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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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leid.
    «Äh, Lieutenant Hurley?»
Schwarzstiefel linsten in den Treppenschacht. «Kleines Problem hier oben. Eine
Lady will Sie sprechen.»
    «Im Zusammenhang mit dem Fall?»
    Tante Mary, mit rotem Kopf und
außer Atem, schob sich ans Geländer vor. «Sicher», sagte sie scharf. «Und jetzt
sagen Sie sofort diesen Männern, daß sie mich durchlassen sollen!» Dann
erspähte sie ihren Neffen und strahlte. «Ich habe ihn gefunden, Michael!»
    «Langsam. Immer mit der Ruhe,
Mrs. Hillman.» Hurley nahm Marys Arm und führte sie die Treppe herunter, achtete
darauf, daß sie Spraggues warnenden Blicken nicht ausgesetzt wurde. Er brachte
sie in eine leere Garderobe und ließ sie auf einem Stuhl Platz nehmen.
    «Ich glaube nicht, daß meine
Tante weiß, was pas-»
    «Es reicht, Spraggue. Mrs.
Hillman, Sie haben gerade eben Ihrem Neffen gesagt, Sie hätten ihn gefunden?»
    «Richtig, Lieutenant. Das habe
ich. Genau, wie du vermutet hast, Michael. Ich bin direkt rübergekommen,
nachdem ich...»
    « Wen haben Sie
gefunden?»
    «Arthur Levinson, Lieutenant.
Außerordentlicher Professor für Theaterwissenschaften, Southern Methodist
University. Haben Sie schon mal versucht, während der Sommersemesterferien
einen Professor zu finden?»
    «Hat das irgend etwas zu tun
mit...»
    «Es hat damit zu tun, Fotos aus
Lebensläufen zu identifizieren», unterbrach Spraggue schroff.
    «Oh. Fahren Sie fort, Mrs.
Hillman.»
    «Michael?»
    Spraggue zuckte mit den
Achseln. «Erzähl ihm, was er wissen will.»
    «Einer der Schauspieler ist
eine Dublette. Wie bei Rennpferden. Er benutzt den Lebenslauf und Namen eines
richtigen Schauspielers, aber in Wahrheit ist er ein anderer. Ich habe ein Bild
des richtigen Schauspielers dabei. Professor Levinson hat es mir gegeben.»
    Hurleys Fuß trommelte auf den
Boden. «Und der Name dieses Schauspielers ist?»
    Spraggue antwortete
gleichzeitig mit ihr. «Eddie Lafferty.»
    Hurley drehte sich zu ihm um.
«Das wußten Sie?»
    «Ob ich es wußte, verdammt?
Hab’s erraten.»
    «Wie?»
    «Der Lebenslauf, den er Darien
gegeben hat, war unvollständig. Laut seinem Agenten hat Eddie Lafferty einige
größere Rollen gespielt, darunter sogar einen Hamlet .»
    «Und wieso sagen Sie mir das
nicht früher?»
    «Was sollte ich Ihnen denn
sagen? Daß unser Eddie Lafferty nicht so aussieht, wie ich mir Hamlet
vorstelle?» Spraggue fuhr sich mit einer Hand über die Stirn, verschmierte
dabei die Schminke. «Ich habe nichts gesagt, Hurley, weil der Junge blaue Augen
hat. Das Phantom, das ich gesehen habe, hatte aber dunkle Augen. Und dann war
da diese Geschichte mit dem Stolperdraht — Eddie hat eine Katastrophe verhindert ...»
    «Ein typisches Manöver, um den
Verdacht auf jemand anderen zu lenken.»
    «So sieht es jetzt aus.»
    «Foley! Smithson!» brüllte
Hurley. Schwere Stiefel kamen die Treppe heruntergestürmt. «Wohin habt ihr die
Schauspieler gebracht?»
    «Sie haben uns gesagt, wir
sollten sie in diesen großen Gemeinschaftsraum stecken. Am Kopfende des
Korridores. Henry ist bei Ihnen.»
    «Also los, statten wir ihnen
mal einen Besuch ab.»
    «Lassen Sie mich mitkommen»,
sagte Spraggue.
    Hurley zuckte mit den Achseln.
«Tun Sie, was Sie nicht lassen können.»
    «Michael», flüsterte Tante
Mary. «Was ist hier los?»
    «Geh nach Hause. Ich rufe dich
sobald wie möglich an.»
    «Wir gehen jetzt», sagte
der Detective.
    Spraggue folgte Hurley den Flur
hinunter.
    Die Schauspieler im großen
Gemeinschaftsraum hatten nur noch wenig Ähnlichkeit mit der angespannten,
eifrigen Truppe vor der Vorstellung. Caroline Ambrose, das dick gepuderte
Gesicht verwüstet durch Tränen, saß mit rastlosen Händen in einer Ecke, spielte
an Minas schlichtem Hochzeitsring. Greg Hudson stand neben dem Waschbecken,
eine volle Tasse Kaffee in den Händen, die Augen stur geradeaus. Emma saß mit
gesenktem Kopf auf dem Sofa — eine bewegungslose Statue. Draculas verwitwete
Bräute wichen nicht von ihrer Seite. Gus Grayling funkelte ins Nichts, stand
mit seinem massigen Körper halb abgewendet zur Tür. Von Zeit zu Zeit zuckte ein
Muskel auf seinem Unterkiefer.
    «Edward Lafferty», bellte
Hurley.
    Die Schauspieler regten sich,
starrten mit ausdruckslosen Blicken in den Raum. Emma hob ihren Kopf, ließ ihn
dann wieder sinken.
    «Spraggue?» Hurley drehte sich
erwartungsvoll zu ihm um.
    «Wo ist Eddie?» fragte Spraggue
ruhig. Er achtete darauf, seine Stimme nicht zu heben, keinen speziellen
Tonfall hineinzulegen.
    Georgina räusperte

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