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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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normalerweise überhaupt kein bisschen wehleidig.«
    »Ach was«, der Doktor winkte mit
einer schroffen Handbewegung ab. »Ich habe sofort an die Geschichte vorgestern in
Schifferstadt denken müssen. Schließlich kann auch ich eins und eins zusammenzählen.
Dort hat ein Teufel zugeschlagen und jetzt sehe ich, dass wieder ein S-Bahnhof abgesperrt
ist. Da wurde mir sofort klar, dass der Teufel wieder seine Hand im Spiel hatte.«
    Metzger wirkte nun ruhiger, die
Tabletten gegen seinen angeblichen Haarausfall schienen ihre Wirkung zu entfalten.
    »Die Geschichte mit dem Teufel pfeifen
inzwischen die Spatzen von den Dächern. Selbstverständlich habe ich damit nichts
zu tun, ich habe die Verkleidung nur zufällig gefunden. Später hätte ich das Tuch
bei der Polizei abgegeben, ganz bestimmt.«
    Gerhard steckte das Teufelskostüm
in eine Tüte.
    »Eigentlich müsste ich augenblicklich
unsere badischen Kollegen informieren. Diese würden Sie dann zur Vernehmung ins
Präsidium bringen. Ich kann Ihnen aber nicht garantieren, dass in Baden-Württemberg
die gleichen humanen Standards gelten wie bei uns in Rheinland-Pfalz. Mir sind bisher
nur unbestimmte Gerüchte zu Ohren gekommen. Wenn Sie intelligent genug sind, verraten
Sie uns gleich, warum Sie mit Ihrem Reisemobil wie zufällig zum zweiten Mal in unmittelbarer
Nähe eines Tatorts stehen.«
    »Aber Herr Palzki, jetzt beruhigen
Sie sich doch.« Schweißtropfen liefen ihm über die Schläfen. »Das ist alles Zufall.
Ich parke hier, weil ich auf Freddie warte. Eigentlich müsste er längst zurück sein.«
Nervös schaute er auf seine Armbanduhr.
    »Verraten Sie mir, wer Freddie ist?«
    »Normalerweise fällt das unter die
ärztliche Schweigepflicht. Ich will aber mal nicht so sein, schließlich muss ich
Sie ja von meiner Unschuld überzeugen.«
    »Da tun Sie gut daran.«
    »Freddie ist ein Kunde von mir.
Wie Sie der Werbeaufschrift auf meinem Reisemobil entnehmen können, habe ich ein
neues Betätigungsfeld.«
    »Sie meinen diese ›Homöopathie nach
Art des Hauses‹?«
    »Ja genau, das meine ich.«
    »Ich kann mir schlecht vorstellen,
dass es Sie als alter Schlagdraufundschluss zu solchen pseudowissenschaftlichen
Behandlungsmethoden verschlagen hat.«
    Metzger schien sich sicher zu fühlen,
er führte uns sein altbekanntes Frankensteinlachen vor.
    »Aber Herr
Palzki, Sie sind ja ein richtiger Menschenkenner! Sie haben recht, mit der ursprünglichen
Hahnemann-Homöopathie habe ich nichts am Hut. Da werden irgendwelche Wirkstoffe
so extrem verdünnt, dass der Wirkstoff nicht mehr nachweisbar ist. Was soll der
Scheiß? Da kann ich gleich Regenwasser abfüllen.«
    »Wieso werben Sie damit, wenn Sie
nicht überzeugt sind?«
    »Verstehen Sie mich richtig. Falsch
finde ich nur die Medikamentierung. Die Methodik der Homöopathie ist zumindest teilweise
in Ordnung, denn da soll Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden.«
    »Das müssen Sie mir näher erklären«,
bat ich und ahnte Schreckliches.
    »Ich habe die Methode verbessert.
Mir geht es nicht darum, chronischen Schnupfen und ähnlichen Pipifax zu heilen,
sondern um die wirklich großen Dinge. Mit meiner Homöopathie-Methode wird es möglich
sein, die schlimmsten geistigen Krankheiten zu heilen.«
    Sein Lachen bestätigte mir, dass
er wohl selbst unter die genannte Zielgruppe fallen musste.
    »Machen Sie jetzt auf Psychologe?«
    »Ach, hören Sie mir damit auf. Verhaltenstherapien,
Gesprächstherapien, damit wird heutzutage nur viel Geld versenkt. Bei der DMHH,
das bedeutet so viel wie ›Doktor Metzgers Heil-Homöopathie‹, wird im Freifeldversuch
gearbeitet. Bei meinen Kunden wird Schlechtes mit Schlechtem behandelt.«
    So langsam glaubte ich, im falschen
Film zu sein. Ob sich unsere Kollegen nur einen schlechten Scherz erlaubten und
Doktor Metzger den Lockvogel machte?
    »Wer sind denn Ihre Kunden?«
    »Ist Ihnen die Zielgruppe immer
noch nicht klar? Es sind Menschen, die dem Staat jährlich Unsummen kosten, sei es
für die Bereitstellung von Hochsicherheitsgefängnissen, therapeutischen Zwangsbehandlungen
und vielem mehr. Meine DMHH soll mittelfristig den Staat von Schwerverbrechern,
die unter irgendeinem inneren Zwang stehen, befreien. Wenn meine Methode funktioniert,
kann ich gleich mit mehreren Nobelpreisen rechnen.«
    Gerhard und ich glotzten ihn an.
Dass Metzger abgedreht war, war für uns nichts Neues. Doch dieses Experiment, mehr
konnte man dazu wohl nicht sagen, klang gemeingefährlich.
    »Dieser Freddie, von dem

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