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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Stefán enttäuscht war, gelang es ihm, das zu verhehlen. Er setzte stattdessen ein anerkennendes Lächeln auf.
    »Genau. Es war bereits ein Loch gebohrt worden. Aus irgendwelchen Gründen hat uns bislang niemand etwas darüber gesagt. Die Frage ist jetzt, wer hat davon gewusst, und wer hat gewusst, wo genau das Loch war?«
     
    »Ich habe sie auf einer Party kennengelernt, ich fand sie süß und attraktiv und nett«, sagte Lárus, der sich bestens zu amüsieren schien. »Ich fand sie anders, wenn du verstehst, was ich meine. Und sie fand es toll und spannend, dass ich aus Island kam, und redete über die Natur, die heißen Quellen, die Vulkane, die Gletscher und all diese Klischees. Und regte sich über den Walfang auf. Ich habe ihr natürlich gesagt, dass wir gar keine Wale mehr fangen. Wir trafen uns danach immer häufiger. Ihr wisst doch, wie das ist, sie kniete sich total in all diesen Naturschutzquatsch rein, und ich war in sie verliebt. Natürlich bin ich mit nach Gorleben gefahren und habe an allen möglichen Demos teilgenommen und was da sonst noch so ablief. Und war auf den Partys mit Klaus und Nick und den anderen durchgeknallten Möchtegern-Hippies, was hättest du denn an meiner Stelle gemacht? Aber dann ging mir der Quatsch langsam auf den Geist, mit diesen Leuten konnte man kaum über etwas anderes reden als Biomöhren
und vergleichbar Interessantes. Ich bin dann immer weniger zu diesen Versammlungen und Demos gegangen, aber wenn ich mich blicken ließ, habe ich die absurdesten Theorien und Phrasen kritisiert und versucht, logisch mit diesen Typen zu argumentieren. Das war natürlich vollkommen zwecklos, und bei uns beiden endete es immer häufiger mit Streit und Zoff. Wir haben uns dann getrennt, und danach hatte ich überhaupt keinen Grund mehr, mit dieser stumpfsinnigen Truppe herumzuhängen. Und damit hatte es sich. End of story .«
    »Nicht ganz«, sagte Leifur aus dem Dunkel jenseits der Lampe. »Du hast heute Morgen von einer aus der Gruppe einen Anruf bekommen.«
    Lárus zuckte ungerührt mit den Achseln. »Und was ist damit? Sie hat angerufen, was ist dabei? Sie hat im Internet gesehen, dass irgendwelche Umweltschutzspinner die Brücke hier gesprengt haben. Sie wusste, dass ich hier arbeite, ich hatte ihr nämlich neulich, nein, das war schon letztes Jahr, gleich als ich den Job bekam, eine Karte geschickt. Nur, um sie zu ärgern. Persönlich finde ich dieses Kraftwerk hier oben phantastisch. Ihr könnt fragen, wen ihr wollt, mit dieser Meinung habe ich nicht hinter dem Berg gehalten, wenn ich meine wenigen linken Freunde hier in Island getroffen habe. Genauso wenig haben sie das getan, sie haben mir Verrat an der Sache vorgeworfen. Es war aber einfach nie meine Sache, auch wenn ich irgendwann einmal dafür eingetreten bin, weil ich an eine bestimmte Frau herankommen wollte. Als sie das mit der Brücke im Internet gesehen hat, bildete sie sich wohl ein, ich hätte vielleicht meine Meinung wieder geändert und die Fahnen gewechselt. Genau wie ihr offensichtlich.«
    »Du hast Matthías angerufen«, sagte Leifur schroff. »Weshalb?«
    »Ich habe versucht, Matthías anzurufen, bevor das Ding explodierte. Ich wollte ihm Bescheid geben, dass alles in Ordnung
ist, dass es ein blöder Witz war. Und die Explosion erfolgte, bevor ich ihn erreicht hatte, und deswegen habe ich den Anruf gecancelt. Was hättest du gemacht? Dann habe ich noch einen Versuch unternommen, ihn zu erreichen - das werdet ihr ja inzwischen auch wissen -, und das war nach der Explosion, aber er ging nicht dran. Später erfuhr ich, dass er im Tiefschlaf war, er hatte irgendwelche Pillen genommen und war vollkommen ahnungslos, als eure Kollegen ihn später am Tag geweckt haben.«
    Leifur war keineswegs überzeugt. Das war zu perfekt, zu glatt und zu schlüssig, um die Wahrheit zu sein. Die Wahrheit war immer ein bisschen schlampiger. Er beschloss aber, dass es nichts schaden würde, Lárus in seinem Glauben zu belassen, und entließ ihn hinaus in den düsteren Tag.
     
    Stefán starrte auf seinen Notizblock und zupfte unruhig an seiner Unterlippe, während er las, was er da hingekritzelt hatte.
    »Also schön«, sagte er dann, »Eydís befasst sich mit der Plastiktüte, dafür wird sie einige Zeit brauchen, aber dabei wird hoffentlich etwas herauskommen. Ich glaube, wir sollten den Vergleich von Schuhabdrücken zurückstellen, das machen wir nur, wenn wir dazu gezwungen sind. Es macht sich nicht bezahlt, denn es gibt hier viel zu

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