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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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hatte, blieb das Bild haften. Das war die Ausrede des Departments,
warum sie den ehemaligen Spezialisten für Mordfälle hinter einen Schreibtisch
in den Erkennungsdienst versetzt hatten.
    «Eine Hand wäscht die andere,
richtig?» sagte Hurley.
    «Richtig.»
    «Dann halten Sie Ihre Augen
offen. Die Gegend ist hochinteressant für das zuständige Revier.»
    «Sie müssen mir schon sagen,
wonach ich die Augen aufhalten soll, Hurley. Ich bin nur ein Amateur.»
    «Sicher. Alles, was irgendwie
ungewöhnlich ist. Aber ganz besonders nach Drogen. Irgendwer dealt in der
Gegend in größerem Umfang mit Koks. Das ganze Viertel geht den Bach runter.
Einbruch, Brandstiftung...»
    «Wenn ich über das eine oder
andere Kilo stolpern sollte, leg ich’s Ihnen vor die Tür.»
    «Ich bin für alles dankbar, was
mich aus diesem miesen Schreibtischjob rausholt. Für die beiden anderen Sachen
werde ich ein bißchen Zeit brauchen. Für den Unfallbericht aus New York und
diese Sache aus Chicago...»
    «Wahrscheinlich nur Futter für
die Klatschkolumne, aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir eine Kopie
des Totenscheins besorgen könnten.»
    «Geoffrey Ambrose, richtig?»
    «Richtig.»
    «Wie ich schon sagte, ich
werd’s versuchen. Rufen Sie in ein paar Tagen wieder an.»
    «Ich werde morgen wieder
anrufen, Fred.»
    «Toll. Ich plaudere wahnsinnig
gern. Aber erwarten Sie nichts vor übermorgen. Ich kann den Kollegen ja
schlecht sagen, daß ich ihren Kram zurückstelle, nur um Ihnen einen Gefallen zu
tun?»
    «Wir sprechen uns morgen,
Fred.» Spraggue legte auf.
    Vor dem Theater hielt eine
Limousine, hupte zweimal. John Langford, gehüllt in einen formlosen schwarzen
Umhang, mit einer großen Sonnenbrille auf der Nase, kam hoheitsvollen Schrittes
die Eingangsstufen herunter. Der livrierte Chauffeur stieg aus dem Wagen und
öffnete die hintere linke Tür.
    Aber die Limousine setzte sich
nicht in Bewegung. Die nächsten fünf Minuten hielt sie den Verkehr auf der
Huntington Avenue auf. Dann tauchte die rothaarige Emma auf den Eingangsstufen
auf, lief schnell zur Straße hinunter und verschwand im Wagen. Die Limousine
fuhr los, erwischte gerade noch bei Gelb die Ampel an der Kreuzung und war
verschwunden.
    Spraggue trat aus der
Telefonzelle und schlenderte zum Theater zurück, wo er Georgina Phillips über
den Weg lief.
    Sie war in ihrer Garderobe,
hatte die Augen geschlossen und die Beine auf ein Bord hochgelegt, das als
Schminktisch diente. Spraggue machte jede Wette, daß Georgina nur deshalb einen
eigenen Raum bekommen hatte, weil niemand anderer es sich gefallen ließ, sich
in einem besseren Kleiderschrank umziehen zu müssen. Der Verschlag erinnerte
ihn an die Telefonzelle, die er eben erst verlassen hatte. Wenn er in der Mitte
stand, konnte er mühelos alle vier Wände berühren.
    Georgina hatte versucht, die
Telefonzelle etwas wohnlicher zu gestalten. An der einen Wand hing ein Plakat
des Sierra Clubs; gerahmt, um das Fenster vorzutäuschen, das dem Zimmer fehlte.
Eine Papierlaterne machte den Versuch, den grellen Schein der nackten Glühbirne
unter der Decke zu mildern. Fotos verdeckten einen Teil des abblätternden
Putzes. Eines zeigte vermutlich Georgina als Kind. Die Haare zerzaust und den
schlanken Körper im Schlaf gekrümmt. Es sah ihr sehr ähnlich.
    Sie mußte seine Anwesenheit
gespürt haben. Sie schlug die Augen auf und lächelte. «Was denkst du?»
    «Ach, etwas in der Richtung
von: ‹Kein Wissen gibt’s, der Seele Bildung im Gesicht zu lesen...›» 1*
    «Hör auf!» Wütend setzte
Georgina sich auf. «Das ist aus Macbeth ! Du müßtest es doch besser
wissen! Ausgerechnet das schottische Stück in einem Theater zu zitieren!»
    «Hab’s vergessen», sagte
Spraggue. «Ich habe eigentlich nie wirklich geglaubt, daß...»‘
    «Manche von uns schon.»
    «Tut mir leid. Passiert nicht
wieder.»
    Sie kniff die Augen zusammen.
«Wahrscheinlich hast du geglaubt, daß ich ziemlich dumm aussehe, und jetzt habe
ich dafür auch noch den Beweis geliefert.»
    «Nein, hübsch. Ich dachte
gerade, du siehst hübsch aus.»
    «Ist doch das gleiche, oder?
Männer setzen in diesen Breiten doch ‹hübsch› und ‹blond› immer mit ‹dumm›
gleich, oder ist dir das noch nicht aufgefallen?»
    «Es ist mir aufgefallen»,
erwiderte Spraggue, «aber das ist wieder etwas, an das ich nicht glaube. Ich
habe mich gefragt, ob du mir vielleicht helfen könntest.»
    Georgina schüttelte den Kopf,
grinste. «Willst du noch mal anfangen? Tut

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