüssen.
Die ersten beiden Opfer waren in der Nähe eines Ladens namens Connecticut Bagels gefunden worden, einem kleinen Feinkostgeschäft in einem Viertel namens Carroll Gardens. Sie wurden im Abstand von zwei Wochen gefunden, und zunächst hatte nichts auf eine Verbindung zwischen ihnen hingewiesen. Das erste Opfer – eine Frau namens Nicole DiNozzo – war in der Gasse hinter dem Laden getötet worden, man hatte ihr die Kehle mit einer Präzision aufgeschlitzt, die Jazz nur bewundern konnte. In die Haut auf DiNozzos Brust war ein primitiver Hut geritzt worden. Da alle Wunden am Körper Schnittwunden, keine Stichwunden waren, ließen sich keine Charakteristika der Klinge feststellen; es konnte ebenso gut ein Taschenmesser gewesen sein wie ein Samurai-Schwert. Quetschungen und allgemeine Verletzungen deuteten auf eine Vergewaltigung hin, aber man hatte keine Körperflüssigkeiten gefunden, der Killer hatte also wahrscheinlich ein Kondom benutzt.
Ziemlich einfach. Von dem eingeritzten Hut abgesehen, hätte es eine beliebige, zufällige Vergewaltigung plus Mord gewesen sein können.
» Aber das ist Carroll Gardens « , erklärte Hughes. » Wenn wir die 1980er hätten und DiNozzo wäre überfallen worden, würde ich sagen, sie hat jemanden übers Ohr gehauen, und man hat ein Exempel an ihr statuiert. Kam ständig vor. Die Mafia war damals mächtig hier – italienisches Viertel. Im Carroll Park wurden jedes Jahr mehrere Leichen gefunden. Aber jetzt ist alles anders. «
» Und DiNozzo ist Ihren eigenen Daten nach eben nicht überfallen worden « , sagte Jazz. » Was ist mit den anderen Opfern? Vorab schon mal – wie viele waren weiß? «
» Dreizehn von vierzehn « , sagte Hughes. » Wir sind uns ziemlich sicher, dass unser Unbekannter weiß ist. «
» Ergibt Sinn. Dieser erste Mord ist ziemlich kontrolliert. «
» Ja. Sieh dir den zweiten an. «
Das zweite Opfer – Harold Spencer – wurde tot in derselben Gasse gefunden, am anderen Ende. Man hatte ihm die Genitalien abgetrennt. Sie waren nie gefunden worden. Auch ihm hatte man die Kehle durchschnitten, aber nicht so präzise wie bei DiNozzo.
» Wie hoch ist die Chance, dass Ihre Spurensicherung den Penis bei ihrer Suche einfach übersehen hat? «
Hughes schüttelte den Kopf. » Gleich null. Machst du Witze? Zwei Morde in derselben Gasse im Abstand von zwei Wochen? Wir haben die Gegend mit der Lupe abgesucht. Wenn er da gewesen wäre, hätten wir ihn gefunden. «
» Wie war es dann also? « , mischte sich Connie vom Bett her ein. » Hat er ihn – igitt – mitgenommen? «
» Vielleicht « , sagte Jazz. » Oder einfach irgendwo anders weggeworfen. «
» Im FBI -Profil steht, er hat große Angst vor seiner eigenen Macht. Vergewaltigt die Frauen, macht es wieder gut, indem er die Männer kastriert. Bestraft sich selbst. «
» Nein « , sagte Jazz sofort. » Das haut nicht hin. Warum sollte er in diesem Fall den Penis mitnehmen? Wenn er sich selbst bestrafen wollte, würde er ihn nicht nehmen. Er würde ihn meiden. Er hat keine Angst. Er ist stolz auf seine männliche Macht. Er genießt sie. Er schneidet die Penisse ab, um seine Dominanz zu zeigen. «
» Aber beim achten Opfer « , bemerkte Hughes, » hat er den Penis am Tatort gelassen. Hat ihn abgeschnitten und beiseitegeworfen. Das Gleiche bei Nummer elf. Unser Profil … «
» Kein Profil ist perfekt. «
Hughes und Jazz starrten einander an. Jazz hätte es die ganze Nacht durchgehalten, aber er zuckte mit den Achseln und blätterte zu einem Foto des zweiten Opfers. Der grobe Umriss eines Hundes war in Spencers Schulter geschnitten worden.
» Normalerweise werden diese Typen mit jedem Mord besser, oder? « , fragte Connie. » Aber der Schnitt, der das zweite Opfer tötete, ist total unregelmäßig, nicht so glatt wie beim ersten. «
» Wir glauben, dass sich Spencer gewehrt hat. Gekämpft. Das machte es schwerer, ihn zu töten. Er war älter, und er war ein Mann. Die Signatur hat uns die beiden Fälle sofort in einem Zusammenhang sehen lassen « , fuhr Hughes fort. » Zweimal eine aufgeschlitzte Kehle in derselben Gasse … zu viel Zufall. Wir haben nach einer Verbindung zwischen den Opfern gesucht, aber es gab keine. «
» Gar nichts? «
» Nein. Außer dass sie beide weiß waren. Spencer war vierzig, DiNozzo in den Zwanzigern. Findet sich alles in der Zeitleisten-Datei. DiNozzo wohnte in der Gegend, Spencer lebte in
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