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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Spraggue daraufhin nickte,
strahlte er. «Gut. Ich hatte schon Angst, Sie kämen womöglich zu spät.» Ohne
seinen Schritt auch nur eine Sekunde zu unterbrechen, war er dann zum
Rauchersalon weitergegangen, wo er jetzt zwischen dem offenen Kamin und seiner
weiblichen Fangemeinde posierte. Er unterhielt die Ehefrauen der Finanziers,
lächelte die älteren Damen strahlend an und hob erleichtert eine Augenbraue,
als Emma, in einem unglaublich engen, schulterfreien roten Kleid, anbot, sein
Champagnerglas nachzufüllen. In Langfords Clique entdeckte Spraggue auch das
buntgescheckte Haar seiner Tante. Sie hatte darauf bestanden, daß Langford
einer «ihrer» Schützlinge war.
    Jetzt drehte sie sich um,
bemerkte seinen Blick und schob sich durch die Menge. Sie trafen sich unter dem
großen Kronleuchter.
    «Eine reizende Party!» sagte
sie laut, fügte dann flüsternd hinzu: «Komm etwas näher. Ich muß tuscheln!
Lächle!»
    «Ist das so», sagte Spraggue
verschmitzt, trat näher und lächelte für die anderen Gäste.
    «Erstens», sagte seine Tante,
«Georgina. Sie ist nicht mit dem gleichen Cab angekommen, in das du sie gesetzt
hast. Pierce hat mit beiden Fahrern gesprochen. Die Einzelheiten findest du
hier.» Sie drückte ihm einen schmalen Umschlag in die Hand. «In aller Kürze:
Sie scheint etwa eine halbe Stunde im Prudential Center herumgeschlendert zu
sein.»
    Eine halbe Stunde. Zehn Minuten
zu Fuß zum Theater, zehn Minuten wieder zurück. Sie hätte es getan haben
können, wenn auch nur so gerade eben.
    «Hat der Taxifahrer, der sie am
Pru aufgelesen hat», fragte Spraggue, «irgendwas über sie gesagt?»
    «Wie zum Beispiel was?»
    «Zum Beispiel, ob sie erregt
gewirkt hat oder...»
    «Nein, nichts.» Tante Mary
schüttelte energisch den Kopf.
    «Hatte sie Blutflecken auf den
Kleidern, als sie bei dir eintraf?»
    «Ganz sicher nicht! Michael,
sie ist ein reizendes Kind. Ich bin überzeugt, daß sie nichts zu tun hatte
mit...»
    «Behalt sie einfach im Auge,
Tante Mary, okay?»
    «Das werde ich», erwiderte
Tante Mary. Sie hakte sich bei ihm ein, und sie schlenderten zum Foyer,
achteten darauf, immer zu lächeln und Leute mit einem Kopfnicken zu begrüßen,
an denen sie vorüberkamen. «Und jetzt paß auf, Michael», sagte sie, als niemand
sie hören konnte. «Was jetzt kommt, ist wirklich faszinierend. Ich habe mit
Jamie Blakeley zu Mittag gegessen.»
    Spraggues Augen funkelten. «Das
war faszinierend?»
    «Nein, nicht an sich. Aber er
hat mir die Namen der anderen Finanziers verraten. Ich habe den ganzen Tag
herumtelefoniert, und heute abend habe ich mir die bislang Unentschlossenen
geschnappt. Es rechnet sich einfach nicht.»
    «Was rechnet sich nicht?»
    «Das Geld, Michael! Jeder, mit
dem ich geredet habe, hat mehr oder weniger nur symbolisch investiert. Ein paar
tausend hier und da. Wenn du alles zusammenrechnest, kommst du nicht mal auf
die Hälfte dessen, was für eine Inszenierung dieser Größenordnung nötig ist.
Wenn es stimmt, was du mir gesagt hast — die Bühnendekoration aus New York,
Designerkostüme, die Gagen — , nun, mein Lieber, dann kann ich nur sagen, daß
es noch einen anderen Engel geben muß, der fest entschlossen ist, unerkannt im
Hintergrund zu bleiben. Keiner der Finanziers weiß, um wen es sich dabei
handelt.»
    «Das ist faszinierend»,
brummte Spraggue.
    «Ja, dachte ich mir. Aber jetzt
muß ich wieder auf meinen Posten, mein Lieber. Es ist wirklich eine
reizende Party.»
    «Hast du bei Langford schon die Macbeth -Nummer versucht?»
    «Hatte noch keine Gelegenheit,
selbst etwas zur Unterhaltung beizusteuern, Michael. Diese Frauen sind ja so
was von dreist!»
    «Versuch’s weiter.»
    «Das werde ich.»
    Spraggue schaute ihr nach, als
sie wieder in der Menge verschwand. Ein Finanzier im Hintergrund... Sein Blick
wanderte über den Raum.
    Greg Hudson schien einen Freund
mitgebracht zu haben, einen dunklen, bärtigen Burschen, den Spraggue noch nie
gesehen hatte. Offensichtlich fühlte sich der Mann in seinem Smoking nicht
besonders wohl. War er nur für diesen Anlaß aufgegabelt und überstürzt in
Mietkleidung gesteckt worden? Um Emma zu ärgern? Damit Greg ihr leid tat?
Hudson trank zuviel. Kellner, deren Tabletts mit vollen Champagnergläsern
beladen waren, kamen nur selten ungehindert an ihm vorbei.
    Gus Grayling war herausgeputzt,
gestriegelt und poliert, strahlte einen gewissen Bühnenadel aus. Er flirtete
mit den älteren Frauen, behielt aber immer einen Arm um Georginas

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