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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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laufenden Fernsehkamera stand. Ein
Publicity-Windbeutel, so hatte Spraggue ihn einmal genannt, hatte es ihm direkt
ins Gesicht gesagt.
    Spraggue und Menlo waren wie Öl
und Wasser. Als Spraggue seine Lizenz als Privatdetektiv wieder abgegeben
hatte, hatte Menlo ihm eine Glückwunschkarte geschickt.
    «Aha, wie ich sehe, stecken Sie
Ihre Nase schon wieder in alles mögliche.» Das war Menlos Vorstellung von einer
Begrüßung. Je länger Menlo sprach, desto mehr spürte Spraggue, wie sich sein
Vorsatz zu reden verflüchtigte.
    Er hatte es versucht. Aber
gekommen war er nur bis zu der Stelle über Georginas Vergangenheit, als Menlo
ihn unterbrach.
    «Und das haben Sie für sich
behalten?» hatte ihn der fleischige Captain angebrüllt.
    Spraggue hatte sich gar nicht
erst die Mühe gemacht, darauf zu antworten.
    «Und ich dachte, Sie hätten
während Ihrer Zeit als P. I. wenigstens gelernt, was Behinderung der Justiz
bedeutet. Muß wohl Ihre Erinnerung ein bißchen auffrischen, schätze ich.»
    «Wie denn?» hatte Spraggue
ruhig gefragt.
    «Ein paar Nächte im Knast...»
    Spraggue hatte nicht wirklich
lachen wollen, doch er war zufrieden mit dem ungezwungenen Geräusch seines
Lachens. «Ich glaube, Sie haben ein kurzes Gedächtnis, Captain. Schon
vergessen, wie Sie das letzte Mal meinem Anwalt begegnet sind?»
    «Damals konnten Sie sich noch
hinter Ihrer verdammten Lizenz verstecken...»
    «Richtig. Und dieses Mal bin
ich nur ein interessierter Bürger, der einem Mitmenschen hilft. Bitte.
Verhaften Sie mich doch. Vielleicht feuert man Sie endlich, wenn Sie noch eine
weitere illegale Festnahme in Ihrer Personalakte stehen haben. Das würde das
Image der Bostoner Polizei sofort verdammt aufpolieren.»
    Menlo lächelte zwar, doch seine
Finger hatten begonnen, auf den Schreibtisch zu trommeln, wie sie es auch
früher schon getan hatten. «Sergeant», brüllte er. «Stellen Sie mir einen
Haftbefehl aus. Georgina Phelps alias Gina Phillips. Und dann bringen Sie sie
her. Und informieren Sie die Presse — oder besser noch, lassen Sie alle
herkommen. Ich werde eine Pressekonferenz abhalten...»
    «Verhaften Sie sie nur, damit
Sie noch die Schlagzeile der Frühausgabe schaffen, Captain?»
    «Halten Sie den Mund.»
    «Sie wird so schnell wieder aus
dem Gefängnis sein...»
    «Ach, ja? Hat sie vielleicht
auch so einen Spitzenanwalt?»
    «Worauf Sie Ihre Schuhe verwetten
können.»
    Menlo hatte seinen gewaltigen
Kopf gehoben, das Schnauben ausgestoßen, das bei ihm als Lachen durchging.
«Beeilen Sie sich mit diesem Haftbefehl, Sergeant. Muß es noch rechtzeitig vor
Redaktionsschluß der Frühausgabe schaffen.»
    Danach hatte Spraggue nur noch
mit ja und nein geantwortet.
    Er gähnte; die Kiefer taten ihm
weh vom Zähnezusammenbeißen. Er zog die Hände wieder aus den Taschen und ließ
die blutleeren Finger spielen, verlangsamte sein Tempo. Bis vier einatmen, acht
Sekunden die Luft anhalten, weitere acht ausatmen. Sein Kopf wurde wieder
klarer, und er erkannte seine Wut als das, was sie war: Wut über seine eigene
Unzulänglichkeit. Wenn er sich alles rechtzeitig zusammengereimt hätte, wäre
Langford noch am Leben.
    Er ging die Commonwealth Avenue
Richtung Kenmore Square. Selbst dieser fiebrigste Teil der Stadt war um vier
Uhr morgens leer und verlassen, die Discos still, die Neonlichter verloschen.
Spraggue rief sich ein einsames Taxi, nannte dem Fahrer die Adresse in Brookline
und sank zurück, um nachzudenken.
    «Macht’s Ihnen was aus, eine
Weile mit eingeschalteter Innenbeleuchtung zu fahren?» fragte er fünf Minuten
später.
    «Nee. Vielleicht bleibe ich
dann wach.»
    Noch bevor er die Antwort des
Cabbies hörte, hatte Spraggue sein kleines Notizbuch an der Stelle
aufgeschlagen, wo er eine Aufstellung der Streiche des Scherzboldes gemacht
hatte.
     
    1 . Franks Bloody Marys
    2 . Spraggues enthauptete
Fledermaus
    3. Georgies und Deirdres
enthauptete Puppen
    4. Gregs blutverschmierte Maske
    5. Dariens toter Rabe
    6 . Der Einbruch in
Carolines Garderobe
    7. Eddies versuchte
Erdrosselung
    8 . Emmas Blutbad
    9. Carolines Stolperdraht
    10 . Carolines gestohlene Orchideen
    11 . Carolines ermordeter Hund
    12. Alisons Tonband und die Ratten
in Graylings Garderobe
     
     
    Unten fügte er Langfords Tod
als Nummer 13 hinzu. Dann zog er, mit der Kante seiner Brieftasche als
improvisiertes Lineal, rechts von der Liste eine Linie.
    Zwei Spuren... das war das
Problem. Zwei völlig verschiedene Sätze von Fußabdrücken zogen sich durch

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