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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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beugte sich etwas vor.
    » Aber das solltest du wissen«, sagte er leise und langsam, als koste es Mühe, die Worte auszusprechen. » Der Junge tötet. Dazu haben die Götter ihn geschaffen. Hühner, Hunde, Wild, Männer, Frauen, Kinder – alles das hat er in seinem kurzen Leben schon getötet, und nicht eine dieser Taten hat ihm irgendetwas bedeutet, für ihn war es lediglich ein weiterer Toter. Ich bin sicher, dass Loki ihn zu dem gemacht hat, was er ist, aber ich habe ihn an Tyr gebunden. Ich habe ihm gesagt, dass jeder Tote ein Opfer für die Götter ist, das beste Opfer aber ein Krieger, der Tyr gewidmet ist. Ich habe es auch mit Gott und Jesus versucht, aber ich konnte ihn nicht davon überzeugen, dass es sich lohnt, für diese beiden zu kämpfen.«
    Gudrod merkte, dass er eine Gänsehaut auf den Armen bekam. Er sah Od an, der reglos und stumm dasaß und hinauf zum grauschwarzen Himmel sah.
    » Vielleicht hat Tyr ihn tatsächlich angenommen. Am besten, man hält sich von ihm fern«, sagte Erling, doch Gudrod sah ihn nur verächtlich an. Er erhob sich, ging zu Od hinüber und setzte sich neben ihn. Eine Weile schien es, als habe Od ihn gar nicht bemerkt, was Gudrod, der es nicht gewohnt war, übersehen zu werden, gar nicht passte.
    » Sind das Augen?«, fragte Od plötzlich, und einen Moment lang war Gudrod verwirrt. Dann merkte er, dass der Junge zu den Sternen aufsah, die hinter den Wolken erschienen.
    » Glühende Kohlen«, erklärte Gudrod. » Die haben Odin und seine Brüder dort hingeworfen, damit die Menschen sich auf der Straße der Wale zurechtfinden. Menschen wie wir.«
    Er unterbrach sich, denn Od hatte sich jetzt zu ihm gewandt und sah ihn an.
    » Spielst du Tafl?«, fragte Gudrod. Die Antwort war ein verständnisloser Blick. » Das Spiel der Könige?«, half Gudrod nach, und jetzt erschien ein jungenhaftes, zögerndes Lächeln auf Ods Gesicht.
    » Das Spiel der Könige«, erwiderte der Junge langsam, » ist für mich, wenn die Könige mich beauftragen, ihre Feinde zu töten.«
    Gudrod verschlug es einen Moment die Sprache, denn es war klar, dass der Junge dieses Spiel noch nie im Leben gespielt hatte. Aber welcher Junge kannte Hnefatefl nicht? Oder Halatafl, das Fuchs-Spiel?
    » Das hast du gut gemacht, mit diesem Angeber Ulf Björnsson«, sagte Gudrod endlich, um die beklemmende Stille zu beenden. » Mit einem Hieb.«
    Od antwortete nicht, er sah ihn nur ausdruckslos an. Gudrod versuchte es mit einem Lächeln und erzählte, wie er mit fünfzehn Jahren zum ersten Mal einen Menschen getötet hatte. Auf einem rostbraunen Hügel, der von Eingeweiden und Regen rutschig war, hatte er sein Schwert ins Gesicht des Mannes geschwungen und ihn in seinem Blut liegen lassen. Später erzählte ihm jemand, dass es der Rig-Jarl Tryggve war, also war der erste Mensch, den er getötet hatte, ein König gewesen.
    Er sah Od an und erwartete einen Kommentar, aber der Junge schwieg, sodass Gudrod bereits wütend wurde, weil er dachte, er wolle ihn beleidigen. Da endlich sprach Od.
    » Ich war fünf, als ich einen Jungen tötete, der mich geärgert hatte«, sagte er, als handle es sich um einen Baum, den er gefällt hatte. » Aber den ersten Mann, den ich tötete, hat mir Erling geschenkt, zum Namenstag. Ein Thrall, den wir gefangen hatten. Ich glaube, es war ein Jütländer.«
    » Er hat ihn dir geschenkt?«
    Od sah Gudrod mit seinem ausdruckslosen Blick an. Er schien die Frage nicht zu verstehen. Gudrod spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
    » Ja. Ich lernte gerade, wie man jemandem richtig die Kehle durchschneidet«, erklärte er lächelnd bei der Erinnerung an diesen schönen Tag. » Es waren insgesamt zehn Thrall, aber ich lernte schnell und brauchte nur sechs davon.«
    Gudrod spürte, wie ihn Schwindel erfasste. Mühsam brachte er heraus, dass die anderen vier bestimmt dankbar waren, aber Od sah ihn wieder mit seinen leeren Augen an.
    » An denen habe ich das Durchschneiden der Achillessehne geübt«, sagte er, dann stand er auf, streckte sich und gähnte.
    » Der beste Namenstag, den ich jemals hatte«, sagte er. » Damals war ich sieben.«
    Er ging, um seinen Umhang zu holen, und Gudrod blieb in der Finsternis zurück. Er fühlte sich älter als die Felsen, und ihm war kalt in dem pfeifenden Wind, der die Figuren des Spiels der Könige längst umgeworfen hatte.
    Irische See, zwei Wochen später
    Krähenbeins Mannschaft
    » Jede einzelne von denen müsste eigentlich vergoldet sein«, brummte Krähenbein

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