Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
eine spitzzüngige Antwort geradezu heraus, aber nicht sein Tonfall, und Steinþór hatte jahrzehntelange Übung darin, gewisse Unterschiede herauszuhören.
    »Nein«, sagte er, »da war keine Spur. Hier werden alle Spuren verweht.«

21
    Dienstag
    »Hast du den Schlüssel?«, fragte Stefán, der mitten im Gespräch seine Meinung geändert und sich entschlossen hatte, Steinþór zu bitten, ihn zu Ásmundurs Unterkunft zu begleiten, statt allein dorthin zu gehen und seinen wichtigsten Verbündeten vor Ort noch mehr zu vergrätzen. Der Wind hatte sich zwar gelegt, als sie sich auf dem Parkplatz zwischen den Verwaltungsgebäuden und der Polizeistation trafen, doch der sternenklare Himmel verhieß mehr Kälte. Steinþór schwenkte den Schlüssel vor sich her, und sie stiefelten auf einem unebenen Trampelpfad durch bauchhohe Schneewehen.
    »Ásmundur lebt - äh, lebte im dritten Haus von hier«, erklärte Steinþór. »Da sind immer zwei Apartments nebeneinander. In dem einen Teil wohnt Lárus, und zwar in dem, der näher zu uns liegt.« Abgesehen von der Außenbeleuchtung über der Veranda war alles dunkel. Das Haus, an dem sie gerade vorbeigingen, war jedoch zur einen Hälfte voll erleuchtet, und jemand hatte das Absperrband der Polizei, das vor die Tür gespannt worden war, auf einer Seite gelöst, und es hing herunter. Stefán blieb stehen.
    »Wer hat hier gewohnt?«, fragte er.

    Steinþór besah sich die Häuserreihe und zählte an den Fingern ab.
    »Halldór«, sagte er verblüfft, »da bin ich mir ziemlich sicher. Halldór Valdimarsson. Der ist auch bei dem Bergsturz ums Leben gekommen.«
    »Habt ihr seine Unterkunft schon durchsucht?«
    »Nein. Wir haben die erst einmal alle versiegelt, als der Verdacht auf eine Sprengung aufkam. Bislang haben wir es noch nicht geschafft, das alles genauer zu inspizieren. Genauso wenig wie ihr.« Sie blickten sich um. Im Schnee waren außer ihren eigenen keine Spuren zu erkennen.
    »Werfen wir einen Blick hinein«, sagte Stefán. Sie erklommen vorsichtig die vereisten Stufen, und der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Auch vor der Tür waren keine Spuren zu sehen. Das Siegel war aufgebrochen, und obwohl die Tür im Schloss war, klaffte da ein Spalt. Stefán drückte sie mit Wucht auf, rief hinein und trat einen Schritt zur Seite. Nichts geschah. Vorsichtig betraten sie das Apartment, Stefán zuerst. Ein Teil des Fußbodens in der Diele war voller Schnee. Stefán bedeutete Steinþór zu warten und trat zwei Schritte vor, um in das Zimmer sehen zu können. Dort war keine Menschenseele, aber das Chaos, das sich ihm bot, war unbeschreiblich. Das Bettzeug lag zusammengeknüllt auf dem Boden, obendrauf der Schreibtischstuhl. Papiere, Kleidungsstücke und andere Gegenstände waren über den ganzen Raum verstreut. Der größte Teil davon entstammte sicherlich den Schreibtischschubladen, die samt und sonders weit aufgerissen waren oder auf dem Boden lagen. Stefán ging auf der Türschwelle in die Hocke.
    »Wer auch immer das getan hat, war wütend. Wahrscheinlich hat er - oder sie - nicht das gefunden, wonach er oder sie suchten.«
    »Da bin ich mir aber nicht so sicher«, erklärte Steinþór.
Stefán stand auf und drehte sich um. Steinþór deutete auf etwas zu seinen Füßen. Eine kleine, durchsichtige Plastiktüte, die direkt neben der Schwelle halb aus dem Schnee herausragte. »Ich gehe jede Wette mit dir ein, dass das kein normaler Schnee ist. Und auch kein Waschpulver.«
     
    Die Tür zur Lagerhalle wurde aufgestoßen, und zwei Männer vom SEK stellten sich mit angelegtem Gewehr zu beiden Seiten des Eingangs auf. Leifur ging in die Mitte des Raums und stampfte sich den Schnee von seinen handgearbeiteten und ebenso teuren wie ungeeigneten Schuhen. Friðrik und sein sonnengebräunter Kollege begleiteten ihn, gingen aber nicht ganz bis zur Mitte vor. Das Stimmengewirr in der Halle ließ merklich nach und verstummte dann.
    »Nun denn, meine Herren«, erklärte Leifur nach angemessen dramatischem Schweigen, »mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr hungrig seid. Da wird bald Abhilfe geschaffen werden. Ich möchte euch bitten, euch hier hintereinander aufzustellen. Wenn ihr diese Reihe gebildet habt, geht ihr zu meinen Kollegen da hinter mir. Aber bitte langsam und ohne Hast, einer nach dem anderen. Sie werden euch fotografieren. Anschließend dürft ihr zur Kantine gehen und etwas essen. Einige von euch müssen damit rechnen, heute Abend oder morgen Besuch von uns zu bekommen. Wer uns

Weitere Kostenlose Bücher