Blutberg - Kriminalroman
meldet euch sofort, wenn ihr da unten auf dem Hof im Fljótsdalur etwas herausgefunden habt.«
Als er zum Abschied mit seiner Pranke an die grüne Kappe tippte, räusperte Auðunn sich und hielt ihn zurück.
»Ja?«
»Ich, also ich bin die Schichtverteilungspläne vom Samstagmorgen durchgegangen, denen ist auch nichts zu entnehmen, höchstens die Namen von etwa dreißig Männern, die so positioniert waren, dass sie möglicherweise etwas gesehen oder gehört haben könnten. Die stehen hier auf dieser Liste, die Namen, und ich habe diejenigen angekreuzt, mit denen ich gestern gesprochen habe …« Er verstummte und sah Stefán entschuldigend an. »Ich habe bloß mit Isländern gesprochen, sechs Stück, also die Ausländer sind alle noch übrig. Und außerdem noch zwei Isländer.«
»Das kriegen wir schon geregelt«, sagte Stefán. »Und haben die, mit denen du gesprochen hast, irgendetwas gesehen oder gehört?«
»Nein, sie waren zu weit weg, haben sie gesagt, und außerdem war ja auch total verrücktes Wetter. Keiner von denen war unten in der Schlucht. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die Sicht dort oft besser. Einer war sich nicht ganz sicher, ob er etwas gehört hatte, was eine Explosion gewesen
sein könnte , aber wie gesagt, er war sich nicht sicher. So gesehen hätte es aber auch das Gedröhne von dem Erdrutsch sein können. Oder etwas völlig anderes.« Auðunn zuckte mit den Achseln. » Sorry .«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, das ist schon in Ordnung. Tja, sollten wir dann nicht zusehen, dass …«
»Da ist aber noch etwas«, sagte Auðunn eifrig. »Ich bin auch das, wie heißt es doch gleich, das Sprengstoffinventarverzeichnis durchgegangen, du weißt, was ich meine?« Stefán nickte ermunternd. Auðunn wedelte mit einer Mappe herum. »Da stimmt etwas nicht. Soweit ich sehen kann, fehlen da achtzehn Kilo Dynamit, die scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Das heißt, wenn ich richtig gerechnet habe.«
»Nutten?«, echote Lárus, der seiner Miene nach zu urteilen zu der Ansicht zu tendieren schien, dass Guðni ziemlich einen an der Waffel haben musste.
»Genau, das habe ich gesagt, Nutten. Fünfzehn, zwanzig Stück, wenn nicht sogar mehr«, erklärte Guðni seelenruhig. »Ist das nicht etwas, worüber so ein Sicherheitsheini wie du Bescheid wissen müsste?«
Lárus schüttelte ungläubig den Kopf. »Das würde ich meinen, ja«, gab er zögernd zu, »und deswegen fällt es mir sehr schwer, das zu glauben. Gar nicht zu reden davon, dass Björn seine Finger dabei im Spiel gehabt haben soll …«
Guðni brach in schallendes Gelächter aus.
»Was ist?«, fragte Lárus eher erstaunt als ärgerlich über dieses seltsame Benehmen.
»Mensch«, schnaufte Guðni, als der Lachkoller abebbte. »Seine Finger im Spiel gehabt hat, das fand ich komisch. Seine Finger in den Nutten, verstehst du.«
»Nein«, entgegnete Lárus kühl, »das verstehe ich nicht. Und ich finde es auch absolut nicht komisch.«
» Come on« , erklärte Guðni mit verächtlicher Gebärde, »sag mir bloß nicht, dass du genauso ein Softie bist wie alle anderen hier, die einem was von diesen, ach so armen Nutten vorsäuseln, die von allen so schrecklich missbraucht werden. Die machen doch was aus sich, diese Mädels, da springt doch prima was für sie dabei raus.« Guðni grinste schleimig und warf Lárus einen anbiedernden Blick zu, doch der reagierte nicht darauf. »Na schön«, erklärte Guðni schließlich, »du hast also nichts darüber gewusst?«
»Ja. Oder vielmehr nein, ich meine, ich hatte keine Ahnung. Und diesen Quatsch über Björn glaube ich einfach nicht. Woher wisst ihr das überhaupt, habt ihr irgendwelche Beweise dafür, dass er …«
»Wir wissen das, was wir wissen«, erklärte Guðni mit dem Zeigefinger vor Lárus’ Gesicht, »und es geht dich überhaupt nichts an, woher wir es wissen. Du bist dir sicher, dass es nicht genauso gewesen ist wie mit dem Dope?«
»Was meinst du damit?«
»Ihr wusstet, dass hier Drogen im Umlauf sind, habt aber nichts unternommen. Hast du das nicht selber gestern gesagt?«
Lárus lief rot an. »Ich habe gesagt, dass wir den Verdacht hätten, dass vielleicht …«
»Blabla, whatever . Ganz wie du willst. Ihr habt aber keinen Verdacht gehabt, dass hier möglicherweise Prostitution im Gange war, oder? Du und Ásmundur, meine ich. Björn wusste es selbstverständlich.«
»Nein. Wie ich gesagt habe, keine Ahnung. Nicht den geringsten Verdacht.«
»Hm«, sagte
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