Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
ablegen, solange Odin uns nahe ist und Grima als Gast bei sich aufnimmt. Diejenigen, die ihn nicht ablegen wollen, sollten sofort gehen, denn wenn sie bei Tagesanbruch noch hier sind, kann jeder sie töten.«
Er schwieg. Das Feuer zischte, und man hörte den gleichmäßigen Atem des Meeres.
» Seid eurer Sache sicher, wenn ihr die Worte sprecht, denn sie sollen nicht nur aus eurem Mund, sondern auch aus eurem Herzen kommen«, sagte er, und jetzt war er nicht mehr das kleine Bürschchen, er schien zu wachsen, und sein Schatten wirkte groß und unheimlich. Es gab eine Bewegung am Rande des Gesichtsfelds, und wer an diese Erscheinungen glaubte, versuchte, nicht hinzusehen, denn es war klar, dass die Alben nahe waren, und diese Geschöpfe machten einen unruhig.
» Wenn der Schwur einmal abgelegt ist, kann er nicht gebrochen werden, ohne dass man den Zorn Odins auf sich lädt«, fuhr Krähenbein fort. » Man kann ihn als Christ ablegen und wenn man will, auch Christ bleiben. Aber ihr müsst wissen, dass auch der Christengott euch nicht schützt, wenn ihr den Schwur brecht. Viele haben es versucht, aber sie alle haben es hinterher bitter bereut.«
» Gott lässt seiner nicht spotten«, sagte eine Stimme, und als Mar sich umdrehte, sah er, dass es Osur war, einer von Balles Anhängern. Langbrok – Langbein – nannten sie ihn. Der Mann war rot vor Zorn, und Krähenbein hörte sich geduldig an, was er zu sagen hatte. Zum Schluss spuckte Osur ins Feuer des Scheiterhaufens, und die Männer wurden unruhig, darunter sogar einige der Christen, die Grimas Freunde gewesen waren, denn selbst wenn sie mit der heidnischen Verbrennung nicht einverstanden waren, wollten sie ihm diese Ehre doch nicht verweigern.
Mar seufzte. Osur brannte für das Christentum so lichterloh wie dieser Scheiterhaufen, das war bekannt. Und Osur wusste, er hatte diejenigen, die Balle gefolgt waren, hinter sich. Allerdings waren sie verunsichert, weil sie plötzlich in der Minderheit waren.
» Dieser heidnische Schwur wird nicht über meine Lippen kommen«, erklärte Osur schließlich und sah die anderen an. » Und ihr solltet euch ebenfalls weigern. Es ist keine gute Sache, selbst für Abschaum wie euch nicht, die immer noch ihre Götzen anbeten.«
Jetzt wurde die Gruppe unruhig, wie eine nervöse Herde, die jeden Moment losstürmen kann. Mar seufzte abermals, es hatte doch wirklich schon genug Unruhe und Blutvergießen gegeben. Die roten Brüder waren erledigt, und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als dass jeder seiner Wege ging – oder ein Eingeschworener wurde. Schließlich hatten Männer wie sie keine große Wahl.
Als er das laut aussprach, war er überrascht, wie viele Männer ihn ansahen und ihm sehr ernst zuhörten. Osurs Gesicht verfinsterte sich. Krähenbein legte den Kopf auf die Seite wie ein neugieriger Vogel und bedachte Mar mit einem Lächeln. Er schätzte den Mann und erkannte, dass er für einen Prinzen von unschätzbarem Wert sein würde.
» Du bist doch auch ein Heide«, fauchte Osur Mar an. » Gott allein weiß, was du mit diesem schwarzen Teufel, der nicht von deiner Seite weicht, zusammen ausgeheckt hast. Aber es überrascht mich weiter nicht, dass ihr diesen widerwärtigen Schwur in den Mund nehmen wollt.«
Eine Welle von Zorn überkam Mar, er fuhr mit der Hand an den Gürtel und suchte nach dem Griff seines Schwertes, da ertönte ein nasses Klatschen, und die Männer, die neben Osur gestanden hatten, fuhren erschrocken zurück. Jetzt sah man dort zwei Gestalten, eine lag am Boden, und die andere, wie Krähenbein erstaunt feststellte, war Kaup, nackt und in der Dunkelheit fast unsichtbar, nur seine Augen leuchteten hell. Er hievte Osurs Leiche hoch, nachdem er sein Messer aus dessen Hals gezogen hatte, dann machte er drei Schritte auf den Scheiterhaufen zu und warf den leblosen Körper in die Flammen, dass die Funken stoben.
» Dieser Osur hätte merken müssen, dass ich heute Abend nicht neben Mar stand«, sagte Kaup mit seiner tiefen, musikalischen Stimme. Dann deutete er mit dem Kopf auf den Scheiterhaufen und sah Krähenbein an.
» Jetzt kann er auch zu Grimas Füßen liegen. Sag mir deinen Schwur, denn ich möchte ihn ablegen.«
Krähenbein stand noch unter dem Eindruck des eben Geschehenen. Mühsam verdrängte er Schock und Überraschung und sah Kaup ernst an.
» Das war das letzte Mal, dass du einen deiner Gefährten getötet hast«, sagte er, » falls du den Eid in ehrlicher Absicht schwörst.«
Er und Kaup
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