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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hatte sie eigentlich mehr berührt als das, was danach kam. Susanna hatte sich nämlich so gefreut, erklärte Ricardo, dass er beschlossen hatte, ihr zu gestatten, sich ein Kind von ihm schenken zu lassen, dass sie gelobt hatte, Halldór nicht mehr zu treffen und sofort mit dem ganzen Unfug aufzuhören. Und was noch wichtiger war, fuhr Ricardo fort, sie hatte ihr Wort auch gehalten. Frauen sind fabelhafte Wesen, das sind sie einfach, hatte er gesagt. Allein der Gedanke an die Mutterschaft genügte, um unverzüglich das Lotterleben einzustellen. Zu dem Zeitpunkt hatte Katrín sich bereits mehrmals auf die Zunge beißen müssen, um Spötteleien und Fragen zu unterdrücken, die ihr im Kopf herumgingen, und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie war schweigend aufgestanden und hatte ihm bedeutet, dass er ihr zum Triebwagen folgen sollte. Der ratterte schlingernd durch den schlecht beleuchteten Tunnel zurück, und erst als in der Ferne die helle Tunnelöffnung zu sehen war, traute sie sich endlich, wieder den Mund zu öffnen.
    »Weswegen haben Sie sie nicht verlassen?«, schrie sie, um das Rattern zu übertönen. »Warum haben Sie sich nicht scheiden lassen?«
    »Ich glaube nicht an Scheidung«, antwortete Ricardo kategorisch. »So etwas macht man nicht in meiner Familie.«
    So einfach war das. Dann blieb nur noch eine Frage.
    »Sie haben gesagt, dass Ihre Frau mit Halldór Schluss gemacht hat, aber auch mit all dem anderen Unfug?«
    Er nickte und war jetzt wieder beschämt. » Si .«
    »Was für ein Unfug?« Er druckste herum, aber Katrín ließ nicht locker. »Sie haben damit nicht gemeint, dass sie Rotwein
oder Weißwein getrunken hat, nicht wahr? Ging es bei Susanna vielleicht um Drogen?«
    Ricardo blickte erschrocken zur Seite.
    »Nein«, sagte er, »es war nur der Wein. Wie Sie sagten, sie trank zu viel davon. Viel zu viel.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht«, erklärte Katrín rundheraus. »Ich bin mir sicher, dass Sie Drogen gemeint haben.«
    Ricardo vermied es noch immer, ihr in die Augen zu sehen, er befeuchtete die Lippen und blickte starr geradeaus. Der helle Schimmer wurde immer grauer, je mehr sie sich der Öffnung des Stollens näherten.
    »Susanna ist schwanger«, sagte er schließlich, »und wir verlassen diesen Ort. Ich möchte nicht …«
    »Ich habe nicht vor, Ihrer Frau etwas anzuhängen«, unterbrach Katrín ihn, »und selbst wenn ich das vorhätte, würde ich so auf die Schnelle niemals ein Ausreiseverbot erwirken können. Sie könnten schon für morgen einen Flug für sie buchen, wenn Sie mir nicht vertrauen, und ich könnte nichts tun, um sie aufzuhalten. Sie hat Rauschgift genommen, die Frage ist nur, was?«
    Sie fuhren aus dem Stollen heraus und der Triebwagen hielt unter lautem Quietschen. Ricardo machte Anstalten aufzustehen, aber sie hielt ihn zurück.
    »Was für Drogen?«, wiederholte sie.
    »Alles Mögliche«, sagte er. »Wie ich gesagt habe, sie ist sensibel, sie langweilte sich …« Er zuckte mit den Achseln. »Sie hat Pillen genommen, Amphetamin, und sie hat gekifft. Es war hauptsächlich Haschisch.«
    »Woher hatte sie das?«
    Ricardo sah ihr zum ersten Mal, seit sie ihn niedergestreckt hatte, in die Augen. »Von Halldór selbstverständlich«, sagte er erstaunt. »Das war natürlich der Hauptgrund - der einzige Grund -, weshalb sie sich mit ihm eingelassen hat.«

    Das hatte selbstverständlich noch weitere Fragen nach sich gezogen, aber egal, wie sehr sie nachhakte, Ricardo wusste angeblich nichts darüber, woher Halldór die Drogen bezog. Ricardos einzige Erklärung dafür, sich nicht unverzüglich an die Polizei gewendet zu haben, war die, dass Susanna damit in die Sache hineingezogen worden wäre. Die Folgen davon hätte er sich nicht vorstellen wollen und erst recht nicht erleben mögen.
    Katrín betätigte ein weiteres Mal den Blinker, diesmal nach rechts, und hielt kurze Zeit später neben Ricardos Auto. Er stieg aus und winkte ihr ziemlich bedrückt zu, bevor er jämmerlich humpelnd in der Krankenstation verschwand. Mit eingekniffenem Schwanz, der Ärmste, dachte sie, während sie den Rückwärtsgang einlegte. Eigentlich hatte sie ihn auch nach der Prostitution befragen wollen, aber das konnte warten. Jetzt musste sie erst einmal mit Stefán sprechen.
     
    Guðni war knallrot angelaufen und schüttelte heftig den Kopf. »Meine Tochter ist keine Hure.«
    »Keiner behauptet, dass sie das ist, Guðni. Wir werden nachher hören, was sie sagt. Bestimmt war sie nur

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