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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zu
werden.«
    »Du meinst, er hat sich den Schlag
selbst verpasst?«
    »Das wäre die logische Schlussfolgerung.
Dadurch wurde er zum potenziellen Opfer und es gelang ihm, Polizeischutz zu erhalten.
Irgendwann wäre alles im Sand verlaufen und man würde nie mehr von einem Teufel
hören, der mit einem Dreizack tötet. Stattdessen wäre Pit Teufelsreute unverhofft
Großerbe geworden.«
    Säule war immer noch nicht überzeugt.
»Dann hätte er ja auch Sie überfallen?«
    »Höchstwahrscheinlich«, vermutete
ich und griff mir unbewusst an meine Mütze, die den Verband versteckte.
    »Es kam mir gleich komisch vor,
dass ich von hinten niedergeschlagen wurde. Jemand, der Pit Teufelsreute Böses tun
wollte, wäre von vorne gekommen, denn er musste ja irgendwie ins Haus hinein.«
    »Also hat er dich niedergestreckt,
um die Sache glaubwürdiger wirken zu lassen?« Jutta klang unsicher.
    »Betrachtet das mal im Gesamtkontext.
Teufelskostüm, Dreizack, Stinkbombe, alles war minutiös geplant, wie ein tatsächliches
Werk des Teufels. Sein Ablenkungsmanöver war nichts anderes als ein großes Theaterstück.
Wahrscheinlich gehört sogar der Jägermeister dazu.«
    Säule hatte inzwischen der Bedienung
gewunken und bezahlt. Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken gingen wir zurück
zum Haus von Josefine Teufelsreute. Im Wohnzimmer konnten wir anhand der unterschiedlichen
Tapetenvergilbung den ehemaligen Hängeort des Gemäldes einwandfrei identifizieren.
    Jutta wandte sich an mich. »Als
großer Meister der alten Kunst wolltest du uns im Café etwas über das Bild verraten.«
    Ich zog das Bündel Papiere, das
ich von Becker bekommen hatte aus meiner Manteltasche, und blätterte es durch.
    »Hier ist es. Es trägt den Titel
›Villa Romana‹ und ist von Hans Purrmann. Das Besondere an dem Gemälde ist, dass
es seit dem Ersten Weltkrieg als verschollen gilt.«
    Jutta verglich die Kopie mit dem
Foto im Album.
    »Sieht wirklich identisch aus, Respekt,
Reiner. Ich wusste gar nicht, dass du so ein großer Kunstkenner bist. Was ist, wenn
Frau Teufelsreute nur eine Kopie besaß?«
    »Glaubst du das wirklich, nachdem
du den Brief gelesen hast? Ich bin mir sicher, dass der Täter das Gemälde mitgenommen
hat. Quasi als kleinen Vorgriff auf sein Erbe.«
    »Das verstehe ich nicht«, meinte
Säule. »Warum sollte er das tun, wenn er doch alles bekommt?«
    »Mörder handeln nicht immer rational«,
antwortete ich. »Unserer zum Beispiel hat unter größter Anspannung drei Menschen
umgebracht und nun sah er sich endlich an seinem Ziel angekommen. Das Bild ist so
etwas wie eine Trophäe, ja eine Belohnung am Ende des Spiels, nennen wir es seinen
persönlichen Oskar. Gegenüber den Morden war der Abtransport des Gemäldes mit einem
ungleich geringeren Risiko behaftet.«
    »Dann sollten wir uns mit einer
Hausdurchsuchung bei Pit Teufelsreute beeilen.«
    »Sicher, aber es dürfte unwahrscheinlich
sein, dass er es zuhause aufbewahrt. Vorher müssen wir aber etwas anderes erledigen.«
    Säule und Jutta schauten mich verständnislos
an.
    »Na, muss ich euch nochmals auf
die Sprünge helfen? Denkt an den Brief. Riesige Reichtümer werden darin angeführt.
Ich glaube nicht, dass damit nur das Zeug in den Vitrinen gemeint ist.«
    Jutta legte das Fotoalbum zur Seite.
»Und wo sollen diese Reichtümer sein?«
    »Lass mich mal kombinieren. Eine
ältere Dame würde ihre Schätze keinesfalls zur Bank in ein Schließfach bringen.
Kellerräume scheiden nach meiner Meinung ebenfalls aus. Da sind die Gefahren zu
groß: Überflutung, Temperatur- und häufige Luftfeuchtigkeitswechsel sind keine guten
Bedingungen. Ältere Leute verstecken ihr Hab und Gut immer in unmittelbarer Nähe
ihres täglichen Lebens. Lasst uns mal in ihr Schlafzimmer gehen.«
    Diesen Raum hatte ich mir nicht
zufällig ausgesucht. Er lag am hinteren Ende des kleinen und schmalen Häuschens
und hatte nur zur Linken ein Fenster. Als alter Kriminaler hatte ich mich bei der
ersten Begehung sofort gefragt, warum es am hinteren Ende und zur rechten Seite
kein Fenster gab. Schlafzimmer von älteren Personen bestanden in der Regel aus einem
frei stehenden Bett, einem drei- bis viertürigen Schrank, einer Kommode und zwei
Nachttischen. Frau Teufelsreute besaß dagegen ein deckenhohes Einbauschlafzimmer.
Neben der Tür befand sich der monströse Bettüberbau, die beiden tür- und fensterlosen
Seiten waren komplett mit einem Schranksystem zugestellt. Mein Instinkt zog mich
sofort an den verspiegelten

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