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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schauten uns gegenseitig an
und überlegten wortlos, ob wir Metzger einen Besuch abstatten sollten, doch er kam
uns zuvor.
    Sein schmutziggrauer Kittel wehte
im Wind, als er aus der Beifahrerseite ausstieg.
    »Tag, Herr Palzki. Tag, Kollegen«,
begrüßte er uns. »Schönes Wetter heute, oder?«
    »Und Sie, Herr Metzger? Warten Sie
wieder auf Freddie?«
    Der Notarzt reagierte mit einer
grobmotorischen Armbewegung.
    »Ach was, dieser Kerl ist untergetaucht.
Der wird schon sehen, was er davon hat.«
    Mir fielen fast die Augen aus dem
Schädel.
    »Warum sind Sie dann hier?«
    »Kurt.« Mehr sagte er nicht.
    »Ist Kurt auch einer Ihrer Patien
– äh, Kunden?«
    Metzger nickte grinsend. »Eigentlich
wäre er noch nicht an der Reihe. Aber nachdem Freddie einfach abgehauen ist –«
    »Haben Sie das der Polizei gemeldet?
Der Typ muss doch gesucht werden!«
    »Um Himmels willen, Herr Palzki.
Wollen Sie in der Bevölkerung eine Panik heraufbeschwören? Der Anstaltsdirektor
hat für solche Fälle extra einen Notfallplan erstellt.«
    Jutta mischte sich ein. Es war das
erste Mal, dass sie eine Metzgergeschichte live hörte. Bisher kannte sie alles nur
vom Hörensagen und glaubte uns nur einen Bruchteil von dem, was wir ihr erzählten.
    »Können Sie mir sagen, wie dieser
Notfallplan ohne Polizei funktionieren soll?«, fragte sie den Doktor.
    »Eigentlich
ist er streng geheim, Frau Wagner. Aber weil Sie es sind: Abwiegeln, verharmlosen,
abstreiten und nur das zugeben, was einwandfrei bewiesen ist. Das funktioniert in
der Politik genauso wie in der freien Wirtschaft.«
    »Wie bitte?
Sie lassen die Bevölkerung im Unklaren darüber, dass ein Schwerverbrecher ausgebrochen
ist?«
    »Aber Frau
Wagner, er ist überhaupt nicht ausgebrochen. Er hat nur seine Ausgehzeiten etwas
verlängert. Sie müssen aber zugeben, dass Sie und Ihre Kollegen mit dem immensen
Polizeieinsatz am Mannheimer Rangierbahnhof nicht ganz unschuldig daran sind.«
    »Komm, Jutta,
lass das.« Ich unterbrach die Diskussion und wollte das Thema vorläufig beenden.
»Darüber reden wir nachher im Büro.«
    Ich zog meinen
Autoschlüssel aus der Hosentasche und ging zu meinem Wagen.
    »Das würde ich an Ihrer Stelle sein
lassen, Herr Palzki.«
    Ich drehte mich zu Metzger um. »Wollen
Sie meinen Führerschein kontrollieren?«
    »Ach was, dass Sie nicht richtig
Auto fahren können, hat mir schon Ihr Freund, der Student erzählt.«
    »Dietmar Becker ist nicht mein Freund.«
    »Trotzdem, wenn Sie weiterleben
wollen, steigen Sie besser nicht in Ihren Wagen.«
    Ich war kurz davor, wie das HB-Männchen
in die Luft zu gehen.
    »Da hängt eine Bombe drunter«, ergänzte
Metzger.
    Zu dritt gafften wir den Notarzt
an.
    »Ja, so ist es halt, wenn man Polizist
ist. Man lebt gefährlich. Vor einer guten Stunde kam da so ein Kerl daher, blickte
sich nach allen Seiten um und beugte sich unter Ihren Wagen. Da bin ich neugierig
geworden und habe genauer hingeschaut. Der Kerl hat so einen kleinen Kasten, muss
wohl magnetisch sein, unterm Auto befestigt.«
    Gerhard hatte sich bereits gebückt.
    »Stimmt, da hängt etwas. Wir sollten
besser auf die Seite gehen. Herr Metzger, können Sie uns eine Personenbeschreibung
geben?«
    Der Doktor hatte, einer Angewohnheit
folgend, eine überreife und fast lebende Banane aus seinem Kittel gezogen und begonnen,
diese zu schälen.
    »So ein junges
Kerlchen halt. Viel hab ich nicht gesehen, ich hatte in dem Moment gerade einen
Meniskus to go.«
    »Was hatten
Sie? Können Sie das genauer erklären?«
    »Was ein Meniskus
ist? Aber Herr Palzki, das können Sie in jedem Medizinbuch nachlesen.«
    »Nein, ich mein doch, was Sie gemacht
haben, während der Kerl an meinem Wagen hing.«
    »Ach so, sagen Sie es doch gleich.
Wie Sie wissen, warte ich auf Kurt. Damit mir die Zeit nicht zu lang wird, nehme
ich mir manchmal spontan einen Kunden mit rein, wenn es sich gerade ergibt. Vorhin
kam einer über den Platz gelaufen, bei dem ich aus der Entfernung sah, dass er Schmerzen
im Knie hatte. Ich habe ihn angesprochen und für einen Hunni gleich seinen Meniskus
operiert, ganz ohne Wartezeiten. Ging ratzfatz, der Meniskus ist ja nur ein bisschen
Knorpel, der wieder gerichtet werden muss. Ich habe da meine eigene Technik entwickelt.
Anschließend habe ich sein Bein eingegipst und fertig war’s.«
    Das war mal wieder zu viel für uns.
Keiner von uns brachte ein Wort heraus.
    »Selbstverständlich versteuere ich
den Hunni«, meinte Metzger, »ich bin schließlich kein

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