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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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eine kleine Flasche Aftershave heraus. Er träufelte ein paar Tropfen auf das Taschentuch, führte es an die Nase und atmete mehrmals tief ein. Dann klopfte er an die Wohnungstür, ehe er und Danny vorsichtig eintraten.
    Ethan Lowry lag auf dem Rücken, nackt, die Arme seitlich ausgestreckt. Sein Körper wurde gegen die Fußleiste hinter der Tür gedrückt. Der Kopf war nach rechts gedreht. Lowry war kaum noch zu erkennen. Sein Kopf war regelrecht zerfleischt. Jemand hatte ihm fürchterliche Schläge verpasst – sehr viel mehr, als nötig gewesen wären, um einen Mann zu töten, der letztendlich mit einer Kugel umgebracht worden war. Besonders sein Gesicht war betroffen. Ein Teil davon war auf groteske Weise angeschwollen; der Rest ähnelte einem blutigen Brei. Getrocknetes Blut verstopfte seine Nasenlöcher.
    »Was steckt da in seiner Kehle?«, fragte Danny.
    »Sein Mund«, sagte Joe.
    »Mein Gott.« Danny beugte sich hinunter. Lowrys Mund sah aus, als wäre das Innere nach außen gestülpt worden. Er bedeckte das Kinn und die linke Seite des Gesichts wie ein Lappen rohes Fleisch. Nur ein Zahn war zu sehen. Die anderen waren unter der aufgequollenen Masse verborgen oder lagen auf dem Boden neben Zahlenschildchen, mit denen sie nummeriert waren. Joe holte tief Luft. Die Haut neben Lowrys linker Augenhöhle, wo der Killer die Waffe aufgesetzt hatte, war aufgerissen.
    »Hi«, sagte Danny zu Kendra, einer stämmigen Kriminaltechnikerin, die neben ihm auf dem Boden kauerte.
    »Hi, Joe … Danny. Kleine Führung gefällig? Hier ist die Diele, und hier wurde das Wunderwerk vollbracht. Seht ihr das alles?« Sie zeigte auf den Leichnam und machte dann eine weit ausholende Bewegung. »Wir haben ausgespucktes Blut auf dem Boden und an der Wand. Wir haben blutigen Auswurf an der Decke. Wir haben Gewebe-und Hautfetzen. Undda drüben haben wir Hochgeschwindigkeitsspritzer einer Schusswunde. Kleines Kaliber. Außerdem haben wir …«
    »Geht es vielleicht ein bisschen langsamer?«, sagte Joe. »Lass uns doch erst mal reinkommen.«
    »Tut mir leid«, sagte Kendra. »Ich war so …«
    »Vergnügt?«, sagte Danny.
    Kendra drehte sich zu ihm um. »Ich liebe meinen Job. Falls dich das aus irgendeinem Grund verwirrt …« Sie zuckte mit den Schultern.
    »So was wie das hier muss man ja lieben.« Danny zeigte auf den Leichnam. Neben Lowrys Kopf lag ein schnurloses, blutverschmiertes schwarzes Telefon. Joe streifte einen Latexhandschuh über, hob es auf und drückte auf eine Taste, um die Telefonliste aufzurufen.
    »Gestern Abend um zweiundzwanzig Uhr achtundfünfzig muss hier noch jemand gelebt haben.« Joe schrieb sämtliche empfangenen Anrufe und alle gewählten Rufnummern auf.
    »Ich rufe Martinez an«, sagte er dann. »Es sei denn, du willst das übernehmen, Danny.« Joe lächelte. Als er im letzten Jahr seine Auszeit in Irland genommen hatte, hatte Aldos Martinez ihn als Dannys Partner ersetzt. Gemeinsam mit Martinez’ neuem Partner, Fred Rencher, bildeten sie nun das D-Team in Manhattan Nord, die einzige vierköpfige Mannschaft.
    »Hi, Martinez, hier ist Joe. Tu mir einen Gefallen. Überprüfe bitte das Opfer eines Gewaltverbrechens: Ethan Lowry, sechzehn-vierzig, Vierundachtzigste Straße West. Geboren zwölfter April einundsiebzig. Ja. Danke. Prima. Wir sehen uns.« Joe verstummte und warf Danny einen Blick zu. »Ja, er ist hier. Willst du ihn sprechen?«
    Danny schüttelte heftig den Kopf.
    »Ja, okay«, sagte Joe. »Bis nachher.«
    »Was wollte er?«
    »Er wollte dir nur sagen, dass er dich schrecklich vermisst.«
    »Sieh dir das hier mal an.« Danny kauerte sich nebenLowrys Handgelenke und zeigte mit seinem Kugelschreiber auf mehrere Löcher in den Bodendielen. »Seine Arme müssen mit irgendetwas festgebunden worden sein, das hier in den Boden geschlagen wurde. Auf beiden Seiten seiner Handgelenke sind Löcher.«
    »Hast du irgendwas gefunden, womit er die Löcher gemacht haben könnte, Kendra?«, fragte Joe.
    »Nein«, erwiderte sie. »Täter lassen so etwas nicht am Tatort zurück. Ich habe keine Ahnung.«

2
    Von der Diele in Lowrys Wohnung gingen sechs Türen ab: Zur Linken lagen zwei Schlafzimmer und ein Bad, zur Rechten die Küche sowie das Wohn-und Arbeitszimmer. In der zitronengelb gestrichenen Küche standen glänzende grüne Schränke mit cremefarbenen Arbeitsflächen; alles war sauber und ordentlich. Im Wohnzimmer standen ein dunkelrotes Sofa und ein Breitbildfernseher. In einer Ecke war ein Berg Kinderspielzeug

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