Blutberg - Kriminalroman
nehmen.«
»Gut«, sagte Stefán. »Aber sagt mir vorher noch, ob ihr irgendwelche anderen Informationen habt, von denen wir nichts wissen. Zum Beispiel über die, die bei der Sache ums Leben gekommen sind, ihre Freunde oder mögliche Feinde, was auch immer.«
»Da ist natürlich die Sache mit diesem Björn«, antwortete Steinþór und kratzte sich im Nacken. »Wir hatten zwar keine Ahnung von dem … von diesem Geschäft, wie gesagt, von der
Prostitution, aber …« Er sah Auðunn an, als erwarte er Einwände, und als keine kamen, fuhr er fort. »Aber trotzdem hatten wir ihn seit einiger Zeit im Verdacht, aber wegen etwas anderem.«
Stefán zog fragend die Brauen hoch.
»Wegen Drogen«, sagte Steinþór.
Stefáns Brauen senkten sich nicht um einen Millimeter.
Steinþór seufzte und ließ sich müde wieder auf den Stuhl fallen, von dem er kurz zuvor so zackig aufgesprungen war. »Also, dieser Björn«, stöhnte er, »von dem du jetzt sagst, dass er ein Zuhälter in großem Stil war, der hat uns dauernd wegen Rauschgift zugesetzt. Er hat ständig angerufen und behauptet, hier wären jede Menge Drogen im Umlauf, und er verlangte, dass wir das abstellten. Er hat uns sogar auf Orte hingewiesen, wo wir suchen sollten. Tja, und wir haben natürlich die ersten Male darauf reagiert, sind hierher gefahren und hatten sogar einen Hund dabei, aber gefunden haben wir nie etwas. Oder sagen wir lieber, nichts von Belang. Der ein oder andere Ausländer wurde nach Hause zurückgeschickt. Das wurde aber nie an die große Glocke gehängt, denn bei den Betroffenen wurden nur sehr geringe Mengen gefunden, die eindeutig zum persönlichen Konsum bestimmt waren, und keiner von denen wusste angeblich etwas darüber, woher sie das Zeug hatten. Diejenigen, die sich dazu äußerten, sagten, dass sie es entweder irgendwo gefunden hatten oder dass es ihnen ungebeten zugeschickt worden war, selbstverständlich von einem unbekannten Absender. Auf jeden Fall haben wir seit geraumer Zeit das Gefühl, dass dieser Björn ein Spiel mit uns spielte. Dass er vielleicht selber dahintersteckte und uns hierher bestellte, wenn er sich sicher war, dass wir nichts finden würden, und anschließend darauf vertraute, dass wir nicht so bald wiederkommen würden. Wenn er anrief, haben wir uns immer
gleich auf den Weg gemacht und hier alles untersucht. Wir haben aber nie etwas gefunden und fuhren mit leeren Händen wieder zurück. Und auch wenn wir gleich am nächsten oder übernächsten Tag noch einmal hergekommen sind, es war immer das Gleiche.« Er zuckte mit den Achseln. »Wir haben nichts gefunden.«
»Hm«, brummte Stefán. »Warst du selber immer bei diesen Einsätzen dabei?«
»Ja, immer. Und Auðunn auch. Und manchmal sogar ein Hund mit seinem Trainer. Der ist in Seyðisfjörður stationiert, weil da die Fähre ankommt.«
Stefán nickte. »Ja, ja. Und ihr wart immer in Uniform?«
»Selbstverständlich«, versicherte Steinþór.
»Und seid wahrscheinlich mit dem Polizeijeep gekommen?«
Steinþór fing an, unruhig auf seinem Stuhl hin- und herzurutschen. »Ja. Ich sehe aber nicht, was …«
»Und seid wahrscheinlich immer aus derselben Richtung über dieselbe Straße gekommen«, fuhr Stefán erbarmungslos fort. »Auf der ist kaum Verkehr, und sie ist über weite Strecken hervorragend zu überblicken, zumindest bei passabler Sicht, oder nicht?« Aus den Augenwinkeln sah er, dass Auðunn darauf brannte, etwas zu sagen, und er glaubte auch zu wissen, was. Er beschloss aber, Steinþór nicht über Gebühr zu piesacken. Er zweifelte nicht daran, dass Auðunn bei erster Gelegenheit seinem Vorgesetzten diese Fehlleistung unter die Nase reiben würde. Stefán war aber darauf angewiesen, Steinþór noch eine Weile bei Laune zu halten, deswegen streute er kein weiteres Salz in die Wunden, sondern preschte weiter vor. »Aber ihr wart, wie du sagst, so langsam zu der Überzeugung gekommen, dass Björn selber in Verbindung mit dem Rauschgifthandel stand?«
Steinþór, der bleich geworden war, nickte jetzt froh. »Ja.«
»Und? Habt ihr etwas herausgefunden, was darauf hingedeutet hat, dass das stimmte?«
Steinþór schüttelte den Kopf. »Nein, nicht das Geringste.«
»Was ist mit den anderen, die bei dem Bergsturz ums Leben gekommen sind?«, fragte Stefán. »Wisst ihr etwas über die?«
Steinþór blickte Auðunn fragend an, der ebenfalls den Kopf schüttelte.
»Nein, gar nichts«, wiederholte Steinþór.
»Das ist ja nicht gerade sehr ergiebig. Ihr
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