Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
findet es merkwürdig, dass ein Christenpriester ganz von Hammaburg hierherreist, nur um ihm zu sagen, wie er Eiriks Blutaxt finden kann, die für Menschen, die ihr Christen als Heiden bezeichnet, von großer Bedeutung wäre.«
Nun war es gesagt, wie der Schlag mit der flachen Klinge auf einen Holztisch. Martin spuckte den ausgelutschten Fleischbrocken aus und wischte sich die Finger an seinem Gewand ab. Auf seinem Gesicht breitete sich ein fettiges, schwarzes Lächeln aus.
» Ich bin schon lange von Hammaburg fort«, sagte er, » aber das weiß Hakon Sigurdsson auch, denn ich kam mit einem Handelsschiff aus Torridun im Norden Albas, und davor war ich auf Orkney.«
Er beugte sich etwas vor, und jetzt zuckte Tormod Kark doch zurück, er rückte ab und berührte das silberne Amulett an seinem Handgelenk, der Schutz gegen böse Mächte. Martin sah es, behielt seine geringschätzige Bemerkung aber für sich. Was die Suche nach der Blutaxt betraf, so hatte er in sämtliche Hornissennester gestochen, jetzt brauchte es nur noch den mächtigsten Stachel von allen, um sich selbst und Gott die Belohnung in diesem Ränkespiel zu sichern.
» Die Hexenkönigin und ihr letzter Sohn«, sagte er, » dann Olaf, Tryggves Sohn, und schließlich Orm Bärentöter von den Eingeschworenen … Alles Feinde Hakons, die ich auf der Suche nach der Axt in die Wildnis von Finnmark gelockt habe, damit er sie schlagen und sich die Beute schnappen kann. Alles, was er dazu braucht, sind Schiffe und Männer, um mich dorthinzubringen und mich zu schützen, wenn wir die Axt holen, denn ich weiß, wo sie ist. Dann tötet ihr die anderen, und wir kommen wieder heim.«
Tormod Kark runzelte die Stirn. Dieses abgetakelte Wrack von einem Mann sah überhaupt nicht wie einer dieser rasierten Christenpriester mit ihrer Tonsur aus, die der Jarl ins Meer geworfen hatte, aber dennoch behauptete er, einer zu sein und trug ein reichlich schäbiges Kreuz um den Hals. Aber es umgab ihn etwas – Hakon hatte ja die Schiffe und Männer bereits zugesagt, wollte aber nicht persönlich mit diesem kleinen Priester sprechen, denn er fragte sich, ob nicht irgendein Zauber von ihm ausging oder sogar in seinem Atem ein Fluch lag. Könnte schon sein, dachte Tormod angeekelt, dem Gestank nach zu urteilen.
Natürlich hatte Tormod Hakon darauf hingewiesen, dass der zerlumpte kleine Priester, sofern er wirklich den Weg zu Eiriks berühmter Axt kennen sollte, allen anderen bereits dasselbe versprochen hatte. Hakon hatte nur gelächelt. Es war eine List, die einem König würdig war, sorgfältig konstruiert wie ein Spinngewebe und mit genau demselben Ziel – man musste sicher zur Mitte finden, um sich die Beute zu holen.
Das hatte er Tormod gesagt, und der hatte sich verbeugt und im Stillen gedacht, der eigentliche Trick bestehe ja darin, mit der Beute auch wieder sicher herauszukommen. Doch er hatte nichts gesagt und nur gelächelt, genau wie er jetzt den Priester anlächelte.
» Und deine Belohnung?«, fragte er wie jemand, der alles glaubt und seine Mitmenschen für ebenso naiv hält. Martin warf ihm einen abschätzigen Blick zu.
» Ein Stück Holz«, sagte er, und Tormod sah ihn verständnislos an.
» Ein Stück Holz?«
» Der Schaft von einer alten Lanze. Orm wird ihn haben, oder zumindest weiß er, wo er ist. Also bringt ihn nicht um, ehe ich diesen Schaft habe.«
Tormod schluckte, er fragte sich, ob der Priester einen dunklen Zauber ausübte, wie Hakon befürchtet hatte, und ob diese Lanze womöglich dazugehörte.
» Wir werden darüber nachdenken«, sagte Tormod und stand auf, schwungvoll und mit schönen, weißen Zähnen. Er breitete die Hände aus. » Inzwischen gewähre ich dir Gastrecht in der Halle des Königs von Norwegen.«
» Was für ein Geschenk von einem Thrall, dem nichts gehört, nicht einmal sein eigener Name«, sagte Martin mit so beißendem Spott, dass Tormod das Blut ins Gesicht schoss. » Trotzdem, sag dem König meinen Dank. Und sag ihm, er soll nicht zu lange darüber nachdenken, denn das Jahr hat sich bereits gewendet.«
In eine Wolke der Empörung gehüllt fegte Tormod davon, und Martin fuhr fort, lautstark seine Fleischbrocken auszulutschen, damit sich niemand neben ihn setzte.
Im Norden wären die Tage jetzt noch lang, aber bald würden sie kürzer werden, und Bjarmaland und die Finnmark würden wieder in Nacht und Eis versinken.
Finster und kalt, dachte Martin. Wie die Rache.
Irland, Mainistir Buite, etwa um die gleiche
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