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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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dieses dünne,
geheimnisvolle Lächeln. Spraggue hoffte, daß sich ihre Immunität nicht auf alle
Schauspieler erstreckte. Und hoffte ebenfalls, daß sie Eddie Lafferty nicht zu
sehr mochte.
    Sie unterbrach seinen
Gedankengang. «Wissen Sie, wer das getan hat?»
    «Was?»
    «Spraggue, ich weiß über Sie
Bescheid. Ich weiß, daß Sie nicht nur hier sind, um zu spielen...»
    «Ist es so offensichtlich?»
fragte er.
    Ihre Wangen verfärbten sich,
und sie schaute schnell fort. «Für mich, ja. Ich bin derjenige, der die
eigentlich vorgesehene zweite Besetzung loswerden mußte, damit Darien Sie ins
Ensemble holen konnte. Ich bin Inspizientin. Es ist mein Job, alles zu wissen,
was in diesem Ensemble passiert.»
    «Meine Glückwünsche. Sie machen
Ihren Job sehr gut.»
    «Informationen wären mir lieber
als Komplimente. Warum ausgerechnet Sie? Warum glaubt Darien, daß Sie diesen
Witzbold finden können?»
    Spraggue seufzte. «Vor langer,
langer Zeit war ich mal Privatdetektiv. Ob Sie’s glauben oder nicht.»
    «Und diesen Beruf haben Sie an
den Nagel gehängt, um auf der Bühne zu stehen.»
    «Ich habe als Schauspieler
angefangen. RADA. Rep. Ein bißchen Off-Broadway...»
    «Und Filme. Sie waren gut.»
    «Danke.»
    «Und?»
    «Und ich fand heraus, daß ich
meine Schauspieler-Kollegen nicht so besonders mochte. Ich entwickelte eine
ausgesprochene Abneigung gegen Agenten. Die ganze Branche widerte mich an. Im
Grunde bin ich ein neugieriger Mensch. Ich bin schon immer in Sachen
hineingeraten, die mich überhaupt nichts angingen. Also habe ich eines Tages
meine Familie und Freunde schockiert und einen Antrag auf eine Lizenz als
Privatdetektiv gestellt.»
    «Es hat Ihnen nicht gefallen?»
    «Es wurde mir für meinen
Geschmack ein bißchen zu real. Verletzte Menschen blieben verletzt.»
    Sie nickte. «Keine Vorhänge.»
    «Genau.»
    «Haben Sie in Eddies Wohnung
irgendwas gefunden?»
    «Nein.»
    Ihre dunklen Augen fixierten
ihn. «Vorsichtig. Das ist gut, nehme ich an. Trotzdem, falls Sie Hilfe
benötigen, vergessen Sie nicht, daß ich immer irgendwo in der Nähe bin.»
    Spraggue bezweifelte, daß ihm
das Schwierigkeiten machen würde. «Weiß irgendeiner der anderen, warum ich
wirklich hier bin?» fragte er.
    «Von den Schauspielern?» Karen
verzog das Gesicht. «Das bezweifle ich. Wenn Langford es wüßte, würde er sofort
dafür sorgen, daß er zu Ihrem Hilfssheriff ernannt wird. Oder er würde die
Sache gleich selbst in die Hand nehmen. Er ist bei uns derjenige, der sich
immer in alles einmischen muß. Die anderen verbringen jede wache Minute
ausschließlich mit sich selbst.»
    «Trotzdem», sagte Spraggue,
«scheinen sie jede Menge Zeit zu haben, sich mit den anderen zu beschäftigen.
John und Emma, Greg und Emma, John und Caroline Ambrose...»
    «Das ist nicht Zuneigung,
sondern nur ein Reflex ihres Egos.»
    Spraggue grinste und erinnerte
sich wieder an das Buch in seiner Hand. Er warf einen kurzen Blick in den
Index, blätterte schnell durch die vergilbten Seiten, bis er den kurzen
Abschnitt über das Fens Theater fand. Die Inspizientin las — angenehm
nah — über seine Schulter mit.
    Ein Viertel der ersten Seite
wurde von einem verblaßten Foto eingenommen. Kleine, dunkle Augen starrten aus
einem bleichen, faltigen Gesicht. Mit der Hakennase und dem schmalen Gesicht,
dessen untere Hälfte von einem grau werdenden Bart verdeckt wurde, war Samuel
Borgmann Phelps ein eindrucksvoller Mann gewesen.
    Spraggue starrte das Bild an,
während sich eine schwache Erinnerung in seinem Kopf regte. «Er sieht aus
wie...», begann er.
    In diesem Augenblick hörten sie
von oben Lärm.
    «Was ist das?» Karens Stimme
wurde zu einem Flüstern.
    «Putzfrauen?»
    «Nein.»
    «Bleiben Sie hier.» Spraggue
setzte sich in Bewegung.
    «Nein. Ich kenne dieses Theater
besser als Sie.»
    «Bitte. Es ist kein
Chauvinismus, sondern nur eine Sicherheitsmaßnahme. Decken Sie mir den Rücken.»
    Sie nickte. «Ich gebe Ihnen
fünf Minuten.»
    «Okay. Dann bringen Sie etwas
mit, mit dem Sie jemanden schlagen können.»
    «Okay.»
    «Aber nicht mich.»
    «Haben Sie eine Kanone?»
flüsterte sie.
    «Rühre die Dinger nie an.»
    «Hier, nehmen Sie eine
Taschenlampe. Sie könnten sie brauchen.»
    Spraggue drehte sich zur Tür
und verschwand.
    Am Fußende der Treppe blieb er
stehen und streifte seine zu neuen Halbschuhe ab. Die Holztreppe knarrte auch
ohne Schuhe schon genug. Er hielt sich an einer Seite, setzte vorsichtig einen
Fuß nach dem anderen. Der

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