Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
glaube, es ist besser, wenn du ein paar Worte über ihn sprichst. Noch besser wäre es natürlich, wenn ihr ihn noch nicht begraben würdet, denn Grima wird heute Nacht sterben, und ich bin sicher, der ist kein Christ. Es wäre gut, wenn wir diesen Hund hier zu seinen Füßen verbrennen könnten.«
Mar sah ihn an. » Ist das dein Befehl?«, fragte er, aber Olaf Krähenbein zuckte nur leicht die Schultern. Mar nickte zufrieden. Der Prinz war ein Anhänger der alten Götter, aber offenbar lehnte er die Christen nicht so vehement ab, wie man es den Eingeschworenen nachsagte. Sie trugen Balle fort, um ihn zu beerdigen, und Kaup stammelte ein paar Christenworte, an die er sich noch erinnerte.
Später gruben sie ihn wieder aus und trugen ihn zu dem Scheiterhaufen, der für Grima vorbereitet wurde. Mar nickte Olaf zu, und der grinste über diese praktische Lösung.
Die Männer versammelten sich um den Scheiterhaufen, egal welchem Gott sie folgten, sie taten es aus Respekt vor Grima. Krähenbein beobachtete sie, als Hoskuld stirnrunzelnd teures aromatisches Öl über das Treibholz goss. Er erkannte, wer tatsächlich um Grima trauerte und wer ihm nur aufgrund seiner früheren Stellung die letzte Ehre erwies. Es gab auch noch andere, und die beobachtete Krähenbein noch sorgfältiger, nämlich diejenigen, die im Hintergrund blieben, nervös von einem Fuß auf den anderen traten und es vermieden, sich anzusehen, weil niemand merken sollte, dass sie etwas im Schilde führten.
Grimas Leiche verbrannte zischend und knisternd, das Feuer warf gespenstische Schatten über den Strand. Krähenbein trat in den Feuerschein und hob die Hände.
» Ihr seid die roten Brüder von Grima«, sagte er laut. » Ihr seid zusammen gereist und habt wie ein Mann gekämpft. Ihr habt eure Regeln, und die möchte ich jetzt hören.«
Die Männer sahen sich an, und Krähenbein wartete.
» Niemand darf einem anderen etwas stehlen«, sagte eine Stimme, und Krähenbein, der wusste, dass es Mar war, drehte sich zu ihm um.
» Sonst?«
» Tod«, erwiderte Mar. » Es sei denn, er wird begnadigt, aber Grima kannte keine Gnade.«
Die Männer knurrten, und hier und da hörte man leises, spöttisches Gelächter – sie dachten an alte Geschichten. Mar zählte die Regeln an den Fingern auf.
» Gleiche Anteile für alle. Wenn jemand in der Schlacht einen Finger verliert, bekommt er einen größeren Anteil, aber wenn er zwei verliert, bekommt er nicht noch mehr, denn ein Finger ist ein bedauerlicher Verlust, zwei dagegen Unvorsichtigkeit.«
Orm wäre hier nicht reich geworden, dachte Krähenbein beim Gedanken an die zwei Finger, die dem Jarl an seiner linken Hand fehlten.
» Wenn ein Mann allerdings eine Hand verliert, dann bekommt er für jeden Finger und den Daumen einen Anteil, vorausgesetzt, er verlor die Hand mit einem einzigen Schlag, denn wer eine Hand mit mehr als einem Schlag verliert, hat entweder nicht aufgepasst oder nicht gut gekämpft.«
Krähenbein nickte, sagte aber nichts. Es waren gute Regeln, und er würde sich daran halten, aber sie betrafen hauptsächlich die Entschädigungen, die jemand bekam, wenn er einen Körperteil verlor. Im Todesfall gab es nichts, doch erwartete man, dass der Jarl aus seinem Vermögen der Familie, sofern diese gefunden wurde, ein Wergeld zahlte.
» Wenn ein Mann einen anderen tötet«, fuhr Mar fort, » ist das kein Vergehen, vorausgesetzt, er gefährdet dabei keinen anderen und das Schiff kommt nicht vom Kurs ab. Ein anderer kann dann das Recht der Blutrache in Anspruch nehmen, aber wenn niemand da ist, um das zu tun, dann ist es auch kein Vergehen. Wenn ein Bruder dich beleidigt oder dir sonst ein Unrecht tut, darfst du ihn dafür töten, es sei denn, er tötet dich zuerst.«
Es gab noch mehr Gesetze, in denen es um diese oder ähnliche Fragen ging, wie Krähenbein feststellte, und das Recht war stets aufseiten dessen, der geschickter war oder die schärfere Waffe hatte. Wer ungeschickt war oder eine stumpfe Waffe hatte, hatte Pech gehabt.
Mar trat respektvoll zurück, und Krähenbein stand allein im Feuerschein, wo Grima von den aufstiebenden Funken zu Odins Halle getragen wurde.
» Dies ist das Ende der roten Brüder. Wir sind die Eingeschworenen«, sagte Krähenbein, und es war klar, dass er alle Anwesenden meinte, nicht nur die, die mit ihm auf der Knarr gekommen waren.
» Wir haben keine Regeln wie ihr und brauchen auch keine, denn wir haben unseren Schwur. Wir werden jetzt alle diesen Schwur
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