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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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klingelte.
    «Es klingelt schon den ganzen
Morgen...»
    Spraggue nahm den Hörer ab.
    «Spraggue?» Es war Karen Snow.
    «Setzen sie Darien in ein Taxi,
und schicken Sie ihn her», sagte Spraggue.
    «Eddie?»
    «Er ist in Ordnung.» Spraggue
hörte das erleichterte Aufatmen, empfand darüber eine irrationale Verärgerung.
    «Kann ich ihn sprechen?» fragte
sie.
    «Nein. Später.»
    «Darien probt gerade. Es wird
ihm nicht besonders gefallen.»
    «Sorgen Sie dafür, daß er in
zehn Minuten hier ist. Andernfalls gibt es möglicherweise nichts mehr zu
proben. Okay?»
    «Okay», sagte sie. Die Leitung
war tot.
    Eddie hatte sich inzwischen
aufgesetzt, drückte das Handtuch an seinen Hals. Er hatte auch wieder etwas
Farbe bekommen. Er sah Spraggue an und brachte ein schiefes Grinsen zustande.
    «Versuch nicht zu sprechen»,
sagte Spraggue knapp. «Geh die ganze Geschichte im Geist noch mal durch, führ
dir alles noch mal vor Augen. Mach’s so, als wär’s eine Schauspiel-Übung. Immer
ein Sinn nach dem anderen. Vielleicht fallen dir dann diese Zahlen wieder ein.»
    Eddie nickte.
    Spraggue durchsuchte das
Zimmer. Es war ein heilloses Durcheinander, ein nutzloses Chaos. Wonach sollte
er suchen? Nach einem Knopf von einem langen, dunklen Umhang? Nach einem
Fingerabdruck einer behandschuhten Hand? Irgendwie fiel sein Blick immer wieder
auf die Schmierereien an den Wänden. Diese vertraute Schrift, diese
ungleichmäßige, krakelige Blockschrift. Auf eine sorgfältige Art ungleichmäßig,
ganz bewußt schlampig — derjenige, der die Maske von Greg Hudson angefertigt
hatte, konnte es erheblich besser. Spraggue schnupperte an den klebrigen
Buchstaben, kratzte mit einem Fingernagel etwas von der Schmiere ab.
Lippenstift. Blutroter Lippenstift.
    Eine Frau? Nein. Schauspieler
waren mit Lippenstift vertraut, Männer wie Frauen. Und kein Hinweis auf die
Größe des Scherzboldes. Die Schrift verlief über den ganzen Raum, in
unterschiedlichen Höhen, berührte an manchen Stellen fast die Bodendielen,
reichte an anderen beinahe bis unter die Decke. Er mußte einen Stuhl benutzt
haben — und eine ganze Reihe Lippenstifte.
    Die Nachricht jedoch war stets
dieselbe. SETZT DIE AUFFÜHRUNG AB. SETZT DIE AUFFÜHRUNG AB. SETZT DIE
AUFFÜHRUNG AB stand da. Immer und immer wieder.
     
     
     
     

Kapitel Acht
    Arthur Darien entschied sich
dagegen, die Polizei einzuschalten. Ermutigt durch Dariens Besorgnis und sein
Angebot, für alle Schäden aufzukommen, war Eddie einverstanden. Spraggue rief
sie trotzdem an, wählte eine Nummer, die er auch nach drei Jahren noch nicht
vergessen hatte.
    Die Telefonzelle an der Ecke
der Huntington Avenue befand sich in dem typischen Zustand: die Tür
eingetreten, das Telefonbuch herausgerissen. Aber sie hatte zwei Vorteile: Sie
erlaubte einen Blick auf den Vordereingang des Theaters und war gleichzeitig
weit genug entfernt, daß niemand, der das Theater betrat oder verließ,
Spraggues Unterhaltung mitbekommen konnte.
    Lieutenant Detective Fred
Hurley hob beim ersten Klingeln ab. «Hurley. Erkennungsdienst», knurrte er.
    «Reizend wie immer», meinte
Spraggue.
    «Häh?»
    «Haben Sie heute morgen
zufälligerweise einen Umschlag auf Ihrem Schreibtisch gefunden?»
    «Ja, aber ich dachte schon, ich
würde mir das nur einbilden, weil ich nämlich den Burschen, der mir diesen
Umschlag geschickt hat, schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Sind Sie
das, Spraggue?»
    «Was denn? Sie erkennen meine
Stimme nicht mehr?»
    «Nach all den Jahren? Himmel!»
    «Können Sie mir helfen?»
    «Sind Sie wieder im Geschäft,
Spraggue?»
    «Nein. Nur eine kleine Sache,
die ich für einen Freund erledige.»
    «Eine kleine Sache. In diesem
Umschlag müssen so an die zehn Namen gestanden haben.»
    «Elf. Ich will nur eine knappe
Zusammenfassung von jedem, der eine Vorstrafe hat. Ich habe Geburtsorte und die
letzten bekannten Adressen aufgelistet. Das müßte es etwas erleichtern.»
    «Wie nett. Hören Sie, ich habe
viel zu tun, aber ich werd’s versuchen.»
    «Berechnen Sie einfach mir
statt der Stadt Ihre Überstunden. Mehr verlange ich nicht.»
    Ein neuer Ton schlich sich in
Hurleys Stimme. «Verraten Sie mir auch, für wen Sie arbeiten?»
    «Das schadet nichts. Ich
arbeite wieder als Schauspieler, für Arthur Darien, drüben im Fens Theater .»
    «Bei der Symphony, richtig? Old
District4. Interessant.»
    «Wieso?» fragte Spraggue.
Hurleys Verstand funktionierte wie eine Kamera. Wenn er einmal eine Information
fotografiert

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