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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Wahrscheinlich sind Sie an dem Raum vorbeigelaufen, als Sie das Gebäude betreten haben …«
    »Erzählen Sie weiter«, sagte Joe.
    »Es war schrecklich«, fuhr Julia fort. »Es brach Stan beinahe das Herz, dass er Mary praktisch überwältigen musste, ehe er sie wegbrachte. Er musste sie fesseln. Einen Menschen, an dem er so sehr hängt!«
    »Sie und Stan müssen mitkommen«, sagte Joe. »Und wir müssen Mary sehen.«
    »Sie ist draußen. Bitte erlauben Sie mir, Magda Oleszak anzurufen. Vielleicht können Sie Mary zu ihr bringen. Ich möchte nicht, dass Mary Sie aufs Revier begleiten muss.«
    »Also gut«, sagte Joe.
    Mary kniete vor den Blumenbeeten und schlug mit den Händen wild auf die frisch gepflanzten Blumen ein. Die Erde war bereits mit gelben und orangefarbenen Blütenblättern übersät. Mary weinte und schrie den Namen ihres Bruders.
    Joe lief über den Rasen auf sie zu und kauerte sich neben sie. »Mary?«
    Sie hob den Blick zu ihm. In ihren blassen Augen schimmerten Tränen.
    »Mary? Haben Sie etwas gesehen?«
    Tränen rannen ihr über die Wangen. Joe legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Sie werden keine Schwierigkeiten bekommen, Mary.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Doch.«
    »Nein«, sagte Joe. »Das werden Sie nicht.«
    Sie senkte den Kopf und weinte.
    Julia drehte sich zu Joe um. »Diese Klinik ist mein Leben. Ich wollte nicht, dass sie durch negative Schlagzeilen in ein schlechtes Licht gerückt wird. Wir sind kurz davor, die neue Klinik zu eröffnen. Es steht viel auf dem Spiel. Viele Menschen sind auf uns angewiesen, wenn sie überleben wollen. Es tut mir schrecklich leid, dass alles so enden musste. Es steckten die besten Absichten dahinter.« Julia schwieg einen Moment. »Wissen Sie, was für ein Gefühl es ist, wenn man etwas um jeden Preis erreichen will?«

Epilog
    Die Luft im Zelt der Kriminaltechnik, das in einer ruhigen Ecke des Grundstücks hinter dem Colt-Embry-Heim stand, war vom fauligen, üblen Geruch des Todes erfüllt. Das Blumenbeet verlief mitten hindurch, und die leuchtenden Blüten bildeten einen starken Kontrast zu dem Regen, der auf das Zelt prasselte, den erstarrten Gesichtern der Detectives und dem Leichnam unter der Erde.
    Ein hochgewachsener blonder Kriminaltechniker stand vor Danny und Joe und knetete den Inhalt einer Plastiktüte durch, um das Pulver mit dem Wasser zu vermischen.
    »Gips für einen Zahnabdruck«, sagte Joe und schüttelte den Kopf.
    »Das habe ich auch gerade gedacht«, sagte Danny.
    Der Kriminaltechniker kauerte sich neben einen Stiefelabdruck und goss das Präparat langsam rings um die Erhebungen in den Abdruck, ohne die Erde aufzuwirbeln. Dann ließ er es über den Rand laufen, trat zurück und verschloss den Beutel. Drei weitere Techniker benutzten kleine Schaufeln und Siebe, um den Leichnam, der nur einen halben Meter unter der Oberfläche vergraben war, nach und nach freizulegen.
    Einer der Kriminaltechniker hob den Blick. »Es hat ihn also jemand anders für euch erledigt.«
    Joe schaute durch den Mann hindurch.
    »Auf jeden Fall habt ihr ihn«, fügte der Kriminaltechniker hinzu.
    Joes Stimme war scharf, seine Miene eisig, als er erwiderte: »Weißt du was? Der Bursche, den du da ausgräbst, hat einen meiner Männer getötet. Wir haben ihn nicht geschnappt . Auf jeden Fall nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten.«
    Joe starrte auf das Lederarmband an Blakes kalkweißem Handgelenk, als dessen Hand zur Hälfte aus der Erde ragte. Es sah aus, als wollte er den Arm ausstrecken.
    »Der Speckkäfer.« Joe fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Ich hatte recht. Er hatte das ganze Leder in dem Haus …«
    »Gute Arbeit, alter Junge«, lobte Danny.
    »Komm, lass uns frische Luft schnappen.«
    Shaun saß allein am Esstisch, als Joe nach Hause kam.
    »Wo ist deine Mutter?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich hab gehört, dass du und Tara Schluss gemacht haben.«
    Shaun nickte.
    »Wie geht es dir?«
    Shaun winkte ab. »Ist schon okay, Dad. Du brauchst keinen Smalltalk mit mir zu machen, nachdem Old Nics Sohn gestorben ist und du beinahe …«
    »Ich wollte wissen, wie es dir geht«, beharrte Joe und schaufelte sich eine Portion Spaghetti auf den Teller.
    »Es geht mir gut«, sagte Shaun.
    »Schön.«
    »Mein Herz schlägt weiter.«
    Joe lachte. »Sag mal, was den Collegebesuch angeht …«
    Shauns Lächeln erlosch. »Ja?«
    »Wie sieht’s damit aus?«
    »Ich gehe aufs College, Dad. Aber ich hab noch ein paar Monate Zeit, bis ich meine Bewerbung

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