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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Eingeschworenen auf die Fährte des Silberschatzes gesetzt hatte, in jenen Tagen, als Einar ihr Jarl war.
    Es wurde dunkler, Blitze zuckten, und Thor ließ sein lautes Lachen hören.
    » Das dritte reffen!«, rief Holzgucker, und die Männer hasteten an die Seile aus Walrosshaut. Mar wischte sich das Regenwasser aus den Augen und sah, wie Krähenbein grimmig das Kinn vorreckte. Die Knarr war verschwunden, doch der junge Prinz mit dem glatt rasierten Gesicht starrte hartnäckig weiter auf den Punkt, wo sie zuletzt gewesen war, als könne er sie mit seinen merkwürdigen Augen zurückbringen.
    Nichts würde mich bei diesem Prinzen überraschen, dachte Mar. Im Moment allerdings bestand die Welt für sie nur noch aus Grau und Schwarz, als seien sie ein Ei, auf dem eine Möwe sitzt. Dann zerriss erneut ein so greller Blitz das Dunkel, dass Mar die hellen Zacken noch eine Weile hinter seinen Augenlidern sah und er gleichzeitig das Gefühl hatte, als werde sein Magen von einem schweren, eiskalten Stein nach unten gedrückt.
    » Selbst mit Finns Wetterhut würden wir jetzt keinen sicheren Hafen finden«, brüllte Onund mit einem Ernst in der Stimme, dass es Krähenbein kalt überlief. Die Wellen hatten keinerlei Rhythmus mehr, der Sturm zerriss sie und trieb sie vor sich her, ehe sie Form oder Richtung annehmen konnten. Sie schlugen gegen die Skuggi, die sich aufbäumend den Weg hindurchbahnte, wobei die Gischt zu beiden Seiten horizontal davonflog wie Speere.
    Alle blickten auf Krähenbein, der ruhig wie eine Stevenfigur dastand, die Hand an einem Seil, das Gesicht von seinen Zöpfen gepeitscht. Er hatte den Blick geradeaus in die Dunkelheit gerichtet, doch sein Gesicht war finsterer als die Nacht.
    Sie dachten, er sei wütend, weil er die Knarr wieder verloren hatte, vielleicht auch über den Sturm selbst. Aber sie täuschten sich. Krähenbein war mit einem Namen beschäftigt, der ihm jetzt alle Fragen beantwortete. Martin.
    Mit dem Wind segeln, hatte Thorgeir gesagt, genau wie die Skuggi auch. Bergfinn hatte keinen besseren Vorschlag, also einigten sie sich darauf. Es war eine gute Knarr, selbst in voll beladenem Zustand wie jetzt, die von den großen gläsernen Brechern hochgehoben wurde und wieder hinabstürzte und durch die weiße Gischt schnitt. Schließlich war sie für die stürmische See gebaut, anders als das Langschiff.
    Sie hatten das Segel bis zum letzten Pflock gerefft, sodass sie gerade noch steuern konnten, und die Männer, die zusammengekrümmt dagesessen hatten, richteten sich langsam wieder auf. Sie würden den Sturm überstehen, und wenn die Götter, egal welche, ihnen gnädig waren, würden sie vielleicht auch die Skuggi wieder einholen, wenn sich die letzten Wolken endlich verzogen hatten.
    Thorgeir schob langsam den Gedanken von sich, der ihm zu schaffen gemacht hatte, seit er und Bergfinn wieder auf diese Knarr geschickt worden waren – nämlich dass dieses Schiff ihr Verderben sei, ein Wyrd, das die Nornen in das Holz gewebt hatten. Er sah auf die eingehüllte Leiche von Fastarr Skumr, die in der Nässe hin und her rollte und auf einen anständigen Scheiterhaufen wartete. Daneben stützte Kari Ragnvaldrsson trübsinnig seine zerquetschte Hand mit der gesunden. Abgesehen von einem Beutel Hacksilber waren seine Aussichten nicht sehr rosig, und seine Zukunft war ungewiss, egal wo sie an Land gingen.
    Krüppel und Tote, grübelte Thorgeir. Nicht gerade die beste Mannschaft, aber wahrscheinlich ganz passend für ein Schiff wie dieses.
    Nicht lange darauf bestätigte sich ihr Wyrd mit einem lauten Krachen, als die Manschette am Steuerruder zum zweiten Male riss.
    Thorvold, der früher ein guter Schmied gewesen war, konnte trotz seiner Muskelkraft nichts ausrichten. Er hätte das Steuerruder loslassen sollen, aber er wusste, dass sie dann alle verloren wären, deshalb wagte er es nicht, und das Gewicht zog ihn über die Seite, noch ehe die Männer, deren Schreie der Wind davontrug, ihm zu Hilfe eilen konnten.
    Or-skreiðr , die » Schnell Gleitende«, stockte kurz, dann wirbelte sie herum und bäumte sich auf wie ein gereizter Kampfhengst. Sie war auf dem tosenden Meer jetzt so hilflos wie ein Holzspan. Bergfinn hatte gerade noch Zeit, Thorgeir anzusehen und die Antwort in seinen Augen zu lesen, aus denen alle Hoffnung geschwunden war. Der Fluch, den die Nornen ins Wasser gewebt hatten, hatte sie eingeholt.
    Dann schlug die große, schwarzgläserne Wasserwand über ihnen zusammen.
    Später
    Vigfus Drosbo

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