Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
Vom Netzwerk:
mir leid. Ich glaube, du hast mich
erschreckt. Ich bin wach geworden, und da hast du gestanden, hast bedrohlich
hinter mir gestanden...»
    «Vergiß es.»
    «Wollen wir uns nicht woanders
unterhalten? Ist ein bißchen eng hier.»
    «Gehen wir spazieren», schlug Spraggue
vor.
    «Damit uns keiner belauscht?»
flüsterte Georgina.
    Spraggue nickte ernst.
Georginas graue Augen funkelten. Sie schwieg, bis sie die Eingangsstufen des
Theaters hinabgingen. Dann schaute sie sich sorgfältig um, bevor sie flüsterte:
«Ich habe das Zeug, das du haben wolltest.»
    Nur mit Mühe behielt Spraggue
ein ernstes Gesicht. Sie spielte eine Rolle aus einem alten Hitchcock-Film.
«Ja?» sagte er.
    «Vier-zwei-fünf-eins.»
    «Wie war es geschrieben?»
    Konzentriert biß sie auf ihre
Unterlippe. «Die Vier war wie römische Ziffern geschrieben, ein großes I und
ein großes V. Alles andere waren normale Zahlen. Ohne Zwischenräume.»
    Genau wie die andere Nachricht.
    «Hat das irgendwas zu
bedeuten?» fragte Georgina gespannt. «Weißt du, was es bedeutet?»
    «Sagt es dir was?»
    «Ich habe schon überlegt, ob
ich damit Lotto spielen sollte. Warte! Was ist mit einer Telefonnummer? Gibt es
irgendeine Vorwahl, die IV 2 sein könnte? Moment!» Sie sprang in die
Telefonzelle an der Straßenecke. «I ist 4! V ist 8! Gibt es eine 482er Vorwahl
in Boston?»
    «Nein. Außerdem fehlen dir zwei
Zahlen.» Georgina sah ihn betrübt an. «Aber es war keine schlechte Idee»,
meinte Spraggue.
    «Vier-zwei-einundfünfzig.» Sie
lag wieder daneben. «I-V-fünfundzwanzig-eins. Das ist eine heiße Spur,
stimmt’s? Eine Nachricht...»
    «Könnte sein.»
    «Aber was soll eine Nachricht,
die kein Mensch verstehen kann?»
    «Genau», sagte Spraggue.
«Deshalb denke ich auch, daß es etwas ziemlich Offensichtliches sein muß.
Zuerst dachte ich, es wäre unser Stück — Akt, Szene und Zeile. Schauspieler
würden das ganz sicher verstehen.
    «Akt, Szene und Zeile! Das ist
gut, Michael. Das klappt. Sogar die römischen Ziffern hauen hin.»
    «Nur», erwiderte Spraggue
bedrückt, «daß es eben nicht klappt. Sieh dir die Zahlen an. Es fängt mit vier
an. Wie viele Akte hat Dracula ?»
    «Drei.»
    «Genau.»
    «Dann ist es wahrscheinlich ein
Fünf-Akter», meinte Georgina. «Um den es bei dieser Nachricht geht.»
    «Was die Auswahl erheblich
verringert.» Er hielt den Sarkasmus aus seiner Stimme.
    «Ich werde drüber nachdenken,
Michael. Ich muß jetzt zurück.»
    «Danke.»
    «Und ich werde auch keinem
Menschen was erzählen! Bye.» Sie drehte sich um und warf ihm ein strahlendes
Lächeln zu. «Ich hoffe nur, daß es nicht aus Macbeth ist.»
    Spraggue sah auf die Uhr,
drehte sich um und überquerte die Straße. Zwei Blocks weiter betrat er ein
kleines Antiquariat.
    «Theaterstücke?» wiederholte
der ältere Ladenbesitzer. «Linke Hand, ganz hinten. Sind heute nicht mehr
besonders gefragt. Irgendwas Bestimmtes?»
    «Shakespeare.»
    «Habe ich eine Menge. Zweites
Regal von unten. Sobald die Kids ihn in der Schule gelesen haben, verkaufen sie
mir die Bücher.»
    Spraggue entdeckte eine
zerfledderte Ausgabe von Gesammelte Dramen, blätterte, bis er Macbeth gefunden hatte.
    «Vier-fünfundzwanzig-eins»,
brummte er leise. Vierter Akt, Szene fünfundzwanzig... Nein. Nicht mal
Shakespeare hatte fünfundzwanzig Szenen in einem Akt. Zweite Szene, Zeile
einundfünfzig.
    Er fand die Stelle schnell,
ließ einen Finger die vergilbte Seite hinuntergleiten.
    «Müssen denn alle aufgehängt
werden, die schwören und es nicht halten ?»
     
    Zeile 51, Macduffs Sohn zu Lady
Macduff. Ihre Antwort: «Ja wohl.» 2
    Aufgehängt. Wie Eddie in seinem
verwüsteten Zimmer. Wie Samuel Borgman Phelps in seinem wunderschönen,
bankrotten Schauspielhaus...
    Spraggue blätterte schnell
weiter. Wie war diese andere Zahl noch gleich gewesen? Die in Gregs Sack. 1538.
Der erste Akt diesmal. Fünfte Szene. Ja, der erste Akt war lang, hatte sieben
Szenen. Zeile 38:
     
    «Selbst der Rab’ ist heiser,
    Der Duncans schicksalsvollen
Eingang krächzt
    Unter mein Dach .» 3
     
    Ein Rabe... ein Rabe. Ein
großer schwarzer Vogel, wie der in Dariens Büro...
    Spraggue bezahlte drei Dollar
für den mit Eselsohren übersäten Band und kehrte schnell zum Theater zurück.
     
     
     
     

Kapitel Neun
    Zuerst war Spraggue nicht
sicher, ob er mit Karen Snow klarkommen würde.
    Er war fünf Minuten zu spät zu
ihrer samstagabendlichen Privatsitzung und mit den Gedanken woanders. Auch wenn
der Scherzbold die

Weitere Kostenlose Bücher