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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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anderen an.«
    Er setzte sich wieder auf den kalten Stahlträger an der Südwand und versuchte, das Getuschel von Eydís und Friðjón zu verdrängen, die sich über einen Sarg nach dem anderen beugten. Er konnte nicht verstehen, was sie sagten, und war froh darüber. Am liebsten wäre er nach draußen gegangen, aber das Wetter war schlimmer als der Leichengeruch, und Árni war mit dem Wagen unterwegs. Deswegen blieb er an seinem Platz und wartete ab.
     
    »Wieso waren sie eigentlich genau hier?« Katrín schlug sich auf die Oberarme und stampfte ein paar Mal gut beschuht auf dem steinigen Boden der Schlucht auf, während ihre Blicke an der Steilwand hochgingen. Trotz Goretex außen und Angora am Körper sowie Fleece dazwischen fror sie erbärmlich. Das Gleiche galt für Guðni, der neben ihr stand, obwohl auch er von Kopf bis Fuß vermummt war und seine grünen Socken und Winterschuhe trug. Lárus hielt sich wesentlich besser.
    »Seht ihr die Linie dort?« Sie blickten in die Richtung, in die er zeigte, und schüttelten die Köpfe. »Dort, ein bisschen rechts von dem Felsvorsprung, und von da nach oben, seht ihr die nicht?« Sie sahen immer noch nichts. »Okay, das ist vielleicht nicht direkt eine Linie, und sie ist auch nicht gerade, sondern verläuft ein bisschen im Zickzack, aber seht
euch mal das Gestein dort links und das da rechts davon an. Und was dazwischenliegt, ist etwas anders, wenn man genau hinsieht. Der Unterschied ist vielleicht nicht groß, aber trotzdem. Dazwischen ist das alles etwas - wie soll ich sagen, etwas lockerer in sich, unregelmäßiger, nicht so glatt. Seht ihr das nicht?«
    Egal, wie intensiv sie da hinaufstarrten, in ihren Augen waren das nur normale Felswände, und auch wenn sie sich zwischenzeitlich einbildeten, darin irgendwelche Strukturen zu erkennen, lief doch im nächsten Augenblick alles wieder zusammen mit dem anderen Gestein. Lárus gab es auf.
    »Es ist vielleicht schwierig, das auszumachen, wenn man nicht weiß, wonach man sucht«, sagte er. »Aber für diejenigen, die sich auskennen, ist es leicht. Deswegen waren diese Leute meiner Meinung nach hier, nämlich um sich die Verwerfung anzusehen. Von hier aus kann man sie am besten sehen.«
    »Die Verwerfung?«, fragte Katrín mit klappernden Zähnen. »Die, die Ásmundur in seinem Abschiedsbrief erwähnt?«
    Lárus nickte. »Ja. Am besten gehen wir jetzt wieder zum Auto.« Niemand widersprach.
    »Du meinst also, dass sie sich diese Verwerfung angesehen haben?«, nahm Katrín den Faden wieder auf, als sie wieder in dem warmen Jeep saßen. »Norling, und wie hieß er doch noch, dieser Deutsche?«
    »Haase«, sagte Lárus.
    »Genau, also die Verwerfung, die die beiden untersucht haben«, fuhr Katrín fort. »Haben sie irgendetwas herausgefunden?«
    »Das weiß ich nicht, ich habe ihre Ergebnisse nicht zu Gesicht bekommen«, erklärte Lárus achselzuckend.
    »Aber die wurde doch wohl auch bereits früher untersucht, oder nicht?«

    »Ja, ja, natürlich, und zwar gründlich und gut. Was stellst du dir eigentlich vor, Mensch?«, entgegnete Lárus und schlug sich auf die Schenkel. Katrín musste beinahe lächeln. »Damals, noch bevor hier überhaupt mit den Arbeiten angefangen wurde«, fuhr er fort, »hat man hier alle möglichen Untersuchungen im Gelände durchgeführt, und nicht zuletzt geologische. Das Wichtigste war natürlich, sich Klarheit darüber zu verschaffen, ob das Gestein dicht und kompakt genug ist, um sowohl den eigentlichen Staudamm als auch den Stausee dahinter zu tragen. Seht ihr die Piste da am Kárahnjúkar-Massiv?« Er wies beinahe senkrecht in die Höhe, und dort waren drei Wege zu erkennen, die den Berghang querten. Sie reckten die Köpfe und nickten.
    »Die Piste da in der Mitte ist ungefähr hundertfünfzig oder hundertsechzig Meter über uns und gut hundertneunzig Meter über dem Boden der Schlucht. Das ist mehr als dreimal höher als der höchste Kirchturm in Island. Dort wird die oberste Kante der Staumauer sein. Und die wird mehr als siebenhundert Meter lang werden. Insgesamt kommen zwischen acht und neun Millionen Kubikmeter Geröll und Beton in die Staumauer rein, aber das ist nur ein Klacks im Vergleich zu dem Druck, der hier unten am Boden entsteht, wenn das Reservoir erst mal mit Wasser gefüllt ist. Hier verschwinden siebenundfünfzig Quadratkilometer unter Wasser, und die durchschnittliche Tiefe beträgt rund vierzig Meter, also sprechen wir von zweieinhalb Milliarden Tonnen Wasser! Das Land, also

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