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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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der Boden des Stausees, wird einige Meter absinken und sich stattdessen an anderen Stellen etwas heben. Damit meine ich das Land rings um den Stausee. Jedenfalls könnt ihr euch vielleicht vorstellen, dass unter solchen Umständen der Untergrund möglichst stabil sein sollte. Man kam zu dem Ergebnis, dass alles in Ordnung sei, auch wenn es hie und da die eine oder andere kleinere Spalte gibt.

    Ein oder zwei Geologen waren zwar anderer Meinung und haben irgendwelche kritischen Gegenargumente von wegen Spalten mit Erdwärme oder vergleichbarem Quatsch vorgelegt, doch die Umweltverträglichkeitsprüfung durchlief das ganze System glatt und wurde abgesegnet. Und der Bau des größten Kraftwerks in Island konnte beginnen.« Enthusiasmus und Begeisterung in seiner Stimme waren nicht zu überhören. Katríns Gesicht verzog sich unter Lárus’ Lobeshymne und seiner unzutreffenden Darstellung der Umweltverträglichkeitsprüfung zu einer Grimasse, doch sie biss die Zähne zusammen und schwieg.
    »Tja, und dann«, fuhr Lárus fort, »dann fing man mit dem Betonieren der Herdmauer an.«
    »Herdmauer?«, warf Katrín fragend ein.
    Lárus wies auf ein Bauwerk, das etwas weiter nördlich in der Schlucht entstand. »Das Fundament für die Staumauer, auf dem alles lasten wird. Und dabei stellte sich heraus, dass das Gestein in den Schluchtwänden, vor allem in der östlichen, also auf der Seite des Kárahnjúkar-Massivs, weniger kompakt war als erwartet. Deswegen kam es zu erheblichen Verzögerungen, aber zum Schluss gelang es, das Gestein zu verdichten und zu stabilisieren, und dann konnte man mit Betonieren beginnen. Ähnliche Probleme sind auch hier in den Stollen aufgetreten, einer der Bohrer ist wegen einer Verwerfung bereits seit längerer Zeit auf halbem Weg gestoppt, da kommen wir im Augenblick nicht weiter. Oder besser gesagt, wir trauen uns nicht weiter, bevor wir nicht genauer überprüft haben, was da Sache ist. Also wurde die Entscheidung getroffen, alles noch einmal abzuchecken, ob auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass alles zum Teufel geht, entschuldigt die Ausdrucksweise. Und damit haben sich Norling und Haase befasst.«

    Nach so eingehender Untersuchung, wie es die gegebenen Umstände erlaubten, deutete nach Meinung Friðjóns nichts darauf hin, dass die sechs Männer, die man unter den Geröllmassen des Bergsturzes ausgegraben hatte, nicht an den Verletzungen gestorben waren, die sie durch die herabstürzenden Gesteinsmassen erlitten hatten.
    »Behaupten will ich nichts«, sagte er, »aber wir finden nichts, was dieser Annahme widerspricht.«
    »Und wie steht es mit dieser angeblichen Explosion?«, fragte Stefán. »Gibt es an den Leichen irgendwelche Indizien, die diese Theorie stützen beziehungsweise sie entkräften würden?«
    »Nicht hier und nicht jetzt«, blaffte der Hund grimmig, »möglicherweise unter akzeptableren Bedingungen. Aber ich bezweifle das eigentlich. Falls wirklich jemand gesprengt hat, war das ja hoch oben. Sie befanden sich alle nahe der Steilwand. Die Brocken hätten dann senkrecht runterfallen müssen, was unwahrscheinlich ist. Wir hätten vielleicht im äußeren Bereich zersprengtes Gestein finden können, was wir auch getan haben, doch das könnte genauso gut von der zweiten Sprengung stammen. Wie gesagt, das ist alles unbrauchbar, so wie die da herumgewühlt haben. Ich weiß nicht, wie …«
    Sein Handy klingelte. »Ach nee«, sagte er, »auf einmal gibt’s wieder eine Verbindung. Purer Luxus.« Die ersten Takte aus Golden Road von Grateful Dead hallten durch den Schuppen, als er sein Handy aus der Tasche zog. »Friðjón.«
    Der Klang einer wütenden Stimme drang aus dem Lautsprecher, und der Hund schnitt eine Grimasse. Stefán und Eydís schwiegen. »Wir kommen«, sagte er und beendete das Gespräch. »Leifur«, erklärte er, immer noch mit verzerrtem Gesicht. »Er hat beschlossen, dass er uns jetzt auf einmal braucht. Leider. Warum zum Teufel war ich nicht schon auf der anderen Seite der Brücke?« Er wandte sich Eydís zu.
»Komm. Draußen wartet ein Auto auf uns und eine demolierte Brückenhalterung unten in der Schlucht. Angestrahlt.«
    Die beiden stiefelten nach draußen und begegneten Árni in der Tür, gefolgt von Björg und einem unrasierten Mann mit wirren Haaren zwischen vierzig und fünfzig. Árni nannte sie im Stillen immer noch Schneewittchen, und aus Angst vor einem Versprecher vermied er es, sie anzureden.
    Árni ging zu Stefán hinüber und flüsterte

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