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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bekommt nur ein Mädchen zu fassen, und das ist dann ausgerechnet noch die Tochter von Guðni. In Anbetracht der Umstände rechne ich es ihm eigentlich hoch an, dass er diesen Weg eingeschlagen hat. Er hätte sie genauso gut nach Egilsstaðir bringen, sie einbuchten, verhören und sogar Strafanzeige erstatten können.« Er zuckte die Achseln. »Prostitutionsskandal aufgedeckt,
blabla, Pressekonferenz mit ihm und dem Amtmann, viel Furore.«
    »Aber wie gehen wir jetzt vor?«
    »Wir unterhalten uns mit ihr, und dann sehen wir weiter.«
     
    Róbert hämmerte einige Male mit der ihm zur Verfügung stehenden begrenzten Kraft an die Tür, um die Aufmerksamkeit der Wächter draußen auf sich zu lenken, bevor er loslegte.
    »Mein Name ist Róbert Finnsson«, rief er laut und vernehmlich. »Ich bin der Vertrauensmann des Gewerkschaftsbunds hier auf dem Werksgelände, ich bin seit kurz vor neun heute Morgen hier eingesperrt und einige von den anderen sogar noch länger. Unsere Festnahme ist ungesetzlich, und wir verlangen, dass wir unverzüglich freigelassen werden. Falls ihr dieser Forderung nicht nachkommt, könnt ihr mit einer Strafanzeige rechnen, sobald wir hier rauskommen. Außerdem ist es wohl das Mindeste, dass wir Essen und Getränke bekommen, und zwar sofort.« Er schlug wieder gegen die Tür. »Hört ihr mich? Lasst uns entweder sofort raus, oder verschafft uns was zu essen und zu trinken. Und Decken, uns ist kalt. Verdammt kalt.« Róbert beendete seine Rede mit einem Tritt gegen die Tür und erntete lautes Pfeifen und Klatschen von den meisten der dreiundvierzig Männer, die man in die Lagerhalle gesperrt hatte. Er verneigte sich elegant wie ein Schauspieler auf der Bühne, klein und schmächtig, aber selbstbewusst und entschlossen.
    »Jetzt schlottern ihnen die Knochen, den Helden da draußen« sagte Birgir, als Róbert sich wieder neben ihm auf dem Stahlbalken niedergelassen hatte.
    Róbert lächelte matt. »Könnte ich mir gut vorstellen. Kalt genug ist es ja da draußen.« Er selber war vollkommen ausgekühlt und schlotterte vor Kälte. Von den anderen schienen
etliche noch schlimmer dran zu sein. »Und hier drinnen ist es ja nun wirklich kalt genug.«
    »Yes.« Birgir nahm seine Mütze ab und reichte sie Róbert. »Hier, das Wichtigste ist, dass man eine Mütze hat. Wir können uns abwechseln.« Er stand auf und schlenderte in die eine Ecke der Halle, die in schweigendem Einvernehmen zur Toilette umfunktioniert worden war.
    »Du hättest auch ein paar Eimer verlangen sollen«, sagte er, als er zurückkam, »und zwar mit Deckel. Das stinkt ja schon fürchterlich. Nur gut, dass die verdammte Halle so groß ist.«
    Róbert starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, und Birgir wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück. »Was ist denn mit dir los?«, fragte er.
    »Hast du nicht vorhin gesagt, dass du der Sohn von Valdimar bist?«
    »Und, ist was dabei?«
    Róbert schüttelte den Kopf, den jetzt Birgirs rote Mütze zierte. »Nein, aber bei mir ist der Groschen erst gefallen, als du gerade zurückgekommen bist. Du hast den gleichen Gang wie dein Vater.«
    »Kennst du ihn?«, fragte Birgir mit gerunzelten Brauen.
    »Natürlich kenne ich ihn. Der einzige Subunternehmer hier, mit dem es keine Probleme gibt. Steht hundertprozentig zu allem, was er verspricht, und steht auch zu seinen Leuten.«
    Birgir lächelte widerstrebend. »Doch ja, das kann passen.«
    »Aber ich verstehe nicht …« Róbert verstummte.
    »Was verstehst du nicht?«
    »Nein, nichts.«
    »Los, raus damit! Mensch, was verstehst du nicht?«
    »Nein, nur …« Er blickte Birgir beinahe schockiert an. »Du wirkst nur so … Du bist so guter Laune.«
    Birgir sah ihn erstaunt an. »Weshalb sollte ich das nicht
sein? Selbst wenn man für ein paar Stunden hier in dieser verdammten Lagerhalle eingesperrt ist, geht doch die Welt noch nicht unter. Wie du gesagt hast, diese Festnahmen sind total gesetzeswidrig, die müssen uns bald rauslasssen, und dann erstatten wir Anzeige, kriegen einen Haufen Schmerzensgeld und lassen uns volllaufen. Wieso sollte man da nicht guter Laune sein?«
    »Aber …« Wieder verstummte Róbert.
    »Aber was?«
    Róbert räusperte sich. »Hast du nicht gerade erst deinen Bruder verloren?«
    Birgir zog die Nase hoch. »Ja«, sagte er. Zog noch einmal die Nase hoch, rotzte und spuckte einen ansehnlichen Klacks weit von sich. »Wie gesagt, einem fehlt nichts, wieso sollte man nicht guter Laune sein.« Er stand auf, riss Róbert die

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