Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
teeren, um ihm eine andere Farbe zu geben, aber das Segel ist seitdem blutrot. Es ist schon etwas ausgebleicht, aber nicht sehr, und es dauerte lange, bis unsere Gesichter nicht mehr aussahen wie ein frisch versohlter Arsch. Das also waren wir. Die roten Brüder.«
    Murrough kicherte, und Mar sah, dass selbst der Prinz, den sie Krähenbein nannten, lächeln musste. Dieser Prinz, da war er sicher, kannte die Macht, die ein Name haben konnte, egal wie man dazu gekommen war. Keiner wusste das besser als er, denn bei dem Namen Krähenbein verhielt sich jeder vernünftige Mensch äußerst vorsichtig.
    » Dann bist du lange mit Grima zusammen gewesen?«, fragte Krähenbein, und Mar nickte.
    » Solange ich zur See fahre«, sagte er. » Es ist ein seltsames Gefühl, dass er nicht mehr da ist. Es fühlt sich an, als ob ich etwas Wertvolles verlegt habe und mich nicht mehr erinnern kann, wo es sein könnte.«
    Krähenbein kannte dieses Gefühl nur zu gut, in seinen Erinnerungen war es noch immer vorhanden, wenn es auch langsam verblasste. Sein Pflegevater, den sie Läusebart nannten, der von Klerkons Schiff über Bord geworfen worden war, nur weil er zu alt war – sein Gesicht bestand für Krähenbein nur noch aus dem runden, überraschten O seines offenen Mundes, als er rückwärts in das graue Wasser gestoßen wurde.
    Dann war da noch seine Mutter. Manchmal musste Krähenbein die Augen fest zusammenkneifen, um sich an ihr Gesicht zu erinnern, und einmal hatte er zu seinem Entsetzen sogar fast ihren Namen vergessen. Astrid. Er musste ihn sich immer wieder vorsagen, wie um ihn in sein Gedächtnis einzubrennen.
    Sie saßen da, jeder von ihnen in Gedanken versunken, und beobachteten die Vögel, die an der äußeren Flutlinie nach Futter suchten. Bei jeder Welle, die an den Strand spülte, flogen sie erschrocken hoch und schwirrten schreiend umher, um bald darauf wieder zu landen und ihre Suche fortzusetzen.
    » Genau wie die Petschnegen«, sagte Krähenbein, und Onund und Murrough lachten, denn sie hatten diese Steppenreiter gesehen, die alle gleichzeitig und anscheinend ohne ein Kommando während des Galoppierens über und unter ihren kleinen Ponys hindurchkletterten. Krähenbein bemerkte, dass auch Mar und Kaup lächelnd nickten, und er schloss daraus, dass die beiden ebenfalls schon einiges von der Welt gesehen hatten.
    Onund betrachtete Krähenbein und Mar, die nebeneinandersaßen, und er seufzte. Mar war Krähenbein sehr ähnlich – auch er kam ihm vor wie ein alter Mann in einem viel zu jungen Körper.
    Eine Weile erzählten sie sich ihre Geschichten, und Mar erfuhr, dass Krähenbein, so jung er war, das Gardarike in seiner gesamten Länge und Breite bereist hatte, selbst im tiefsten Winter, und gegen die Petschnegen und wahrscheinlich noch schlimmere Krieger gekämpft hatte, denn Mar hatte die Legende gehört, wie die Eingeschworenen in Attilas Grabhügel alles Silber der Welt erbeutet hatten. Es war Kaup ein Rätsel, warum sie überhaupt noch auf Raubzug gingen, aber er fragte nicht danach. Er schwieg, so wie er über die meisten Dinge schwieg.
    Mar erzählte, wie die roten Brüder bis jenseits des Chasarischen Meeres gekommen waren, das von den Rus Khvalyn und von den Persern Caspisee genannt wird, und wie sie dort in Kämpfe verwickelt worden waren, erst mit einem Volk, dann mit einem anderen. Es war ja egal, gegen wen sie kämpften, solange sie gewannen, denn immer ging es um Beute oder Tod.
    Krähenbein erzählte von der Großen Stadt, die weder Mar noch Kaup auf ihren Reisen durchs Gardarike kennengelernt hatten, und von einigen der Wunder, die es dort zu sehen gab, wie die Anlagen, die Wasser in die Luft warfen, einfach nur, weil es schön aussah. Und Kaup erstaunte Krähenbein, als er von den fremdartigen Menschen erzählte, die er entlang der Seidenstraße angetroffen hatte. Sie nannten sich die Song, waren gelb wie Walross-Elfenbein, und ihre Gesichter waren noch platter als die der Samen. Ihre Augen waren nicht nur zu Schlitzen verengt, sodass es aussah, als würden sie sich die ganze Zeit beim Scheißen anstrengen, sondern sie saßen auch noch schräg im Gesicht.
    Krähenbein und die anderen warfen ihm hin und wieder Blicke zu, um zu sehen, ob er sich vielleicht nur wichtigmachen wollte, aber schließlich glaubten sie ihm, selbst als er erzählte, dass diese Leute ein Feuerspielzeug herstellen konnten, das loszischte wie Thor, wenn sein Arsch brennt, und dann farbige Sterne in den Himmel spuckte. Kaup musste

Weitere Kostenlose Bücher