Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
zugebe. Und darum hat man diese Äxte nach ihnen benannt.«
» Na ja, dieser Trick mag funktionieren, wenn man sich vorwärts bewegt«, warf Halfdan ein. » Aber das Schwerste ist doch, einen oder zwei Schritte zurückzutreten und trotzdem die Reihe geschlossen zu halten.«
» Ja«, gab Murrough zu. » Es ist schwer genug, bei den Verlorenen zu stehen, mit niemandem vor dir, wenn der Feind sich heulend auf dich stürzt – dann erscheinen einem die zweiten und dritten Reihen sehr wünschenswerte Plätze. Aber nach hinten zu treten ist auch schwer.«
» Aber warum sollte man das tun?«, fragte Berto, und diejenigen, die Bescheid wussten, lachten. » Weil Kämpfen Schwerarbeit ist«, wurde er von verschiedenen Seiten belehrt. » Wenn du eine Stunde lang dicht gedrängt kämpfst, schreist und mit der Waffe hantierst, kommt es dir vor wie ein ganzer Tag. Und wenn du gar das Schwert schwingst, dann gehst du schon nach der Hälfte der Zeit in die Knie und japst nach Luft.«
Nach Murroughs Ansicht mussten die Männer, deren Welt aus nichts als Kämpfen bestand, das auch durchhalten können. Bauern mit Speeren und Äxten hingegen konnten das nicht, und selbst erfahrene Krieger wie die Eingeschworenen mussten gelegentlich nach hinten treten, um wieder zu Atem zu kommen. Es war durchaus möglich, neue Männer in den Kampf zu schicken und eine Reihe gegen eine neue auszutauschen, aber diese römische Technik beherrschten nur wenige, und sie wurde nicht oft angewandt, aus Angst vor dem Chaos, das dadurch entstehen könnte.
Alle diese Gespräche trugen natürlich nicht dazu bei, dass die Männer Schlaf fanden, und schließlich stand Berto auf und ging hinaus in die Dunkelheit, um nach der gelben Hündin zu sehen, die er vor einer Weile hinausgelassen hatte. Krähenbein spürte noch immer die Wärme an der Stelle, wo Bertos Hand gelegen hatte, und es verwirrte ihn, dass er die Berührung vermisste. Halfdan machte einen Witz darüber, dass Berto wohl auf den gescheckten Köter eifersüchtig sei, der jetzt verschwunden war.
» Ich frage mich, wie es der Knarr ergangen ist«, murmelte Onund, und Krähenbein sah, wie Gorm den Kopf hob.
» Wahrscheinlich mit Mann und Maus gesunken«, erklärte Holzgucker trübsinnig. » Morgen früh werden wir die Überreste am Strand finden.«
» Du bist ein derber Klotz«, sagte Kaetilmund kopfschüttelnd. » So was wünscht man doch keinem Seefahrer.«
» Du kannst ja runter zum Strand gehen und sie rufen, wenn du dir Sorgen um sie machst«, sagte Krähenbein, und Kaetilmund wiegte nachdenklich den Kopf. Vigfus Drosbo mischte sich ein und erklärte sich bereit mitzugehen, wenn Holzgucker ebenfalls ginge, denn er hatte seinen Kochtopf auf der Knarr gelassen und vermisste ihn. Sie stritten eine Weile, bis das Thema erschöpft war, aber keiner von ihnen konnte sich wirklich entschließen hinauszugehen.
» Tja, das Leben auf See ist hart«, sagte Murrough und streckte sich wohlig am warmen Feuer. Dann furzte er, was ihm ein paar scharfe Bemerkungen von denen einbrachte, die ihm am nächsten saßen.
» Was weißt du schon davon?«, spottete Holzgucker. » Ihr Iren schippert doch nur in diesen Lederschüsseln im Flachen herum.«
» Aber ich bin auch schon richtig gesegelt«, protestierte Murrough. » Ich habe den Sprühnebel gesehen, an der Stelle, wo das Meer über den Rand der Welt stürzt.«
» Die Welt ist eine Kugel, du Dummkopf«, widersprach Onund. » Das wird dir jeder Seefahrer sagen.«
» Und wie willst du das wissen?«, fragte Halfdan – und noch ein paar andere, wie Krähenbein feststellte, sahen neugierig auf. » Gibt es etwa keine Dvergar an den vier Ecken der Welt, die den Himmel hochhalten? Vier Ecken, vergiss das nicht, und zwar von einem Quadrat. So viel weiß ja sogar ich von unseren Göttern, und ich bin kein Gelehrter.«
» Die Welt ist eine Scheibe«, sagte Holzgucker. » In ihrer Mitte steht der Weltenbaum, und das Meer, das ihr seht, trennt es von Utgard, der großen Leere.«
» Die Welt ist rund wie ein Ball – denn wie soll man es sich sonst erklären, dass man am Horizont den Mast von Schiffen bereits sieht, noch ehe der Bug erscheint?«, fragte Onund, dessen Buckel vom Feuer glutrot erhellt war.
» Ach, und dann segeln wir wohl auch bergauf, was?«, spottete Halfdan, und Onund, der darauf auch keine rechte Antwort wusste, kroch in sich zusammen und sagte gar nichts mehr. Holzgucker spuckte ins Feuer.
» Die Welt ist eine Kugel«, sagte jetzt auch Gjallandi
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