Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
dass der Wende ein so eifriger Christ war und die Responsorien kannte – aber beim Anblick der Leiche dachte er nicht länger darüber nach.
    Es war Gorm. Sein Kopf war eingeschlagen wie ein Ei, und das Blut sammelte sich in einer Pfütze unter ihm.
    » Einer weniger«, knurrte er und sah zur Tür, die einen Spaltbreit offen stand. Eine Schlupftür nannte der Junge diese Tür, die zum täglichen Kommen und Gehen genügte, während das große Portal nur geöffnet wurde, wenn die Leute kamen, um ihren Gott in seiner Herrlichkeit anzubeten.
    Er wollte sich gerade zur Tür wenden, aber Berto schoss wie ein Pfeil an ihm vorbei und war im nächsten Moment im Innern. Dann hörte man ein lautes Kreischen, und es klang nach einer Schlägerei. Krähenbein war mit einem Satz an der Tür und betrat den Raum. Einen Augenblick lang sah er in der Dunkelheit nichts. Er hörte etwas rascheln, nahm eine Bewegung wahr. In diesem Moment schrie eine Frauenstimme: » Nein!« Er duckte sich instinktiv, doch es war zu spät.
    Der Schlag auf seinen Kopf war so stark, dass er dachte, er müsse ihm vom Rumpf abgetrennt worden sein. Es gab eine laute Explosion mit gewaltigen Blitzen, dann wurde es dunkel um ihn.
    Tönsberg in Vestfold, Norwegen, als der erste Schnee fiel
    Martin
    Er wusste, dass man ihn beobachtete, also gab er sich Mühe, sich gut zu benehmen, und als er das kleine Mädchen anlächelte, dessen Puppe er gerade heil machte, hielt er seinen Mund geschlossen, sodass seine schwarzen Zahnstummel sie nicht erschreckten. Aber dabei fühlten sich seine Wangen so merkwürdig an, dass er es wieder bleiben ließ.
    Die Halle von Hakon Jarl, dem König von Norwegen, war hell und voller Leben, doch die Leute mieden die Nähe zu dem Priester, und zwar sowohl wegen seines Aussehens als auch deshalb, weil er war, was er war. Martin wusste, dass Hakon Jarl mit seinem angeblichen oberen Lehnsherrn, dem Dänen Harald Blauzahn, gebrochen hatte. Es hieß, er habe es getan, weil Blauzahn ihm Christenpriester aufgedrängt hatte, als er Dänemark besuchte, und man erzählte sich, Hakon habe sie ins Meer geworfen und aufgefordert, nach Hause zu schwimmen. Also war es nicht ganz ungefährlich, wenn man mit einem Kreuz um den Hals wie selbstverständlich in diese Halle trat.
    In Wahrheit ging es natürlich um die Vorherrschaft der beiden Fürsten, dachte Martin, während er die gebrochenen Strohhalme herauszog, mit denen die Beine der Puppe am Körper befestigt gewesen waren. Hakon hatte sich nämlich entschieden, Norwegen künftig selbstständig zu regieren, und er wartete nur darauf, ob Blauzahn es wagen würde, etwas dagegen zu unternehmen. Doch so wie es aussah, war es genau das, was Blauzahn vorhatte, also würde es Krieg geben. Eiriks Axt wäre natürlich ein großer Anreiz für die Krieger und eine Beute, die Hakon nicht ignorieren konnte.
    Bei diesem Gedanken musste Martin lächeln, gerade als eine Thrall ihm Fleisch, Brot und Bier brachte. Sie schob es über den Tisch und ging eilig wieder davon.
    Er gab dem kleinen Mädchen die Puppe. Das Kind drückte sie an sich und sah ihn einen Moment ernst an.
    » Du bist aber hässlich«, sagte die Kleine, und ein Mann, der in der Nähe saß, lachte. Martin drehte sich nach ihm um, und bei der Bewegung schoss ein krampfartiger Schmerz durch seinen Fußstumpf.
    » Eine schöne Belohnung für deine Bemühungen«, sagte der Mann und setzte sich auf die Bank gegenüber. Martin betrachtete ihn. Seine Tunika war rostrot und grün, er hatte ein offenes, freundliches Gesicht und einen dichten dunklen Haarschopf. Er beneidete den Mann um seinen ordentlich gestutzten Bart – der außerdem gekräuselt war – und ganz besonders beneidete er ihn um seine Zähne. Wie um sich selbst zu strafen, nahm er einen großen Brocken Fleisch, von dem er wusste, dass er ihn nicht kauen, sondern nur aussaugen konnte, eine geräuschvolle und unappetitliche Angelegenheit.
    » Ich hoffe, Könige sind freundlicher«, brummte er. Er kannte diesen Mann und wusste, auch wenn er noch seine schönen Haare und einen Bart hatte – er war nur ein Thrall. Zugleich aber war er Hakons Freund, und was er sagte, hätte genauso gut aus dem Mund des Jarls selbst kommen können, genau wie alles, was er hörte, sofort ans Ohr des Jarls getragen wurde.
    » Hast du Neuigkeiten für mich, Tormod Kark?«, fragte er und schob den Fleischbrocken mit Absicht so unmanierlich wie möglich im Munde herum. Der Thrall zuckte mit keiner Wimper.
    » Der König

Weitere Kostenlose Bücher