Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Inszenierung meiner Kollegen, um mich mal so richtig
reinzulegen? Bei dieser Ermittlung ging mir einfach zu viel schief, normalerweise
stand ich über solchen Dingen und meisterte sie mit Bravour.
»Ihren Fahrschein bi –«, im selben
Moment erkannte er mich und ich ihn.
»Na, das ist aber eine Überraschung.
Ich habe zwar Ihre Personalien aufgenommen, das bedeutet aber nicht, dass Sie ohne
gültigen Fahrschein einfach weiterfahren dürfen. Oder haben Sie Ihre Monatskarte
inzwischen gefunden?«
Dieses Mal zückte ich nicht meinen
Personalausweis, sondern meinen Dienstausweis.
Der Kontrolleur
studierte unbeeindruckt die Karte.
»Als Polizist sollten Sie die Gesetzeslage
aber kennen. Ich darf bei Ihnen keine Ausnahme machen oder wollen Sie mich bestechen?«
Ich glotzte ihn an. »Bin ich blöd?
Ich weiß selbst, dass es in Deutschland keine Korruption gibt. Sie stören gerade
eine polizeiliche Ermittlung.«
»Soso«, antwortete er ungläubig,
»auch Polizisten sind anscheinend um Ausreden nicht verlegen. Glauben Sie mir, ich
muss mir jeden Tag die skurrilsten Ausflüchte anhören.«
Ich gab auf. »Okay, wie Sie meinen.
Ihren Namen habe ich ja. Wie gehen wir weiter vor?«
»Wollen Sie
mir drohen? Ich habe ebenfalls Ihren Namen. Wir werden nun das gleiche Procedere
wie vorhin durchführen. Falls Sie wider Erwarten dennoch eine Monatskarte haben,
müssen Sie eben zweimal zehn Euro Bearbeitungsgebühr bezahlen.«
Ich ließ ihn
machen und unterschrieb den Beleg. Jutta würde das schon richten. Der Kontrolleur
verabschiedete sich und murmelte vor sich hin, so, dass ich es gerade noch hören
konnte: »Ein Polizist mit solch einer altmodischen Brille. Wo haben sie den nur
ausgegraben?«
Ohne weitere
Vorkommnisse erreichte ich den Neustadter Bahnhof. Ich riss mir die Gummihaube und
die Brille vom Gesicht, was einige Fahrgäste verblüffte. Ich hatte genug von dem
Klamauk. In der Halle kamen mir Jutta und Gerhard entgegengelaufen.
»Na, das ist ja toll, dass ich euch
wiedersehen darf. Vielen Dank für die Ehre, die ihr mir erweist«, begann ich sarkastisch.
»Reiner, sei mal nicht gleich eingeschnappt«,
verteidigte sich Jutta. »Du weißt selbst, dass die Vorbereitungszeit sehr kurz war.
Dass es ein paar Reibungsverluste geben kann, war mir klar.«
»Reibungsverluste? Ich wurde von
einem Handwerker bedroht, danach wollte mich ein Pfarrer umbringen, ganz zu schweigen
von drei Teufeln und einem Engel. Und was soll der Scherz mit dem Fahrscheinkontrolleur?«
»Was redest du da, Reiner?« Jutta
runzelte die Stirn und Gerhard war ungewohnt still.
»Wir können dir im Moment keine
Ergebnisse präsentieren«, erklärte Jutta. »Das lief alles irgendwie durcheinander.
Gerhard und ich verloren deine Spur, als dein Sender ausfiel. Dann hast du uns in
Heidelberg kontaktiert und wir sind sofort losgefahren. Als wir ankamen, warst du
nicht dort. Wir sind sofort mit Blaulicht in Rekordzeit zurückgefahren. Wir sind
erst zwei Minuten vor dir angekommen.«
»Und was ist mit den Zivilbeamten?
Waren die wenigstens an Bord?«
»Ein paar schon«, sagte Gerhard,
»aber weniger, als wir erhofft hatten. Viele sind heute Morgen im Stau steckengeblieben,
als sie zu ihrem Einsatzort fahren wollten. Die Verkehrsverhältnisse waren katastrophal.
Nur die S-Bahn war pünktlich.«
»Wenigstens etwas. Heißt das, ich
war die ganze Zeit so gut wie auf mich selbst gestellt?«
»Nein, natürlich nicht«, wiegelte
Jutta ab und ich wusste das erste Mal nicht, ob ich ihr glauben konnte. »In Baden-Württemberg
vielleicht. Blöderweise hatten die Beamten ein Foto von dir vorliegen, so wie du
normalerweise herumläufst. Also mit Haaren und ohne Brille.«
»Sagt mal, seid ihr von allen guten
Geistern verlassen? Wegen der Maskerade hat mich niemand erkannt? Wenn da wirklich
etwas passiert wäre?«
»Ist aber nicht«, antwortete Jutta.
»Dir ist bestimmt auch schon mal ein Fehler passiert. Komm, lass uns nach Schifferstadt
fahren.«
Ich gehorchte, alles andere hätte
zu nichts geführt. Zugegebenerweise hatten wir unseren Plan auch wirklich sehr kurzfristig
in die Tat umgesetzt. Andere Dienststellen würden vorher Ausschüsse und Unterausschüsse
bilden und alles bis ins kleinste Detail planen. Diese Zeit hatten wir nicht. Trotzdem,
der Teufel lief noch frei herum.
10
Dem Täter auf der Spur
Jutta sah ihn als Erste. So wie sie reagierte, konnte das nicht gespielt
sein. Direkt hinter meinem Wagen parkte Doktor Metzgers Mobilklinik.
Wir
Weitere Kostenlose Bücher