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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Ermahnung, bei
(A), (B) und (C) jeweils nur eine Todesursache pro Zeile einzutragen. (A)
lautete Unmittelbare Todesursache. Mit einer kaum leserlichen Klaue
stand dort: «Arteriosklerotische Verengung der Herzkranzgefäße». Die nächste
Spalte hinter Ungefähre Zeit zwischen Ausbruch der Krankheit und Tod war
leer. Genau wie Feld 18B: Aufgrund oder in Folge von. Und auch 18C: Weitere
signifikante Beschwerden/Krankheiten. Wenigstens bestand bei Feld 19A
keinerlei Zweifel. Unter Autopsie (Ja/Nein) stand ein großes,
eindeutiges «Nein». Auch Feld 20 A war glasklar. Unfall, Selbstmord, Mord
oder unbestimmte Todesursache (genaue Angaben) war mit einem einzigen Wort
beantwortet worden: «Natürlich».
    Spraggue starrte das Blatt an.
Drei Abschnitte. Der erste Abschnitt mit Informationen zur Person war
vollständig ausgefüllt. Der dritte Abschnitt mit Informationen zur Beisetzung
ebenfalls. Der zweite Abschnitt, derjenige, bei dem es um die Todesursache
ging, war erheblich unergiebiger. Von neunzehn möglichen Informationen wurden
lediglich drei gegeben.
    Er seufzte. Wie viele
Todesfälle hatte es am 4. Dezember 1968 im Cook County gegeben? Ein
siebenundsechzigjähriger Mann stirbt an einem Herzinfarkt. Füll die Formulare
aus, und begrab die sterblichen Überreste. Na und?
    Was hatte es da zu klatschen
und tratschen gegeben? Caroline, vierzig Jahre jünger als der arme verstorbene
Gemahl, hatte wahrscheinlich ausreichend getrauert. Spraggue las die Angaben
zur Bestattung. Feld 24 A: Beerdigung, Einäscherung oder andere Form der
Bestattung (nähere Angaben). Darunter das Wort «Einäscherung». Womit ein
klarer Punkt hinter alle möglichen Spekulationen gesetzt wurde. Wenn der
Leichnam nur noch ein Haufen Asche war...
    Spraggue schlug die Seite um.
Die zweite Seite war mit Hurleys hastig hingekritzeltem Kommentar gefüllt:
     
    Mike,
    aufschlußreich,
oder? Nachdem ich den Wisch bekommen hatte, habe ich den Gerichtsmediziner
angerufen. Natürlich ist der Bursche, der 1968 dieses Formular ausgefüllt hat,
inzwischen längst tot. Aber der Bursche, den ich an die Strippe kriegte, war
Assistent des alten Burschen, und er konnte sich erinnern, wie der Doc ihm
damals die Geschichte erzählt hat. Sie werden noch sehen, warum. Anscheinend
hat man den alten Knaben nackt in seinem Bett gefunden, nachdem eines seiner
Kinder die Polizei verständigt hatte. Die Tochter hatte, wie jeden Abend gegen
zehn Uhr, versucht, Daddy anzurufen. Doch diesmal ging keiner ran.
    Ambrose
war bereits tot, als die Polizei eintraf. Er hatte schon seit geraumer Zeit
Schwierigkeiten mit seinem Herzen. Keine Probleme, sie füllten einfach das
Formular aus. Das heißt, keine Probleme, bis das Mädchen und die Witwe
aufeinandertreffen. Ziemliche Szene im Büro des Gerichtsmediziners. Das Mädchen
sagt: Wo bist du gewesen? Die Witwe sagt: Ich bin ins Kino gegangen, nachdem
ich Pappi um halb neun ins Bett gesteckt hatte. Das Mädchen sagt (und das sind
exakt seine Worte): Und wie kommt’s dann, daß Spermaflecken auf dem Laken sind?
Du weißt doch ganz genau, daß Daddy nicht... Und dann folgt ein gewaltiger
Krawall, in dessen Verlauf die Tochter brüllt, Caroline hätte ihren Vater zu
Tode gevögelt. Der neue Gerichtsmediziner meint, so wolle er auch aus dieser
Welt verscheiden! Ich übrigens auch.
     
    Darunter hatte Hurley den Namen
des Gerichtsmediziners, mit dem er gesprochen hatte, den Namen und die
Anschrift von Geoffrey Ambroses Tochter und eine Reihe Gebühren für
Ferngespräche aufgelistet. Spraggue stopfte das Material zurück in den
Umschlag.
    Das Taxi steckte in der Nähe
der Boylston Street im Stau. Aussteigen und zu Fuß weitergehen oder sich noch
Zeit lassen und einen Blick in den zweiten Umschlag werfen? Die Gäste würden
sowieso zu spät kommen, sagte sich Spraggue. Vor halb zehn würde kein Mensch
aufkreuzen.
    Also schlitzte er den Umschlag
mit der Aufschrift VERKEHRSUNFALL DARIEN, 1974, auf und ließ den Inhalt auf
seinen Schoß gleiten. Mehrere Fotokopien und wieder ein Blatt mit Hurleys
Klaue.
    Das handschriftliche Gekrakel
war zuoberst geheftet. «Mike, ich überlasse es Ihnen, aus dieser Schweinerei
selbst schlau zu werden! — H.» Das war’s.
    Die Fotokopien waren schlecht,
hatten Linien, hell an manchen Stellen, dunkel an anderen, so als wären die
Originale gefaltet, zusammengeknüllt und halbherzig wieder glattgestrichen
worden, bevor sie in den Kopierer gelegt worden waren. Alles in allem vier
Seiten: ein Unfallbericht,

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