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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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konnte ich noch
etwas lernen.
    Ich sprach einen letzten Satz in
die Runde.
    »Sie sehen, ich muss leider zum
Einsatz. Entschuldigen Sie bitte, meine Damen und Herren.«
    Ich riss der Beamtin den Zettel
mit dem Namen und der Adresse aus der Hand und verschwand zusammen mit Säule. Während
wir die Treppe hinunterliefen, las er sich die Adresse durch.
    »Am besten ist es, wenn ich fahre.
Ich weiß, wo dort Parkplätze sind. Nicht, dass ihr Wagen abgeschleppt wird.«
    Ich blickte ihn an. Hatten Jutta
oder Gerhard etwas über meine Missgeschicke verraten? Säules Gesichtsausdruck wirkte
neutral, vielleicht war der Kommentar nur ein Zufall gewesen.
    Während wir Brötchen futternd die
B 9 in Richtung A 6 fuhren, um im Norden von Ludwigshafen über den Rhein zu gelangen,
studierte ich die Adresse.
    »Graudenzer Linie. Was ist denn
das?«
    »Eine Straße, was sonst? Fragen
Sie mich nicht, was mit ›Linie‹ gemeint ist. Drogen dürften ausscheiden.«
    »Ich weiß nicht einmal, wo Graudenz
liegt«, gab ich offen zu.
    »Da kann ich Ihnen weiterhelfen.
Graudenz war bis Ende des Zweiten Weltkriegs ein preußisch-deutscher Landkreis.
Jetzt liegt er in Polen. Dort gibt es auch eine Stadt, die so heißt. Auf Polnisch
klingt das aber ein bisschen anders.«
    Ich hörte während
der Geschichtsstunde nur mit einem Ohr zu. Mir ging der Name des Opfers nicht aus
dem Kopf. Jürgen hatte doch nach weiteren Teufelsreute recherchiert. Was er nicht
fand, das gab es nicht. Sollte ich mich so über seine Qualitäten getäuscht haben?
    Säule riss mich aus meinen Gedanken.
    »So, hier ist Mannheim-Schönau.
Gleich sind wir am Ziel.«
    Kurz darauf parkte er vor einem
kleineren Einfamilienhaus, das etwas von der Straße zurückversetzt stand. Ein paar
Einsatzfahrzeuge waren bereits vor Ort.
    »Hier gibt es Hunderte Parkplätze«,
wunderte ich mich. »Darf man hier nicht parken?«
    »Doch, schon«, erwiderte Säule.
»Das vorhin war nur Spaß. Ich wohne in der Nähe. Deshalb wollte ich selbst fahren.«
    »Und wie komme ich wieder heim?«
    Säule zuckte nur mit den Achseln,
während er ausstieg.
    Na toll, ich fühlte mich wie ein
Entführungsopfer, das auf einer unbekannten Insel ausgesetzt wurde.
    An der offenen Haustür arbeitete
ein Spurensicherer im weißen Overall. Ich wollte gerade hineingehen, da fiel mein
Blick auf das Türschild. ›J. Teufel‹ stand darauf zu lesen.
    Ich drehte mich zu Säule um, der
es im gleichen Moment bemerkt hatte.
    »Ein Irrtum?«, fragte ich.
    »Warten wir’s ab«, entgegnete er.
»Vielleicht ist jemanden die Fantasie durchgegangen.«
    Kurz darauf wurde ich eines Besseren
belehrt. Im Wohnzimmer lag auf der Couch, theatralisch arrangiert, eine ältere Frau.
Aus Ihrer Brust ragte das gleiche Dreizack-Modell wie in den anderen Fällen heraus.
Ich sah und roch sofort die zerplatzte Stinkbombe, die vor der Couch auf dem Boden
lag. Sie zu finden war leicht, denn es stank bestialisch. Deshalb hatten die Beamten
außer der Eingangstür auch die beiden Wohnzimmerfenster weit aufgerissen. Ganz nach
dem Motto: Lieber erfrieren als erstinken. Kurz schaute ich in die anderen Räume,
bevor ich mich der Protagonistin widmete.
    Das Opfer, ich schätzte es auf mindestens
70 Jahre, war grauhaarig und sah sehr gepflegt aus. Sie trug ein dezentes Make-up,
ihre Fingernägel waren gestylt und das Kostüm, das sie trug, war keinesfalls von
der Stange. Ich schaute mich um: Das gesamte Mobiliar schien von einem Designer
zu stammen, nicht unbedingt von einem zeitgenössisch modernen, aber trotz allem
wirkte die Einrichtung edel und gehoben. Zahlreiche Vitrinen waren mit Schmuck und
allerlei Krimskrams gefüllt, was wohl auf eine ausgiebige Sammelleidenschaft schließen
ließ.
    Der zuständige Arzt, es war nicht
Doktor Metzger, füllte an einem Sekretär sitzend den Totenschein aus. Nachdem er
damit fertig war, stellte ich mich vor und fragte, ob es in Baden-Württemberg keine
Pflicht gebe, bei der ersten Leichenschau mit offensichtlich nichtnatürlicher Todesursache
die Leiche auszuziehen und komplett zu untersuchen.
    »Warum sollte ich das tun?«, herrschte
er mich genervt an. »Die Frau ist fast 80, außerdem ist die Todesursache klar. Welches
Organ bei dem Stoß mit dem Dreizack zuerst den Geist aufgegeben hat, ist für mich
im Moment nebensächlich. Das könnte ich auch an einer nackten Leiche nicht erkennen.
Dafür ist die Gerichtsmedizin zuständig. Der Todeszeitpunkt liegt zwischen gestern
Nachmittag und dem späten Abend. Ich

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