Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Abordnung eines Partyservices, die mit gigantischen
Töpfen und kalten Platten im Flur stand.
»Dritte Tür rechts«, half ich ihnen,
den Weg zu finden.
»Danke, das wissen wir. Herr Diefenbach
ist bei uns Stammkunde.«
»Und was machen wir mit dem angefangenen
Tag, Gerhard?«
»Ich hätte noch ein paar Müsliriegel
in meinem Schrank«, meinte dieser nach kurzer Überlegung.
»Aber nicht mit mir, nachher kleben
mir die Zähne zusammen wie beim letzten Mal.«
Gerhard zuckte mit den Schultern
und antwortete: »Dann halt nicht.«
Ich verließ Gerhard und machte mich
in meiner Not auf, nach Hause zu laufen, um etwas Nahrung zu mir nehmen zu können.
Zehn Minuten Fußweg lag für mich im erreichbaren Fußgängerradius. Gerhard meinte
zwar gelegentlich, dass bereits das Sitzen auf einem Stuhl für mich Hochleistungssport
sei, doch das war stark übertrieben. Während meines Marsches überlegte ich mir,
wie ich Stefanies fürsorgliches Vollkornzeug ablehnen könnte, ohne sie zu ärgern
und gleichzeitig etwas Kalorienhaltiges aus meiner Unterzucker-Notfall-Schublade
ziehen konnte.
Verwundert stellte ich fest, dass
mein Dienstwagen in der Garageneinfahrt parkte. Was war da los? Ich war noch nicht
richtig im Haus, da kam mein Sohn bereits als fliegender Torpedo angeschossen.
»Papa, die Schule ist voll geil!
Wir haben heute nur vier Stunden gehabt. Und stell dir vor, in der großen Pause
hatten wir einen Feueralarm! Unsere Lehrerin hat uns nach der Pause erzählt, dass
die Feuerwehr ein Auto abgeschleppt hat. So was ist in meiner alten Schule nie passiert.«
Ich streichelte ihm über den Kopf.
»Das freut mich, Paul, dass es dir so gut gefällt. Hast du schon neue Freunde?«
Während er nickte und mir klar machte,
dass die Jungs okay und die Mädchen alles Zicken waren, kam Stefanie hinzu.
»Was machst du hier, Reiner?«
»Ich wohne hier?«, fragte ich zaghaft
zurück.
»Ja, schon. Ich meinte doch, was
du um diese Uhrzeit hier machst? Hast du bereits Feierabend?«
Ich befreite mich von Paul, der
nach wie vor wie eine Klette an mir hing, und zog meine Jacke aus. »Ne du, das wird
noch eine Weile dauern. Der S-Bahn-Mörder hat ein zweites Mal zugeschlagen.«
»Das hat Jutta bereits erwähnt,
als sie hier war«, sagte Stefanie.
»Jutta war hier? Was wollte sie
denn?«
Meine Frau schaute mir tief in die
Augen. »Was meinst du, wer deinen Wagen hergebracht hat? Das hast du alles deiner
Kollegin zu verdanken.«
»Aber, aber«, begann ich entschuldigend.
»Ich konnte doch nicht wissen, dass Gerhard mich an der Schule abholt und wir schnell
nach Mannheim mussten.«
»Das ist noch lange kein Grund,
in der Feuerwehrzufahrt zu parken. Nicht einmal für eine Minute. Hast du keinen
Führerschein?«
»Polizisten brauchen keinen.« Damit
versuchte ich, die Situation etwas aufzulockern. Stefanie war dagegen immun.
»Vom Abschleppdienst wird eine fette
Rechnung kommen, meinte Jutta. Das Bußgeld konnte sie gerade noch verhindern. Sie
sagte, sie hätte gute Beziehungen zur Polizei.«
Jetzt war es Zeit, das Thema zu
beenden.
»Ich werde mich Jutta erkenntlich
zeigen. In einer Stunde muss ich wieder zurück, kannst du mir bitte auf die Schnelle
einen Kaffee machen?«
»Aber gerne doch, soll ich dir dazu
ein paar Brote schmieren?«
»Nein, vielen Dank, das wäre zu
viel des Guten. KPD lässt gerade ein Buffet aufbauen. Das käme nicht gut, wenn ich
da nur zugucken würde.«
»Arbeitet ihr manchmal auch? Oder
seid ihr nur am Essen?«
»Von Arbeiten steht nichts in meinem
Dienstvertrag.« Ich schaute in einer Art und Weise auf meine Uhr, dass Stefanie
es bemerken musste. »Ich muss kurz runter in den Keller, stellst du inzwischen den
Kaffee auf?«
Seid unser
Neuzugang ärztlich bestätigt war, hatte ich mein privates Büro im Erdgeschoss räumen
müssen. Die Umwidmung in ein Kinderzimmer war längst geschehen. Im Gegenzug hatte
ich mir einen der Kellerräume als Arbeitsraum eingerichtet. Die niedrige Decke,
das kleine Fenster, das kahle Ambiente machten mir nicht wirklich etwas aus. Heute
galt mein alleiniges Interesse der obersten Schublade meines Rollcontainers.
Sodbrennengestärkt kam ich fünf
Minuten später in die Küche, in der bereits ein aromatischer Kaffeegeruch hing,
ganz anders als bei meinen Kollegen.
»Er steht bereits auf dem Tisch«,
sagte meine Frau, während sie sich zu mir umdrehte. Sie wollte etwas hinzufügen,
doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. »Aha, so ist das also. Kein Wunder,
dass
Weitere Kostenlose Bücher