Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
zugeben, dass er sich vor Angst eingeschissen hatte und dann weggerannt war, als er es das erste Mal erlebte. Es gab lautes Gelächter, was Krähenbein guttat.
Schließlich kam der Schwarze zum eigentlichen Anliegen der Männer.
» Ich habe diesen Schwur getan«, erklärte er mit gerunzelter Stirn, » aber ich fühle mich dadurch nicht gebunden. Er bedeutet mir nichts.«
Mar rutschte unruhig hin und her, aber Kaup wandte seinen Blick nicht von Krähenbeins Gesicht.
» Ich bin Christ«, fuhr er fort, dann brach er in sein unwiderstehliches Grinsen aus und spreizte die Hände. » Na ja«, fügte er hinzu, » ich bin Kopte, aber wir Kopten sind doch auch Christus-Anhänger. Jedenfalls haben sie mich gebeten, für sie zu sprechen.«
Das war etwas Neues, und Krähenbein sah ihn verwundert an.
» Sie?«
Kaup steckte einen Finger in den Mund und imitierte den Schrei einer Eule so täuschend, wie Krähenbein es noch nie gehört hatte, und im nächsten Augenblick glitten Männer aus der Dunkelheit und kamen näher, schweigend und mit deutlichem Unbehagen. Sie sahen Kaup an, und er grinste zurück. Er ahnte nicht, dass sie ihn als ihren Fürsprecher ausgewählt hatten, weil sie ihn, falls Krähenbein Anstoß nehmen sollte, am wenigsten vermissen würden.
Ein Dutzend, schätzte Krähenbein – und darunter auch Berto, den gelben Hund an seiner Seite. Onund schien aufgebracht und knurrte wie ein bedrohter Walrossbulle, doch Krähenbein legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
» Ich bin Thorgeir Raudi«, sagte einer der Männer und lugte unter einem wilden Lockengewirr hervor, das im Feuerschein rotgolden leuchtete. » Wir sind alle Christenmänner.«
» Ich bin Bergfinn«, sagte der Mann neben ihm, dessen Haar aussah wie die Füllung, die aus einem aufgeplatzten Sattel quillt, und dessen Gesicht von Wind und Wetter zu einem weichen braunen Leder gegerbt war. » Ich habe deinen Schwur abgelegt, zusammen mit den anderen hier, aber wir sind nicht sehr glücklich darüber.«
» Es war euch freigestellt«, brummte Onund, und die Männer wanden sich vor Verlegenheit und wühlten mit den Zehen im Sand wie gescholtene Jungen.
» Wir gehen schon so lange auf Raubzüge«, erklärte Kaup, und die Männer nickten zustimmend. » Was sollen wir denn anderes machen? Wir möchten als Brüder zusammenbleiben – aber dein Odin-Schwur bindet uns nicht.«
» Und jetzt?«, wollte Krähenbein wissen, eher neugierig als verärgert, denn es war klar, dass sie darüber nachgedacht und womöglich schon eine Lösung gefunden hatten, die alle akzeptieren konnten.
Kaup holte tief Luft, aber es war Berto, der das Wort ergriff, in seinem merkwürdigen Singsang, hell und klar wie ein Vogel.
» Wir werden auf dich schwören, Prinz. Wir werden bei Gott und Jesus schwören, dass wir deine Gefolgsleute sind. Das bindet uns genauso wie dein Schwur auf Odin.«
Onund schnaubte wie ein erschrockenes Pferd und wollte gerade empört abwinken – doch dann sah er Krähenbeins Gesicht und hielt inne. Er runzelte die Stirn.
Krähenbein nickte lächelnd. Das war eine Möglichkeit. Onund war es, als verknotete sich etwas in seinem Inneren vor Ärger, und fassungslos sah er zu, wie Berto sich auf ein Knie niederließ, seine Hände in Krähenbeins Hände legte und ihm bei Gott und seinem eingeborenen Sohn ewige Treue schwur. Einer nach dem anderen der Männer folgten ihm.
Später gingen sie an ihre Feuer zurück, und er hörte, wie sie voreinander angaben und sich gegenseitig beleidigten. Zwei stritten sich darüber, wer härter zuschlagen konnte, und schließlich beschlossen sie zu kämpfen, um es festzustellen. Das war eine Weile ganz unterhaltsam, bis derjenige, der zu verlieren drohte, seinen Sax hervorzog. Das Spiel drohte aus dem Ruder zu laufen. Krähenbein war froh, als Murrough den einen mit dem Stiel seiner Axt außer Gefecht setzte, während der andere durch Kaups Faustschlag zu Boden ging.
» Es war einmal ein Frosch, der in einem Teich lebte«, sagte Krähenbein, als die Männer leicht benommen wieder auf den Beinen standen und sich das Blut abwischten. » Er war mit zwei Gänsen befreundet, die ihn oft besuchen kamen. Sie lebten viele Jahre in Frieden zusammen. Doch dann kam ein großer Frost, der monatelang dauerte. Teiche und Flüsse froren zu, und Menschen und Tiere hungerten.«
Es war mucksmäuschenstill geworden.
» Die Gänse beschlossen, sich zu retten und irgendwo hinzufliegen, wo es wärmer war«, fuhr Krähenbein fort. » Sie
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