Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
rufst mich morgen an, okay « , sagte er und gähnte.
» Ich bin im Begriff, aus einem rollenden Auto zu springen, und du gähnst. «
» Wir sind vielleicht zwei Stundenkilometer schnell. « Howie schaute auf den Tachometer. » Na ja, vielleicht drei. «
» Ich rufe an « , sagte sie, sprang hinaus und trabte neben dem Wagen her, bis sie die Tür geschlossen hatte.
Sie kam sich sehr verdächtig vor, als sie nun buchstäblich mitten auf der Straße stand. Howie hatte sie drei Häuser entfernt von ihrem eigenen abgesetzt – » eingeschleust « nannte er es, da er darauf bestand, Spionagejargon zu benutzen –, falls bei den Halls zufällig jemand wach war und aus dem Fenster sah. Sie ging zur Straßenseite und näherte sich vorsichtig ihrem Haus. Außer dem Licht nahe der Eingangstür war es dunkel. Und still.
Sie hatte erneut das Gefühl, als beobachte sie jemand. Nicht ihre Eltern, nicht einmal Whiz. Nein, sie hatte plötzlich das absurde Gefühl, dass Billy da draußen war. Was lächerlich war, da viel dafür zu sprechen schien, dass sich Billy in New York aufhielt. Und selbst wenn er nicht dort war, würde er nicht so dumm sein, sich in Lobo’s Nod herumzutreiben, dem einzigen Ort auf dem Planeten, wo ihn so gut wie jeder auf Anhieb erkennen würde.
Aber vielleicht hat er magische Kräfte und kann an zwei Orten gleichzeitig sein oder über sehr große Entfernungen sehen …
Sie schüttelte sich und hätte sich beinahe selbst geohrfeigt. Sie war übermüdet. Dachte dumme Dinge. Kindische Dinge.
Wie Howie versprochen hatte, ließ sich ihr eingefettetes Fenster lautlos und ohne Mühe öffnen. Mit einem kaum hörbaren » Uff « zog sie sich über das Fensterbrett in die Vertrautheit ihres Schlafzimmers. Als das Fenster zuging, wurde es still und warm. Sie genoss es für einen Moment.
In einem Horrorfilm würde sie jetzt etwas in ihrem Zimmer finden. Einen Hinweis, etwa eine Nachricht von der Person, die ihr die SMS geschickt hatte.
Oder einen abgetrennten Kopf. Oder einen Finger des Impressionisten. Oder vielleicht …
Sie war plötzlich vollkommen überzeugt davon, dass ihre Familie tot war.
Würde es nicht genauso laufen, dachte sie. Man lockt mich aus dem Haus und dann …
Sie verbat sich weiterzudenken. Sie wehrte sich gegen die Paranoia, die sie durchflutete, zog sich aus und schlüpfte in Jungen-Shorts und ein T-Shirt, das sie im Bett am liebsten trug.
Niemand ist tot. Niemand ist tot. Solche Dinge passieren nur in Filmen und Büchern.
Und im echten Leben.
Noch während sie sich einredete, dass sie es nicht tun würde, schlich sie aus dem Zimmer. Ich gehe nur aufs Klo, das ist alles. Und das Klo ist neben Whiz’ Zimmer …
Sie legte das Ohr an die Tür seines Zimmers. Hörte nichts.
Sie zog die Tür einen Spalt weit auf und zuckte bei dem leisen Quietschen zusammen. Warum quietschte die Tür tagsüber nicht, nur nachts, wenn sie absolut leise sein musste?
Im Licht einer Straßenlaterne, das durch das Fenster fiel, sah sie eine Erhebung unter der Decke.
Das hat nichts zu bedeuten. Er kann trotzdem tot sein. Möglicherweise ist es nicht einmal Whiz.
Hör auf damit, Connie. Benimm dich nicht so lächerlich.
Es ist nicht lächerlich. Billy Dent hat schlimmere Dinge getan, oder?
Sie wollte es nicht, aber plötzlich fiel ihr etwas ein, was Billy in seiner Zeit als » Satansauge « getan hatte. Jazz sprach nicht über die Dinge, die Billy getan hatte – zumindest nicht mit ihr –, aber sie hatte ein wenig recherchiert. Sie konnte nicht anders. Und sie erinnerte sich, dass Billy eines Nachts zwei Frauen entführt, ermordet und jeweils ins Bett der anderen gelegt hatte, wo sie am nächsten Tag von einem Ehemann und einem Freund entdeckt wurden.
Ich mach es einfach.
Sie schlich in Whiz’ Zimmer. Die Gestalt im Bett schien sich nicht zu bewegen, doch als sie näher kam, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass da sehr wohl Bewegung war – das sanfte Auf und Ab einer Person, die im Schlaf atmete.
Das Licht der Straßenlaterne erhellte das Gesicht ihres kleinen Bruders, das im Ruhezustand sehr viel liebenswerter und friedlicher war. Connie seufzte.
Whiz’ Augen öffneten sich so plötzlich, dass Connie beinahe aufgeschrien hätte. Sie trat mit stockendem Atem einen Schritt zurück.
» Was tust du da? « , flüsterte er vorwurfsvoll, als hätte er sie dabei überrascht, wie sie sein Sparschwein plünderte.
» Ich … ich dachte, ich habe etwas gehört. «
» Du spinnst ja « , gab
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