Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
sagte er und fügte wie zur Verteidigung hinzu: » Mein Vater ist Lektor hier.«
» Bei Odins Arsch«, stöhnte Krähenbein, » warum könnt ihr Leute keine einfacheren Namen haben? Und wo ist ›hier‹? Und was ist ein Lektor?«
Der Junge erklärte es ihm, seine Stimme klang ein wenig atemlos, bis Krähenbein den Griff an seinem Hals lockerte. Mainistir Buite hieß dieser Ort, ein Kloster, wo Echthigerns Vater aus dem heiligen Buch der Christen vorlas, und » Lektor« war das lateinische Wort für » Vorleser«.
» Bringst du mich jetzt um?«, fragte der Junge schließlich, und Krähenbein legte den Kopf etwas auf die Seite und grinste.
» Warum sollte ich das tun?«, fragte er, und der Junge sah ihn unsicher an. Zum ersten Mal bemerkte er die verschiedenen Augen, und sie gefielen ihm nicht besonders.
» Weil die anderen von deinen heidnischen Verwandten in der Kirche sind«, sagte er mit zitternden Lippen. » Und mein Vater ist auch dort.«
Krähenbein ließ den Jungen los, der zusammensackte und sich den Hals rieb. Dann sah er Krähenbein an.
» Das sind keine Verwandten von mir«, sagte Krähenbein. » Ich bin hier mit den Kriegern von König Gilla Mo, um diese Männer festzunehmen. Du kannst mir also zeigen, wo sie sind.«
» Du kämpfst für Briga?« Es klang überrascht und hoffnungsvoll. » Aber du bist doch ein Däne.«
» Nicht alle Nordmänner sind Dänen, Junge«, sagte Krähenbein, indem er aufstand und seinen Helm holte, wobei ihn jede Bewegung schmerzte. » Und es stehen auch nicht alle Nordmänner hinter dem König von Dyfflin.«
Sie wurden überrascht, als eine Gestalt angerannt kam, der Junge schrie auf, und Krähenbein fuhr fluchend herum und versuchte, sein Schwert zu ziehen. Jetzt war der Mann da, ein dunkler Fleck im Nebel, er stolperte über den eingerissenen Zaun, fiel hin und landete zu Krähenbeins Füßen.
Krähenbein sah in das bleiche, furchtsame Gesicht von Berto.
» Ein Bogenschütze …«, keuchte Berto, und fast gleichzeitig kam eine zweite Gestalt aus dem Nebel gerannt. Lief, dachte Krähenbein grimmig. Er duckte sich etwas und hob das Schwert.
Lief kam schreiend angestolpert, was alle überraschte, denn es war klar, dass er Berto verfolgt hatte und jetzt selbst vor etwas davonrannte. Im nächsten Moment sprang ihn auch schon die gelbe Hündin an, ein wütend knurrendes Bündel mit scharfen Zähnen. Lief ging zu Boden, die Zähne schlossen sich um seinen Unterarm, den er sich schützend vor den Hals gehalten hatte, und der Hund schüttelte ihn wie eine gefangene Ratte.
» Ruf ihn zurück«, befahl Krähenbein heiser, und Berto rappelte sich auf und machte lockende Kussgeräusche. Die gelbe Hündin jedoch hielt die Kiefer noch immer fest geschlossen und zerrte Lief lediglich in Bertos Richtung.
» Bei Odins haarigem Arsch!«, brüllte Krähenbein und schlug mit dem flachen Schwert auf die knurrende Hundeschnauze, heftig genug, dass der Hund zur Seite flog – doch er hielt immer noch fest. Der irische Junge schob sich schnell an Berto mit seinem erfolglosen Küssen und Händewedeln vorbei und ging ans andere Ende des Geschehens. Er überlegte kurz, dann packte er die Hündin beim Schwanz und steckte zwei Finger in die weiche Öffnung darunter.
Die Hündin öffnete das Maul und stieß einen empörten Klagelaut aus, was Lief endlich erlaubte, sich zu befreien. Der Junge ließ los und sprang zurück, weil die Hündin herumfuhr und nach ihm schnappen wollte, aber Krähenbein gab ihr einen so festen Tritt, dass sie sich mehrmals überschlug und schließlich zitternd aufstand und keine Lust mehr auf weitere Angriffe hatte. Berto ging zu ihr, während Krähenbein Lief packte, der stark blutete, und ihn auf die Knie zerrte.
» Du hast auf mich geschossen, du Arschloch«, brüllte er ihn an, aber Lief verdrehte die Augen, und mit einem Blick auf seinen zerfleischten Arm wusste Krähenbein, dass er keine Pfeile mehr verschießen würde, selbst wenn er überleben sollte. Krähenbein ließ los, und Lief fiel zu Boden wie ein leerer Sack.
» Bist du verletzt?«, fragte er Berto, und dieser schüttelte den Kopf. Seine Augen waren weit aufgerissen vor Schock, und sein Gesicht war kreideweiß. Die gelbe Hündin sah Krähenbein vorwurfsvoll an.
» Er wollte dich erschießen, und wir haben gekämpft«, brachte Berto heraus. » Aber er war stärker, und ich bin gerannt. Aber die Gelbe hier hat ihn gejagt, genau wie er mich jagte.«
Der irische Junge wischte seine Finger im nassen
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