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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Krächzen.
    Spraggue packte ein Kissen, das
seinen Stuhl verloren hatte, und schob es unter Eddies Kopf. «Besser so?»
    Eddie versuchte es mit einem
zaghaften Lächeln. Seine Lippen bebten.
    «Kannst du mir sagen, was hier
passiert ist?»
    «Wasser!»
    Spraggue hielt ihm das Glas an
den Mund. Eine Menge tropfte auf den Boden.
    «Wie spät ist es?» wollte Eddie
wissen.
    «Elf Uhr fünfunddreißig.»
    «Mein Gott», sagte Eddie.
    «Wie lange hast du da
gestanden?»
    «Keine Ahnung. Ich habe noch
geschlafen, als er gekommen ist.»
    «Wer ist gekommen?» fragte Spraggue.
    «Weiß nicht. Ich habe
geschlafen, und irgendwer hat mich aus dem Bett gerissen. Es war dunkel.»
    «Ein Mann oder eine Frau?»
    «Konnte ich nicht erkennen. Ich
konnte nicht...» Eddie schluckte schwer, hob die Hände an seinen Adamsapfel.
«Mein Hals tut weh», sagte er undeutlich.
    «Ich weiß», sagte Spraggue.
«Flüstere, aber versuch, mir zu antworten.»
    «Es hatte ein schwarzes
Gesicht, einen schwarzen Umhang, schwarze Handschuhe. Es war ganz schwarz, wie
ein Schatten...»
    «Er hat eine Maske getragen?»
    Eddies Augen leuchteten.
«Vielleicht. Eine Skimaske. Ganz schwarz.»
    «Hast du die Augen gesehen,
Eddie? Welche Farbe hatten sie?»
    «Ich weiß es nicht. Dunkel,
glaube ich. Es war alles so undeutlich... Ich hatte meine Brille nicht auf.»
    «Wie groß?»
    «Durchschnittlich. Ich weiß
nicht. Zuerst lag ich im Bett. Dann mußte ich auf den Stuhl klettern...»
    «Die Stimme. Männlich oder
weiblich?»
    «Sie hat nur geflüstert,
Spraggue. Und der Körper war durch den Umhang nicht zu erkennen. Aber stark.
Wer immer es war. Er war stark.»
    «Hat er dich k. o. geschlagen?»
    Ein Lächeln spielte um Eddies
Mundwinkel. «Er oder sie. Nein. Ich habe gemacht, was er gesagt hat. Er
hatte eine Kanone. Ich bin nicht sehr mutig. Er hat meine Hände gefesselt. Er
hat mich gezwungen, den Kopf durch die Schlinge zu stecken. Ich mußte mich auf
die Zehenspitzen stellen.» Eddies Stimme bebte, verstummte beinahe. «Ich
glaubte schon, ich müßte sterben...»
    «Ganz ruhig. Es ist jetzt
vorbei», sagte Spraggue.
    «Dann hat er alles durch die
Gegend geschmissen.»
    «Hat das keiner gehört?»
    «Was? Hier?» Eddie klang
verbittert. «In einem Viertel wie dem hier hören die Leute viel. Sie überleben,
indem sie es ignorieren.»
    «Was hat er dann gemacht?»
    «Er hat die Wände
vollgeschmiert. Dann hat er einfach dagestanden und mich angesehen. Ich dachte
schon, er würde mir jeden Augenblick den Stuhl unter den Füßen wegtreten. Er
hat gelacht, kaum mehr als ein Raunen, aber ganz eindeutig ein Lachen. Er hat
gesagt: ‹Ich habe eine Nachricht für dich.› Es waren ein Haufen Zahlen. Es
ergab überhaupt keinen Sinn. Er hat mir gesagt, ich sollte sie mir genau
einprägen. Ich mußte sie wiederholen. Ich habe sie vergessen.»
    «Laß mich wissen, wenn es dir
wieder einfällt.»
    «Dann ist er gegangen.»
    «Schließt die Tür automatisch,
Eddie?»
    «Ja.»
    «Wie ist er reingekommen?»
    «Keine Ahnung. Ich hab’s nicht
gesehen.»
    «Du legst die Sicherheitskette
nicht vor, wenn du hier bist?»
    «Nein.»
    Es war nicht schwer gewesen,
die Tür aufzubrechen. Er würde nach Spuren suchen müssen, ob sich jemand vor
kurzem daran zu schaffen gemacht hatte.
    Eddie umklammerte seine Hand.
«Ich habe einfach nur dagestanden, Spraggue. Ich hatte so eine Scheiß-Angst zu
fallen. Immer wieder habe ich versucht, die Hände freizubekommen. Ich dachte,
das wäre meine einzige Chance. Fast hätte ich’s geschafft.»
    Spraggue warf einen kurzen
Blick auf Eddies Handgelenke. Striemen, Abschürfungen. Er sagte die Wahrheit.
    «Dieser Stuhl.» Eddie deutete
mit dem Kopf auf den schwarzen Holzstuhl, der umgestürzt war. «Ich konnte ihn
mit meinem Fuß erreichen. Falls ich jemanden im Treppenhaus hörte, wollte ich
ihn umtreten, hoffte, daß jemand es hört. Aber kein Mensch ist gekommen. Als
ich hörte, wie du angeklopft hast, habe ich zugetreten. Und habe dabei fast das
Gleichgewicht verloren.»
    Das war also der Schlag
gewesen, den er vorhin gehört hatte.
    «Hast du Eiswürfel im
Kühlschrank?»
    «Ja», antwortete Eddie. «Ich
glaube, ich versuche, mich bei dir zu bedanken.»
    «Gern geschehen. Ich glaube, du
hättest die Hände noch rechtzeitig freibekommen.»
    «Ich bin froh, daß es nicht
soweit kommen mußte.»
    Spraggue leerte eine
Eiswürfelschale in ein altes Küchentuch, rollte es zusammen und gab es Eddie.
«Leg das um deinen Hals», sagte er.
    Das Telefon

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