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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Tür öffnete. Er konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde, glaubte aber, dass es ein Mann und eine Frau waren, der Mann wahrscheinlich auf dem Flur, die Frau stand wohl in der Tür. Nach einem kurzen Wortwechsel fiel die Tür ins Schloss, und die Schritte auf dem Flur entfernten sich. Eine weitere Tür öffnete und schloss sich, und dann war es eine Weile still. Noch einmal ging eine Tür auf, vermutlich
die gleiche wie zuvor, jemand trat auf den Flur hinaus und machte sie hinter sich zu. Schritte näherten sich, und zwar sehr viel schneller als vorher, der Boden vibrierte. Wer auch immer es war, er ging an Viktors Zimmer vorbei zum Ausgang. Als einige Minuten später die Außentür zufiel, ließ Viktors Spannung nach. An diesem Ort wird man zwangsläufig zum Paranoiker, dachte er.
    Er legte sich wieder hin und versuchte einzuschlafen, obwohl er wusste, dass das ohne ein Schlafmittel aussichtslos war. Er war aber entschlossen, aus diesem Teufelskreis herauszukommen, die Lage war ohnehin schon schlimm genug, wie das Telefongespräch bestätigt hatte. Er musste stark sein, er musste da durch. Und gewiss hatte der Anruf in gewissem Sinne in Aussicht gestellt, dass es klappen konnte, falls er nur seine Karten richtig ausspielte, obwohl er ansonsten in jeder Hinsicht unwillkommen und unangenehm gewesen war.
    »Nachdenken«, brummte er in sein Kopfkissen, »jetzt heißt es scharf nachdenken.«
     
    Árni steckte die Zigarette in die Bierdose, schloss das Fenster, legte sich aufs Bett und schaltete das Licht aus, zerbrach sich aber immer noch den Kopf. Das hinderte ihn nicht daran, zwischendurch immer mal wieder ein wenig einzunicken. Urplötzlich ging ihm auf, was Stefán in dem Brief gestört und ihn auf die richtige Spur gebracht hatte.
    »Das verdammte Präsens«, murmelte Árni, »Grammatik für Anfänger. Das hätte mir auch auffallen müssen.« Die vierte Seite war mehr oder weniger im Präteritum geschrieben, doch auf der fünften - das heißt der fünften, die sie dafür gehalten hatten - ging es auf einmal im Präsens weiter. Darüber hinaus ergab der Satz, der aus dem letzten Wort auf Seite vier und der Fortsetzung auf Seite sechs entstand,
im Nachhinein eigentlich keinen richtigen Sinn, obwohl er beim Überfliegen gerade noch durchgehen konnte: Allerdings besteht erheblicher Anlass zu äußerster Vorsicht, und das lässt sich auf Dauer nicht ignorieren . Ein wahres Wort, dachte Árni und schlief ein.

25
    Mittwoch
    Árni kapierte es einfach nicht. Als er kurz nach halb vier schlafen ging, hatte Katrín weitergemacht und bestimmt noch eine halbe, wenn nicht gar eine ganze Stunde Arbeit vor sich gehabt. Und jetzt saß sie kreuzfidel beim Frühstück und verputzte einen Joghurt, so als hätte sie einen angenehmen Nachtschlaf hinter sich, und die Uhr zeigte noch nicht einmal neun. Sie schien topfit zu sein. Er selber zwang sich bereits seine dritte Tasse Kaffee hinein, verstärkt mit zwei gehäuften Löffeln Nescafé, den er tags zuvor mitsamt den Wollsocken und der langen Unterhose erstanden hatte, und fühlte sich trotzdem wie ein Gespenst. Er trank den Kaffee aus, schlenderte zum Ausgang und mummelte sich ein, bevor er sich draußen im Schutz der Hauswand die erste Zigarette des Tages anzündete. Ein schwacher Ostwind wehte, und der Tag, der gerade angebrochen war, versprach wesentlich wärmer zu werden als der vorausgegangene.
    »Na, wollen wir nicht rübergehen?«, sagte Katrín unerträglich munter. Árni, der die Zigarette gerade mal halb aufgeraucht hatte, trottete mit gequälter Miene hinter Katrín her. Auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude schaffte er es, sie aufzurauchen. Er hätte sich zwar wahnsinnig gerne sofort die
nächste angezündet, kam aber zu dem Schluss, dass das auf bessere Zeiten warten musste, und folgte Katrín ins Haus. Ein kleiner, adretter Mann um die vierzig begegnete ihnen auf der Treppe und nickte ihnen flüchtig zu. Er hatte es offensichtlich eilig.
    »Kommt rein«, sagte Stefán nachdenklich, als sie ihre Nasen zur Tür von Björns Büro hereinsteckten, »kommt nur herein.« Sie taten wie geheißen und stellten sich an die Wand, da Guðni sich den einzigen Stuhl gesichert hatte. »Der Mann, dem ihr wahrscheinlich auf dem Weg nach oben begegnet seid«, sagte Stefán, »heißt Róbert Finnsson und ist leitender Vertrauensmann hier auf dem Werksgelände. Er ist zu uns gekommen, um Anzeige gegen Leifur zu erstatten, was Guðni und ich höchst amüsant finden.« Stefán schmunzelte

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